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Landeshauptstadt: Guttenberg besuchte Kunduz-Ausstellung

Verteidigungsminister beeindruckt von Schau über die Opfer des Luftangriffs in Afghanistan

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Berliner Vorstadt - Als sich Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor dem Tor des „Kunstraumes“ in der Schiffbauergasse den Journalisten stellt, trifft ihn die erste Frage zum Sparprogramm der Regierung. Seine Antwort: „Wenn es um das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten im Einsatz geht, da kann nicht gespart werden.“

Der CSU-Politiker besuchte am Samstag die Ausstellung des Fotografen Marcel Mettelsiefen und des Reporters Christoph Reuter über Menschen, die beim Luftangriff am 4. September 2009 nahe Kunduz in Afghanistan umkamen sowie über deren Hinterbliebene. „Für mich war es vollkommen klar, hierher zu kommen“, antwortet zu Guttenberg auf die Frage, ob er lange gezögert habe. „Das ist eine erstklassige Ausstellung von hohem künstlerischen Wert“, sagt er und fügt hinzu: „Aber deshalb bin ich nicht hier, es geht um die Inhalte, um die Opferfamilien.“ Und: „Eine sicherlich sehr streitbare Ausstellung.“ Potsdam ist die erste Stadt in Deutschland, in der die Dokumentation zu sehen ist.

„Stern“-Reporter Christoph Reuter steht mit zu Guttenberg vor einem Foto, das einen etwa zwölfjährigen Jungen zeigt. „Der hat den Vater verloren und hält dessen Bild in der Hand“, erklärt der Reporter. Auf zwei Wänden des „Kunstraumes“ sind Fotos und Pässe der Getöteten und Porträts von Angehörigen abgebildet: 91 Menschen, männlich, vom Kind bis zum Greis. Ihre Geschichten gleichen sich: Die Männer und Jungen seien zu einem Tankwagen, den militante Taliban gekapert hatten, gelaufen, um Treibstoff zu holen und waren bei einem Bombardement, das ein deutscher Offizier befahl, getötet worden. „Die Entschädigung läuft“, antwortet der Minister auf eine Journalistenfrage. Alle Informationen würden hierfür zu Rate gezogen, auch die Recherchen von Reuter und Mettelsiefen. Manche Information habe sich als falsch erwiesen. „Auch bei Ihnen gibt es eine Grauzone“, äußert zu Guttenberg halb fragend gegenüber Reuter, der das bejaht. Es sei notwendig, sich nicht nur mit afghanischen Opfern auseinanderzusetzen, sondern auch mit deutschen.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der den Minister begleitet, ist von der Schau beeindruckt. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was in Afghanistan passiert“, sagt er und äußert den Wunsch: „Die Politiker sollten sich das ansehen.“ Ein Eintrag im Gästebuch urteilt: „Eine sehr wichtige Ausstellung, die mehrfach daran erinnert, dass es in diesem Krieg um konkrete Personen geht.“

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