
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Gut gestorben, gut gegessen
Gelungenes Krimidinner im Havelmeer, serviert von „Krimimobil“
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Potsdam-West - So fröhlich wurde noch nie gestorben wie vergangenen Samstag während des Vier-Gänge-Menüs im Gastro-Zelt von Havelmeer. „Mord beim Festbankett“ hieß die mit Todesfällen gespickte Einladung zum Essen und es machte gar nichts, dass das Restaurant im festen Haus nicht rechtzeitig zur Wintersaison fertig geworden ist. Dort müssen die Wände noch immer wegen zu hoher Feuchtigkeit ausgetrocknet werden, ehe der Umbau beginnen kann. Das Zelt war mit den Stühlen aus dem Havelmeer-Garten freundlich bestückt und die Tische ganz in Weiß eingedeckt worden. Die vier Mitwirkenden des Tournee-Ensembles „Krimimobil“ aus Berlin ließen sofort die richtige Stimmung aufkommen. Dass dem Publikum allerdings beim ersten Mord an einem zu spät gekommenen Gast ein Frösteln über den Rücken lief, lag mehr an den Außentemperaturen, die durch die Zeltwände drangen, als am überraschenden Todesfall. Zwei Heizstrahler sorgten jedoch ziemlich schnell für Abhilfe und sofort ausgereichte Decken taten ein Übriges. Ansonsten klappte das Zusammenspiel von „Mord beim Festbankett“ und dem tatsächlichen Menü so perfekt, als habe man es schon mehrfach geübt. Dabei war es für das Krimimobil eine Potsdam-Premiere.
Das Festbankett darf variiert werden, in Potsdam gab es statt der ansonsten oft servierten blutroten Tomatensuppe eine kräftige Rinderconsommé mit Wachtelei, Flugentenbrust auf Feldsalat mit Ananas-Mango-Confit, als Hauptgang Ochsenbacken an glasiertem Wurzelgemüse und zum Abschluss Tannenhonigparfait mit Heidelbeermark. Dafür zeichnete René Freitag als Küchenchef des Havelmeers verantwortlich. Als eine Besucherin lobend bemerkte, für dieses Essen könne sie sterben, war das zum Glück aber genauso wenig ernst gemeint wie das Morden, das dann anhob. Zwischen den Gängen durfte also fröhlich singend gestorben werden und darauf war ebenso Verlass wie auf das pünktliche Erscheinen der verschiedenen Gänge.
Mit der ersten Leiche wäre es am Samstag jedoch beinahe schiefgegangen, denn die Frage, ob es einen Gast namens Zenker gebe, wurde mit Ja beantwortet. Ein Herr Zenker aber sollte zum ersten Opfer werden und das auch noch aus Versehen, weil er einen Kaiserschmarren serviert bekommt, der eigentlich für den Stargast des Abends reserviert war. Zum Glück hatte der echte Gast den falschen Vornamen und musste deshalb nicht sterben. Nicht mal aus Versehen. Der Mörder, der es auf die edlen Perlen des Stargastes abgesehen hatte, musste also noch einmal zuschlagen und rammte der Diva ein Hackebeil in den Rücken. Die brachte es fertig, damit noch „Daran geht die Welt nicht unter“ zu singen, ehe sie Gesang und Geist aufgab. Wer der Mörder war, blieb natürlich bis zuletzt offen. Das Publikum durfte mitraten und der richtige Täter erhielt sogar ein paar Treffer. Viele aber machten sich auch einen Jux aus der Tätersuche und benannten den Marienkäfer oder den Gärtner als Mörder, obwohl der gar nicht auftauchte. Sogar ein brummig aussehender Mann, der am Ufer mehrmals hin- und herspazierte, wurde verdächtigt. Das Publikum spielte überhaupt prächtig mit und die zu Pfarrer, Doktor, Geburtstagskind und Frau Schmidtchen ernannten Gäste lieferten zum Gaudi der Umsitzenden ihre Sätze perfekt ab.
Die Komödianten der Krimitruppe aber zeigten mitunter geradezu artistische Leistungen, allen voran Mackie Heilmann. Sie musste nicht nur die Restaurantchefin mimen, sondern auch noch einen Marienkäfer, die Köchin und die singende, gemordete Diva. Sie starb schließlich ebenso perfekt wie der zufällig dahingeschiedene Herr Zenker. Dass er schnell wieder auferstand und zum Techniker hinterm Mischpult mutierte, hat natürlich niemand bemerkt. Der in seine Chefin verliebte Kellner blieb seiner Figur treu und erntete Sonderapplaus für eine Schnellsprechübung, bei der man ordentlich die Ohren spitzen musste. Dass er einen Kurs an der Volkshochschule als Hobbykriminalist belegt hatte, zahlte sich aus. Er konnte sogar dem als Kellner eingeschleusten Privatdetektiv etwas vormachen. Zum Schluss wurde auch noch gezaubert, nämlich die Perlen aus dem Ausschnitt eines Gastes.
Das Havelmeer wird den „Mord beim Festbankett“ im Dezember wiederholen, doch diese Veranstaltung ist schon ausverkauft. Deshalb wird es höchstwahrscheinlich auch im nächsten Jahr eine mörderische Zusammenarbeit mit dem Krimimobil geben. Die Truppe ist deutschlandweit buchbar und sie hat auch noch einen „Mord in der Südsee“ im Angebot. Dass es auch da lustig zugeht, garantiert der Chef der Truppe Karsten Morschett.
Das Havelmeer in der Straße Auf dem Kiewitt wird als nächstes umfangreichen Silvesterspaß garantieren, indem das ganze Areal einbezogen werden soll.
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