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Landeshauptstadt: Gymnasiasten ohne Schulabschluss

Ministerium erkennt Filmgymnasium nicht an, Schüler erfahren vier Monate vor Prüfungsbeginn davon

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13 Jahre Schule ohne regulären Abschluss - das steht den Abiturienten des Babelsberger Filmgymnasiums bevor. Dabei verdichten sich die Hinweise, dass der Träger der Schule sowie die Schulleitung das Problem zu spät erkannt haben. Denn das mit dem Unterrichtsfach Film arbeitende Gymnasium ist durch die Aufnahme zusätzlicher Schüler in eine Situation geraten, für die es im Brandenburger Schulgesetz anscheinend keine einvernehmliche Lösung gibt. Nun drohen der Schule sogar Klagen der Eltern, die ihnen vorwerfen, nicht rechtzeitig über diese Situation informiert zu haben.

„In den Gesprächen wurde mir gesagt, dass die Anerkennung durch das Land bis 2007 erfolgt und das Abitur dann kein Problem ist", sagte Schülerin Sarah Thurley gestern. Sie ist eine der Betroffenen, die in sechs Monaten ihr Brandenburger Zentralabitur ablegen wollten, aber vermutlich nicht dürfen.

Grund dafür ist die Art der Zulassung der Privatschule durch das Land Brandenburg. Denn es besteht ein Unterschied zwischen einer „genehmigten Ersatzschule" wie das Filmgymnasium und „anerkannten Ersatzschulen" wie das Evangelische sowie das Schiller-Gymnasium. Um reguläre Prüfungen abnehmen zu können, muss die Schule eine anerkannte Ersatzschule des Landes sein. „Die Schule steht ein Jahr vor dieser Anerkennung", sagte Ulrich Rosenau, Leiter des Staatliche Schulamtes Brandenburg/Havel, gestern auf Anfrage. Eine Anerkennung als Ersatzschule erfolge erst mit den ersten Prüfungsjahrgängen. Dieser stehe aber noch nicht an, obwohl die Schule eine 13. Klasse hat. Laut Ministerium sei dieser Jahrgang jedoch nicht von Beginn an an der Schule und gilt somit formell nicht als erster Abitur-Jahrgang. Daher könne es auch keine offizielle Anerkennung der Schule geben, mögliche Sondergenehmigungen würden auch nicht greifen.

Dieses spezielle Problem ist nach PNN-Informationen der Schulleitung spätestens seit Mai diesen Jahres bekannt - informiert hat sie die Schüler jedoch erst am Mittwochnachmittag. Zu spät für viele. „Dadurch ist das Vertrauen zu Lehrern und Schulleitung dahin", sagte Sarah Thurley gestern. Sie war vor zwei Jahren von einem Potsdamer Gymnasium auf das Film-Gymnasium gewechselt, „um mich zu verbessern". Auch Lisa Pamp ist davon betroffen. Sie kam vom Espengrund-Gymnasium, das 2008 geschlossen wird.

Wie es nun weiter geht, wissen weder sie noch die anderen 26 Schüler ihrer Klasse. Bei einem Schulwechsel müssten sie erneut in Klasse zwölf anfangen, einige vermutlich noch eher. Denn Schüler, die schon länger an der Schule sind, hätten nicht mal einen Abschluss der 10. Klasse, hieß es gestern. Ihre Noten und Abschlüsse an dem Gymnasium würden von staatlichen Einrichtungen nicht anerkannt. Heute nun wollen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gegen diese Zustände demonstrieren. Journalisten durften die Schule gestern nicht betreten, für eine Stellungnahme waren weder Schulleitung noch der Träger der Schule - die Anerkannte Gesellschaft aus Annaberg-Buchholz - gestern erreichbar.

Einen Lösungsvorschlag für das Problem hat das Staatliche Schulamt gestern präsentiert: Die Schüler könnten sich einer „Nichtschülerprüfung" unterziehen. Dann würde ein vom Schulamt beauftragtes „Rollkommando", so der Leiter des Schulamtes Ulrich Rosenau, in die Schule kommen und Prüfungen in acht Fächern durchführen. Für die Schüler inakzeptabel: denn einige belegen aufgrund der Besonderheit der Schule gar nicht alle der Prüfungsfächer. Und zweitens würde die Prüfungsnote die Abiturnote sein. Die Punkte und Zensuren der vergangenen Jahren würden nicht berücksichtigt.

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