Landeshauptstadt: Gute Nacht, Schildkröten
Drei gepanzerte Bewohner des Aquariums gingen in Winterschlaf
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Sie sind drei Jahre alt, gehören zur einzigen heimischen Schildkrötenart, stammen trotzdem nicht aus der freien Natur, sondern aus einer Berliner Zucht und wurden gestern in einem Kühlschrank bei 4 Grad Celsius zur Ruhe gebettet. Für die drei Sumpfschildkröten des Naturkundemuseums in der Breiten Straße 13 ist Winterschlaf angesagt. Den benötigen sie unbedingt, denn durch eine über Jahrtausende geübte Anpassung an das nordeuropäische Klima stellen die wechselwarmen Tiere ihre Nahrungsaufnahme im Winter ein und vergraben sich normalerweise in feuchten Schlammschichten. Im Museum besteht das Ruhebett aus einer mit feuchten Moosen gefüllten Plastikbox. Bis März verfallen die Tiere in eine Winterstarre und werden im Frühling nicht etwa vom Menschen, sondern von ihrer biologischen Uhr geweckt. Dann rappelt es im wahrste Sinne des Wortes im Karton.
Ehe die Tiere gestern ihren Winterschlaf antreten durften, war aber erst einmal Trubel angesagt. Die Schildkröten wurden gewogen und vermessen, es wurde überprüft, ob es Verletzungen gibt und ob sich schon Geschlechtsmerkmale feststellen lassen. Das ist jedoch erst nach vier, fünf Jahren der Fall. Da sie 70 Jahre und älter werden, können sie sich mit dem Nachwuchs Zeit lassen. Museumschef Detlef Knuth und Mitarbeiter Jens Gerlach waren aber mit der Entwicklung sehr zufrieden. Die größte Sumpfschildkröte brachte 404 Gramm auf die Waage und hat über den Panzer 14,8 Zentimeter Länge, was schon als fast ausgewachsen gilt, denn länger als 20 Zentimeter werden die Tiere nicht.
Brandenburgische Sumpfschildkröten gehören zu den nördlichsten Schildkröten-Vorkommen. In früheren Jahrzehnten galten sie als Delikatesse vor allem während der Fastenzeit, da alles, was aus dem Wasser kommt nicht als Fleisch gewertet wurde. Frankreich war einer der Hauptabnehmer. Inzwischen gilt die Art als vom Aussterben bedroht. In der Nähe von Potsdam am Plessower See gibt es jedoch noch eine kleine Population . Um der Art neue Überlebenschancen zu sichern, werden Sumpfschildkröten in der Naturschutzstation Linum gezüchtet und ausgewildert.
Haben sich auch die Gepanzerten zur Ruhe begeben, so sind im Aquarium noch 36 Fischarten äußerst munter zu besichtigen, auch der 1,70 Meter lange Wels. Neu hinzugekommen sind Äschen, Maränen, Nasenfische und Edelkrebse. dif
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