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MASAR-E SCHARIF: Grüße an die Sahneschnitten

Der Potsdamer Danny S. und Ronny S. aus Brück erleben Silvester als Soldaten in Masar-e Scharif, Afghanistan

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Neujahrsgrüße aus Masar-e Scharif: Eine E-Mail aus Afghanistan erreichte die PNN, mit der Bitte, einen kurzen Zweizeiler zu veröffentlichen: „Wir wünschen unseren Familien, Verwandten, Bekannten und Freunden ein frohes und gesundes neues Jahr. Grüße nach Potsdam, Brück und Umgebung senden euch Ronny S. und Danny S.“

Die beiden 27-Jährigen sind Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz. Sie dienen derzeit im Camp „Marmal“ in der nordafghanistanischen Stadt Masar-e Scharif und sind Teil der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe, der International Security Assistance Force (ISAF). Im Anhang ihrer E-Mail schickten sie ein Foto, darauf die beiden Soldaten, sitzend auf dem Dach eines Kranfahrzeugs.

Bei einem gestrigen Telefonat berichteten die Bundeswehrsoldaten von ihrem Alltag im Militär-Camp. Beide sind seit dem 28. Oktober dieses Jahres im ISAF-Einsatz. Viel Freizeit haben sie nicht. Vorrang vor allem hat der Dienst, versichern sie. Sie bedienen ein Kranfahrzeug und helfen beim Aufbau des Camps. „Der Tag geht bis 20 Uhr“, sagt Danny S., der in Babelsberg aufgewachsen ist und – wenn er nicht gerade bei der Armee ist – in der Waldstadt wohnt. Nach Dienstschluss gehen sie eine Runde laufen, duschen dann, essen Abendbrot, sehen sie sich einen Film an und gehen zeitig ins Bett. Der nächste Tag stellt wieder seine Forderungen an sie, sagt Danny S.. Ihre Familien und Freunde fehlen beiden sehr, sagen sie. „Mutti ist die Beste“, verrät der Potsdamer. Zu Weihnachten hat die Bundeswehr viele Weihnachtsbäume eingeflogen. Es gab kleine Geschenke von der Kompanieführung. „Und für jeden auch ein Glas Glühwein“, berichtet Ronny S., der aus Brück stammt. Er sagt, dass er als Soldat den Wert von Briefen schätzen gelernt hat: „Das ist persönlicher als ein Telefonat.“

Für die Soldaten ist es nicht der erste Auslandseinsatz, beide waren zuvor bereits im Kosovo. Sie wissen, dass ihre Eltern Angst um sie haben. „Hier bei uns ist es ruhig, aber nicht stabil“, schätzt Ronny S. die Lage ein. Seinen Eltern und Freunden will er sagen: „Danke, dass ihr da seit und dass ihr mir beisteht.“ Einen besonderen Gruß gilt den „Sahneschnitten“ in Gömnigk – „meiner Tanzgruppe, ein traditioneller Tanzverein“. Und er fügt hinzu: „Danke für das Paket.“ Auf die Frage, ob es in seinem Camp in der Silvesternacht auch Sekt zum Anstoßen gibt, muss Ronny S. lachen. „Ich denke schon“, sagt er. Silvesterraketen allerdings werden die Bundeswehrsoldaten nicht aufsteigen lassen, versichert er.

Der Potsdamer Danny S. ist gelernter Gas-Wasser-Installateur. Für die Zeit nach der Armee hat er Pläne, er will das Fachabitur nachmachen und eventuell studieren. Er denkt an Fachrichtungen wie Netzwerktechnik oder Wirtschafts-Informationstechnik. Vorerst aber hat er sich entschlossen, ein zweites Kontingent, also weitere vier Monate, in Afghanistan zu bleiben. Während Ronny S. Mitte März nach Hause kommt, bleibt Danny S. von einem Urlaub im April abgesehen bis Ende Juni oder Anfang Juli in Mazar-e Sharif. Seine Eltern sagten dazu, „Junge, du bist erwachsen, du musst wissen, was du machst.“

Und, was sagt die Freundin dazu? Danny S. antwortet zögernd. Er weiß gar nicht so genau, ob er eine Freundin hat. Denn kurz vor seinem Einsatz hat er „noch jemanden kennen gelernt “ Übereinstimmend sagen beide Soldaten, dass es nicht einfach ist, sich fest zu binden, wenn man weiß, dass eine so lange Trennung bevorsteht.

Masar-e Sharif ist die größte Stadt im Norden Afghanistans. Sie hat 1,5 bis zwei Millionen Einwohner. Das noch im Bau befindliche Camp „Marmal“ liegt am Rande der Stadt. Es besitzt einen eigenen Flughafen und ist nach dem Marmalgebirge benannt. Masar-e Scharif ist die bedeutendste Wallfahrtsstätte Afghanistans und zählt zu den heiligen Städten des Islam. Der Name der Stadt ist persisch und bedeutet „Grab des Heiligen“. Die Afghanen nehmen an, dass dort Ali ibn Abi Talib, der Schwiegersohn Mohammeds, begraben ist. Das Mausoleum des Heiligen, die Blaue Moschee von Mazar, gehört zu den schönsten Moscheen der Welt. Bei einigen Historikern gilt Masar-e Sharif als Begräbnisort des altpersischen Propheten Zarathustra. Während der Taliban-Herrschaft war die Stadt Hochburg der Opposition. gb

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