Von Peer Straube: Grünes Licht für die Leitbauten
Konzept von den Stadtverordneten beschlossen / Linke scheitern mit Erhalt des Staudenhof-Wohnblocks
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Innenstadt - Potsdams historische Mitte gewinnt Kontur: Mit großer Mehrheit gaben die Stadtverordneten gestern Abend dem Leitbautenkonzept für das Areal rund ums künftige Landtagsschloss am Alten Markt ihren Segen. Es sieht vor, den Palast Barberini, die Häuser Humboldstraße 3 und 4, die Schlossstraße 8 „Zum Einsiedler“ und die Schwertfegerstraße 10 (zwei der „Acht Ecken“-Häuser), den Plögerschen Gasthof und das Gebäude Am Alten Markt 17 äußerlich im Wesentlichen originalgetreu wiederzuerrichten. Diese Leitbauten sollen für die weiteren Neubauten in der Mitte Orientierungshilfe und Maßstab sein, allerdings sollen die Architekten dort größeren Spielraum bekommen.
Obwohl das bereits mit viel Lob bedachte Konzept schon in trockenen Tüchern schien, entspann sich vor der Abstimmung abermals eine Grundsatzdebatte. Grund war ein Antrag der Linken, der vorsah, das Gebiet der Bibliothek, der Fachhochschule und des Wohnblocks am Staudenhof aus dem Papier herauszunehmen. Setze man das Leitbautenkonzept unverändert um, würde das Wohnhaus, das der Pro Potsdam gehört, abgerissen und somit preiswerte Wohnungen vernichtet, begründete der Linken-Stadtverordnete Ralf Jäkel. Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) warnte davor, dem Ansinnen der Linken zu folgen. Damit würde das Leitbautenkonzept „enorm beschnitten“. Er wolle jedoch „eine Brücke bauen“, damit auch die Linken ihre Zustimmung geben könnten. Klipp schlug vor, Jäkel möge den Antrag nur auf das Wohnhaus münzen, über dessen Abriss ohnehin noch Jahre ins Land gingen. Einen „Vorratsabbruch“ werde es nicht geben, bekräftigte er. Jäkel beherzigte den Rat und änderte den Antrag ab – vergeblich. Die Rathaus-Kooperation aus SPD, CDU, FDP und Bündnisgrünen lehnte ihn dennoch ab.
Ihre Vertreter beriefen sich dabei vor allem auf den vor 20 Jahren gefassten Beschluss zur Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss und warfen der Linken vor, diesen wo immer möglich zu torpedieren. „Herr Jäkel, Sie haben immer wieder versucht, das Leitbautenkonzept zu boykottieren – das finde ich sehr schade“, sagte FDP-Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) versuchte sich in der Vermittlerrolle. „Behalten Sie Ihre Idee im Kopf“, riet er Jäkel. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Linken-Antrag ohnehin „überflüssig, weil wir noch gar nicht so weit sind“. Für die Strukturen der künftigen Blöcke gebe es noch keinerlei „inhaltliche Konzepte“. Dafür würden sowohl Experten als auch die Öffentlichkeit zu Rate gezogen.
Zudem beschlossen die Stadtverordneten, für die Häuser Humboldtstraße 1 und 2 einen kombinierten Investoren- und Architektenwettbewerb zu starten. Beide Häuser gehören nicht zu den Leitbauten. Auf dem Grundstück Humboldtstraße 1 befand sich bis Kriegsende das Palast-Hotel.
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