zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Günther Jauch befürchtet Aus für KGB-Gedenkstätte

TV-Moderator wendet sich an Förderverein – der hofft weiterhin auf Erhalt des Mahnmals

Die „Salami-Taktik“, mit der immer mehr Räume der Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis für Besucher gesperrt würden, führe letztlich zur Schließung des Mahnmals, fürchtet TV-Moderator Günther Jauch. Der Wahl-Potsdamer, der bereits mehrfach die Arbeit der Gedenkstätte in der Leistikowstraße mit Spenden unterstützte, hatte sich nach einem PNN-Beitrag Ende Mai, wonach weitere fünf Zellen aus baupolizeilichen Gründen unzugänglich gemacht wurden, sorgenvoll an den Vorsitzenden des Fördervereins, Christian Albroscheit gewandt. Der Bericht nehme vom Grundton her die tatsächliche Angst und den Ärger der Opfer des ehemaligen KGB-Gefängnisses in Potsdam auf und bringe die Befürchtung der Gedenkstättenbesucher und der dort ehrenamtlich Arbeitenden zu Gehör, nämlich: Die Sperrungen von Räumen des Hauses setzen sich Jahr für Jahr fort, so Albroscheit.

Der original erhaltenen, weltweit einmaligen Gedenkstätte kommunistischer Gewaltherrschaft mit ihren 53 Räumen könnte irgendwann das letzte Stündlein schlagen, wenn nicht schnellstens Hauseigentümer, Politiker und Gedenkstättenbetreiber an einem Tisch zusammenkämen, um Zuständigkeiten und Verantwortungen für die Lasten des Gebäudes neu zu regeln und verbindlich zu machen. Die in dem Beitrag genannten 300 000 bis 400 000 Euro für eine Rundumsanierung des Hauses einschließlich Geländegestaltung seien zwar korrekt, könnten aber potenzielle Sponsoren abschrecken, erklärte Pfarrer Albroscheit. Abgesehen davon, dass eine zu große Sanierung dem originalen Bild der Gedenkstätte eher schaden werde, sei mitunter nur der Auftrag von Bodenausgleichsmasse nötig, um mehrere, jetzt baupolizeilich gesperrte Räume wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch könnte fortschreitender Schaden am Bau mit verhältnismäßig kleinem Aufwand gestoppt werden. Schon vorhandene Spendenmittel stehen für den Anfang bereit. „Ich möchte deutlich machen, dass die Aufarbeitung des Unrechts an den ehemaligen Opfern, die Veröffentlichungen, die Ausstellungen und unsere Zeitzeugengespräche Geld kosten“, erklärte der Vereinsvorsitzende.

Auch ohne eine Gedenkstättensanierung würden Spenden zweckgerecht eingesetzt. Christian Albroscheit wies auf das Problem der bisher nicht geregelten Zuständigkeit hin. Der Evangelisch Kirchliche Hilfsverein (EKH) könne als Eigentümer des Hauses nicht automatisch und selbstverständlich für das öffentliche Interesse der Gedenkstätte herangezogen werden. Wenn er hier dennoch immer wieder Leistungen erbrachte, sei das anerkennenswert. Der EKH und der Gedenkstättenverein seien sich ihrer partnerschaftlichen Verantwortung voll bewusst. Aus diesem Grunde ist der Verein letzten Endes „auch nicht ohne Hoffnung, mit dem EKH jetzt Regelungen treffen zu können, die den Mahn- und Gedenkort bleibend erhält“.

Von Seiten der Stadt Potsdam wurde die Gedenkstätte zum Schutz ihrer Ausstellungsteile mit Trockengeräten ausgestattet. Auf politischer Ebene werde also nicht nur geredet, sondern auch gehandelt. „Man wird sehen, ob das Land Brandenburg das Haus einmal ganz und gar als öffentliche Gedenkstätte übernehmen wird, mit Personal ausstattet und es touristisch angemessen einbindet.“

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false