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Landeshauptstadt: Grüne Korken auf illegale Rohre

Aktion der Bündnisgrünen am Groß Glienicker See / Seit sieben Jahren illegale Einleitung von Straßenabwasser

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Groß Glienicke – Mit luftgefüllten grünen Ballons verschloss eine Abordnung des Groß Glienicker Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen gestern zwei illegale Einleitungsrohre in den Badesee. Vier solcher Einleitungsstellen gibt es auf der Potsdamer, zwei auf Berliner Seite. Ein wirksamer Verschluss sind die grünen Korken freilich nicht, vielmehr ein symbolischen Akt, mit dem die Initiatoren gegen die Untätigkeit der Verwaltungen in Potsdam und Spandau protestieren. Auf Potsdamer Seite ist die Genehmigung für die Einleitung seit dem Jahre 2000 abgelaufen, für die Einleitung in Spandau gab es offenbar niemals eine Erlaubnis.

Andreas Menzel, für die Bündnisgrünen Mitglied im Ortsbeirat, zeigt auf einer Karte, welchen immensen Umfang die Einleitung von ungereinigtem Niederschlagswasser hat. Nicht nur das Straßenabwasser der Seepromenade, sondern auch das Regenwasser der angrenzenden Grundstücke gelangt in den See, der eigentlich als Reinstwasser- und Badegewässer eingestuft ist.

„Der See ist trüber geworden“, stellt Menzel fest, der seit sieben Jahren gegen die illegale Einleitung kämpft. Bei Regen bilden sich am Ufer umfangreiche Schaumkronen – ein Zeichen für den Eintrag schädlicher chemischer Substanzen. Berlin habe die Nährstofffällung und Belüftung eingestellt, weil es sich teilweise um ein Gewässer im Privatbesitz handele. Die Berliner Seite des Sees hatte der Gastwirt Wolfram Ludwig im Jahre 1978 für 280000 Mark gekauft; die Groß Glienicker Seeseite gehört derzeit noch dem Bund. Dem Vernehmen nach will dieser seinen Teil ebenfalls privatisieren. „Wir haben uns im Ortsbeirat gegen diese Pläne ausgesprochen“, berichtet Menzel.

Die „Perle von Groß Glienicke “ ist der Einleitung unbehandelter Straßenabwässer nicht gewachsen. Laut einem Fachgutachten vom Herbst 2006 werden der chemische Schwellenwert sowie der Grenzwert für Phosphor nach dem Abwasserabgabengesetz überschritten.

In einer Mitteilung des Landesumweltamtes an die Potsdamer Stadtverwaltung heißt es: „Wir müssen... den geringen Spielraum deutlich machen, der hinsichtlich zusätzlicher Stoffeinträge in den Glienicker See (hier insbesondere Phosphor ) besteht...“ Ein vorgeschaltetes Mulden-Rigolen-System mit Bodenfilter könnte nach Meinung des Landesumweltamtes die Wasserqualität stabilisieren. „Das ist auch unsere Meinung“, sagt Menzel, der in den nächsten Wochen mit einem Straßenentwässerungskonzept der Potsdamer Verwaltung rechnet. Darüber hinaus fordert Grünen-Stadtverordneter Peter Schüler: „Berlin und Brandenburg müssen die Tiefenbelüftung gemeinsam durchführen, damit sich die Wasserqualität nicht weiter dramatisch verschlechtert.“ Die Landeshauptstadt habe das Motto „Faszination Wasser“ für 2007 ausgerufen, dazu gehöre es, sich der Verantwortung zu stellen und nicht ohne Erlaubnis „sehenden Auges unbehandelte Straßenabwasser direkt in einen Reinstwassersee zu kippen und die Groß Glienicker darin baden zu lassen.“ G. Schenke

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