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Landeshauptstadt: Grüne wollen durch Stiftungsgärten radeln

Griebnitzsee-Initiative kritisiert geplanten Bebauungsplan / Initiativen für Potsdams Radwege geplant

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Die Grünen-Fraktion der Stadt möchte sich in nächster Zeit verstärkt für bessere Fahrradwege an den Seen im nördlichen Potsdam einsetzen und plant dafür verschiedene Initiativen. Grund: Die Grünen wollen den so genannten Mauerweg, also die Linie der früheren innerdeutschen Grenze zwischen Potsdam und West-Berlin, touristisch aufwerten. Dies wurde bei einer rund 30 Kilometer langen Radtour am Sonnabend Nachmittag durch den Norden Potsdams deutlich. Eingeladen zum so genannten „Mauerstreifzug“ hatte der grüne Europaabgeordnete Michael Cramer, der sich schon von 1989 bis 2004 im Berliner Abgeordnetenhaus für den Erhalt des Grenzstreifens engagierte.

So unterstützen er und die Grünen der Stadt einen Aufruf der „Initiative Griebnitzsee für Alle“, die die Potsdamer bittet, sich mit Anregungen am Bebauungsplan Griebnitzsee zu beteiligen. Zwischen dem 24. Juli und dem 1. September können dafür Vorschläge an die Verwaltung gesendet werden. „Der Radweg muss durchgehend erhalten bleiben“, sagte Walter Raffauf von der Initiative und kritisierte den jüngst von der Stadt neu vorgeschlagenen B-Plan, weil dieser Einschränkungen für den Radverkehr vorsehe. Die Grünen schlossen sich dieser Kritik an. Aus Naturschutzgründen sei seine Partei wie die Initiative zusätzlich gegen die geplanten privaten Bootshäuser am Griebnitzsee, so Cramer. Diese seien zu groß geplant und hätten keine Höhenbeschränkung. Im Brandenburgischen Naturschutzgesetz bestehe zudem laut Paragraph 48 ein Bauverbot in solchen Uferbereichen. Dies werde von der Verwaltung aber ignoriert.

Ferner soll das Gespräch mit der Preußischen Stiftung Schlösser und Gärten gesucht werden: Die Uferwege Am Neuen See und im Sacrower Park sollen offiziell befahren werden dürfen. „Dass an diesen Stellen zur Zeit eigentlich geschoben werden muss, ist nicht akzeptabel“, sagte Cramer während der Radtour, bei der rund hundert Teilnehmer mitfuhren. Er verwies auf den Berliner Schlosspark Charlottenhof, in dem inzwischen per Beschluss des Abgeordnetenhauses auf bestimmten Wegen geradelt werden könne. So eine Lösung müsse auch für Potsdam möglich sein. „Zum Glück scheint die Stiftung aber langsam einzulenken“, so Cramer.

Auch baulich sehen die Grünen noch erheblichen Veränderungsbedarf im Potsdamer Norden: So bestehe zwar Einigkeit zwischen der Stadt und dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium, den Rundweg von der Glienicker Brücke zur Sacrower Heilandskirche fahrradfreundlich herzurichten. Dazu sollen die „Gemeinschaftsaufgabe Ost“-Mittel von Bund und EU verwendet werden. Einen entsprechenden Antrag habe die Stadt Potsdam bereits im Wirtschaftsministerium des Landes eingereicht. Doch sei für den Weg entlang von Jungfern-, Lehnitz- und Krampnitzsee nun schon zwei Jahre lang nichts mehr passiert, kritisierte Cramer. „Wir möchten, dass bis zum 45. Jahrestags des Mauerbaus in diesem August von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns entschieden wird und die Maßnahmen dann im nächsten Jahr durchgeführt werden können“, sagte Cramer.

Zudem soll der bisher wegen Sand nur mühsam befahrbare Rotkehlchenweg im Ortsteil Neu-Fahrland zu einem Radweg ausgebaut werden. Einen entsprechenden Antrag wolle die Fraktion nach der Sommerpause in die Stadtverordnetenversammlung einbringen, sagte Uwe Fröhlich, Beisitzer im Grünen-Kreisverband. Auf ein Problem dieser Idee wies jedoch Michael Cramer hin: Die Anwohner des Weges würden keinen Ausbau wollen, weil sie sich vor zu starken Verkehr fürchteten. „Deswegen möchten wir diese Straße als Mauerweg anerkennen lassen“, sagte Cramer. Danach könne dort eine asphaltierte Strecke entstehen, diese dürfe aber nur von Radfahrern und den Anwohner benutzt werden.

Wesentlicher Initiator all dieser Ideen ist Michael Cramer selber. Im EU-Parlament hat er sich mit Erfolg für einen so genannten „Iron Curtain Trail“ stark gemacht, also einen Radweg von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer. „An dieser Linie der Teilung zwischen Ost und West soll die Geschichte des Kalten Krieges erfahrbar werden“, sagt Cramer. Mit dem Konzept könne Kultur, Politik und umweltfreundlicher Tourismus miteinander verbunden werden.

Zum Berliner Mauer-Radweg hat er exemplarisch für diese Idee bereits einen Fahrradführer veröffentlicht. Cramer: „In dem Büchlein ist der Potsdam-Teil noch recht dünn – aber wenn die Radwege hier in besserer Verfassung wären, dann könnten sie in einer neuen Auflage mit auftauchen.“

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