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Landeshauptstadt: Gutes Klima

IHK zeichnet Kongresshotel Potsdam aus: Hotelchefin Braun klagt über schlecht qualifizierte Bewerber

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Potsdam West - Vor knapp drei Wochen hat Julia Viole die letzte Prüfung bestanden. Jetzt steht die Veranstaltungskauffrau im Kongresshotel Potsdam am Templiner See hinter der Rezeption. „Ich wurde übernommen“, erzählt die 24-Jährige und es bedarf nicht vieler Worte, um zu sehen, wie froh sie darüber ist. „Das Klima ist gut“, sagt sie über ihren Arbeitsplatz. Dass Azubis übernommen werden, ist hier nichts Ungewöhnliches, wie Hotelchefin Jutta Braun erklärt: Bei guten Abschluss stelle sie Azubis mindestens für ein Vierteljahr ein – und hilft ihnen damit beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Das ist auch einer der Gründe dafür, dass ihr Haus seit gestern „Anerkannter Ausbildungsbetrieb“ ist. Den Titel vergibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam jährlich an brandenburgische Unternehmen mit vorbildlichen Ausbildungsbedingungen. Das Kongresshotel ist in diesem Jahr das einzige Potsdamer Unternehmen auf der Liste der acht Preisträger. Laut Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs registriert die IHK 495 Ausbildungsbetriebe in der Stadt.

Über die Auszeichnung als „Anerkannter Ausbildungsbetrieb“ entscheiden drei Kriterien, wie IHK-Präsident Victor Stimming bei der Urkundenübergabe gestern erklärte: Neben der Hilfe beim Einstieg in den Arbeitsmarkt erwartet der IHK-Chef eine Ausbildungsquote von mindestens acht Prozent und die Beteiligung der Mitarbeiter als Prüfer für die IHK. Forderungen, die das Kongresshotel erfüllt: Dort liegt die Ausbildungsquote bei 20 Prozent. Momentan bilde sie 21 Jugendliche in vier Berufen aus, sagt Jutta Braun, die Chefin des mit 600 Betten nach eigenen Angaben größten Potsdamer Hotels. Ihre Ausbildung-Koordinatorin Angela Führer nimmt zudem IHK-Prüfungen ab – ehrenamtlich. „Ausbildung ist uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Hotelchefin Braun.

Attraktive Ausbildungsbedingungen werden vor dem Hintergrund abnehmender Schulabgängerzahlen offenbar zum Wettbewerbsfaktor für die Betriebe. Tatsächlich bildet mittlerweile mehr als die Hälfte der etwa 5000 ausbildungsfähigen Unternehmen im Kammerbezirk auch aus, wie IHK-Präsident Stimming sagt. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze um 300 erhöht. So gebe es 2008 erstmals eine Ausbildungsstelle für jeden ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen.

Dass es schwerer wird, geeigneten Nachwuchs zu finden, merkt auch Hotelchefin Jutta Braun. Die Bewerber zeigten „zu wenig Engagement“, oft sei schon das Bewerbungsschreiben ungenügend. „Die Auswahl ist sehr sehr aufwändig“, berichtet Braun. Sie hält die Vielfalt für den Vorteil ihres Hauses: So lernten angehende Restaurantfachfrauen sowohl die Arbeit im Kongressbereich als auch die A-La-Carte-Küche kennen.

Sandra Hiller dagegen hat sich noch aus einem anderen Grund für das Kongresshotel entschieden. Denn die 20-Jährige ist neben ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau als Leistungssportlerin bei der Potsdamer Ruder-Gesellschaft aktiv. Vom Kongresshotel werde sie dabei unterstützt: „Freistellungen für Wettkämpfe sind gar kein Problem“, erzählt sie. Die Ausbildungszeit konnte sie auf vier Jahre verlängern – um so mehr Zeit für den Sport zu haben: „Wenn“s möglich ist, will ich auf jeden Fall hier bleiben.“

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