zum Hauptinhalt
Weihnachten am Schlaatz: Die Bundeswehr kochte am Bürgerhaus Rindergulasch für mehr als 100 Menschen (Bild li.), im Asylbewerberheim (Bild r.) überreichten Jann Jakobs (l.), Maria von Pawelsz-Wolf und Aldriane Franke Thiemann (hinten) Geschenke.

© A. Klaer

Von Kay Grimmer: Gulasch aus der Feldküche, Räder aus dem Fundbüro

Weihnachten am Schlaatz: DieBundeswehr kochte für Bedürftige, im Asylheim gab es Geschenke nicht nur vom Stadtoberhaupt

Stand:

Einige Schlaatzer hetzen am Donnerstagvormittag über den trostlosen Marktplatz, die meisten mit Tüten in den Händen. Letzte Weihnachtseinkäufe, Zutaten für die Festtagsessen schauen aus den Beuteln heraus. Das geschäftige Treiben vor dem Bürgerhaus am Schlaatz hingegen übersehen die meisten.

Männer in Tarnanzügen wuseln herum, bauen eine komplette Feldküche vor der Tür der Potsdamer Tafel auf. Weihnachtliche Stimmung kommt dort am Vormittag des 24. Dezembers noch nicht auf, es dominiert geschäftiges Treiben. Das allerdings ist auch notwendig, in Kürze werden die ersten Mittagsgäste erwartet. Soldaten des Einsatzführungskommando in Geltow kochen für Bedürftige. Rotkohl, Rindergulasch und Klöße garen in den riesigen Töpfen.

Ein wenig ungewohnt scheint es für manch Soldaten zu sein, für eine nicht uniformierte Klientel zu kochen – dazu noch an Heilig Abend, dem Tag, an dem man am liebsten seine Familie um sich hat. Doch viele der Bundeswehr-Helfer werden erst am Nachmittag im Kreise ihrer Familien sein. Zuvor gilt es, jenen ein kulinarisches Weihnachtsmahl zu servieren, denen es nicht so gut geht. Und als um elf der Rindergulasch fertig ist, der Rotkohl durchgezogen und die Klöße gar, ist der Ansturm auf das kostenlose Weihnachtsessen groß. Weit über 100 Menschen nutzen die Chance, deutsches Traditionsessen am Mittag des 24. Dezembers zu bekommen – die Weihnachtsaktion der Bundeswehrsoldaten vom Einsatzführungskommando kommt an.

Ganz anders die Düfte, die aus einem Kellerraum im Wohnheim am Nuthetal strömen. Auch in der Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber am Magnus-Zeller-Platz wird Weihnachten gefeiert – selbst wenn viele Bewohner zugeben, ansonsten nicht viel mit der christlichen Geschichte gemein zu haben. Doch Weihnachten im Asylbewerberheim wird in erster Linie für die Kinder gefeiert – immerhin zwölf Klein- und zwei Schulkinder leben in dem sanierten Plattenbau. Von den 16 Jugendlichen sind nur wenige beim Fest, das die Ausländer-Seelsorgerin der evangelischen Kirche, Monique Tinney, gemeinsam mit den Heimbewohnern ausgerichtet hat. Auf den Tischen stehen neben Plätzchen und Orangen auch fremde Speisen – ein multikulturelles Festessen mit arabischen, asiatischen und afrikanischen Speisen.

Doch die Augen der Kleinen sind vor allem auf den Haufen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum gerichtet. Wie schon im vergangenen Jahr haben die beiden CDU-Frauen Maria von Pawelsz-Wolf und Aldriane Franke-Thiemann Präsente für Kinder gesammelt. Viele der Unterstützer aus dem Vorjahr seien von sich aus auf die beiden Geschenk-Sammlerinnen zugekommen und hätten erneut Hilfe angeboten. „Einen Sammelaufruf brauchten wir gar nicht“, so Franke-Thiemann.

Auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und die Sozialbeigeordnete Elona Müller schauen auf der Weihnachtsfeier vorbei – ein Überraschungsbesuch. „Im vergangenen Jahr war ich spontan bei der Feier der Volkssolidarität am Kiewitt“, erzählt Jakobs. Er beschloss, solch einen Überraschungsbesuch auch 2009 zu veranstalten. Diesmal also im Asylbewerberheim, dass Mitte des Jahres an den Schlaatz gezogen war. „Mittlerweile ist das Heim im Stadtteil angekommen“, glaubt Elona Müller.

Die Stimmung unter den Bewohnern des Hauses scheint auch entspannt und gelöst. Allein die Kinder werden etwas nervös und verstummen, als der Weihnachtsmann den Raum betritt – wie sollte es anders sein, ein Afrikaner hat sich den roten Mantel übergeworfen und den weißen Bart umgehängt. Nicht nur die Geschenke von Franke-Thiemann und von Pawelsz-Wolf wechseln die Besitzer. Auch vier Fahrräder gehen in den Fundus des Heims über – ein Wunsch der Heimbewohner. Kurzerhand wurden vier herrenlose Drahtesel aus dem Fundbüro aufgearbeitet und sorgen nun für mehr Mobilität bei den 139 Heimbewohnern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })