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Von Sabine Schicketanz: Grüne wollen Thermalbad an der Tropenhalle

1000 Meter unter der Stadt lagert 60 Grad heißes Wasser – es könnte Schwimmhalle und Biosphäre beheizen und zum Baden dienen

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Potsdams neues Schwimmbad, das sehr wahrscheinlich neben der Biosphäre im Bornstedter Feld errichtet wird, soll mit Wärme aus der Erde beheizt werden. Dies fordern die Potsdamer Grünen. Sie wollen morgen in der Stadtverordnetenversammlung Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beauftragen, den Einsatz von sogenannter Tiefengeothermie beim Schwimmbad-Neubau zu prüfen.

Mit dem in Potsdam in rund 1000 Meter Tiefe befindlichen Wasser, das eine Temperatur von rund 60 Grad habe, könnte nicht nur das Warmwasser für das Schwimmbad bereitet werden, sagte Andreas Walter, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen und Hydro-Geologe, den PNN. Die Wärme aus der Erde könnte auch dazu genutzt werden, das Schwimmbad und die Tropenhalle Biosphäre zu beheizen. Für ein mögliches Freibad auf dem Gelände könnte ebenfalls warmes Wasser bereitgestellt werden; auch weitere Neubauten im Bornstedter Feld ließen sich per Geothermie beheizen. Dies sei angesichts hoher Rohstoffpreise für konventionelle Energieträger und damit „exorbitanter“ Betriebskosten eine hervorragende und effiziente Variante, so Walter. Für die Biosphäre zahlt die Stadt derzeit bekanntlich rund eine Million Euro Zuschüsse im Jahr – auch, weil die Einnahmen durch die Besucher nicht ausreichen, um die hohen Energiekosten für das Tropenklima in der Halle zu decken.

Bei dem in rund 1000 Meter Tiefe vorhandenen Wasser handele es sich um mineralisiertes Wasser, welches sogar für einen Thermalwasserkreislauf – also für Wellness-Angebote im Schwimmbad – genutzt werden kann, sagte Experte Walter. Potsdam könne so bei Touristen als Thermalbad punkten.

Zahlreiche Kenntnisse über die Beschaffenheit der durch eiszeitliche Abflussrinnen geprägten Erdkruste in Potsdam lägen bereits vor. So habe es im Bornstedter Feld Mitte der 1990er Jahre bereits sechs Bohrungen der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) gegeben. Zudem habe das Brandenburgische Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoff „gute Profile“ des Untergrunds. „Ausreichend Daten liegen vor“, versicherte Walter.

Schwierigkeiten könnten daher allein die Kosten für die Bohrungen machen. Mit Summen im zweistelligen Millionenbereich müsse gerechnet werden, sagt Walter. Er verwies jedoch auf Förderprogramme der Bundesregierung, mit denen sich 80 Prozent des Findigkeitsrisikos decken ließen. Der Vorteil der Geothermie sei nahezu unschlagbar: Sei die Quelle erschlossen, stehe sie für immer zur Verfügung. Die Wärmemenge, die in der Erdkruste gespeichert ist, sei unendlich – denn die Forschung habe bewiesen, dass ständig Wärme nachfließe.

Ihre Unterstützung beim möglichen Einsatz von Fördergeldern sagte bereits die Potsdamer Vizechefin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Katherina Reiche zu, in deren Fachbereich als parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit das Thema erneuerbare Energien fällt. „Die Geothermie ist der bisher am wenigsten entwickelte Bereich“, sagte Reiche. Es gebe jedoch „interessante Möglichkeiten“ durch Förderprogramme des Bundes. Die Option sollte bei den Prüfungen zum Potsdamer Badneubau im Sinne eines nachhaltigen und intelligenten Wärme-Kälte-Konzepts auf jeden Fall geprüft und berücksichtigt werden, so Reiche.

Nach der langjährigen Auseinandersetzung um ein neues Schwimmbad für Potsdam will das Stadtparlament nun im Januar entscheiden. Die Rathauskoalition mit Stimmenmehrheit aus SPD, CDU, Grünen und FDP – bisher mit Familienpartei – hatte sich klar für ein Sportbad neben der Biosphäre positioniert. Dies würde – abzüglich des Erlöses aus dem Verkauf des bisherigen Schwimmbad- Standortes Brauhausberg für Wohnbebauung in Höhe von zwölf Millionen Euro – nach Angaben der Stadtwerke nur noch 100 000 Euro kosten. Die Fraktion Die Linke besteht bisher darauf, das Bad am Standort Brauhausberg zu behalten. Sie will morgen über eine Bürgerbefragung zum Badstandort abstimmen lassen. Ohne Votum der Potsdamer werde die Linke ihre Meinung nicht ändern, hatte Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg angekündigt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will die Pläne der Verwaltung für das Bad – das von den Stadtwerken gebaut, finanziert und betrieben werden soll – im Januar dem Stadtparlament vorlegen.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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