Landeshauptstadt: Halle Berry auf der Pixelbrücke
Treffen der Digitalbranche beim Animago in der Metropolis-Halle: Zehn Firmen wurden prämiert
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Dass es hier gleich gefährlich wird, ist spätestens klar, als die Straßenlampen auf Knopfdruck verlöschen. Dann geht es sehr schnell. Hinter dem grünen VW Käfer taucht ein zweiter Wagen auf, in der Draufsicht ist zu sehen, wie der Verfolger den Käfer rammt und gegen das Brückengeländer schiebt. Die Kamera wechselt ins Wageninnere – und gleichzeitig in Zeitlupe. Überraschung und Schock sind im Gesicht der Fahrerin – Hauptdarstellerin Halle Berry – zu lesen, ihr Körper wird durch den Stoß zur Seite gerissen. Während des freien Falls in Richtung Wasser segelt ein Stapel Papiere wie schwerelos durch den Wagen. Unter Wasser bildet sich ein Netz von Rissen in den Scheiben, ehe die Flut schließlich in den Wagen bricht.
Auch wenn in dieser Filmszene monatelange Computertüftelei steckt: Richtig nass geworden ist beim Dreh trotzdem noch jemand. „Tonnenweise Wasser“ ließen die Filmemacher im Studio gegen den grünen Volkswagen Käfer kippen, dessen Frontscheibe durch Zuckerglas ersetzt worden war – auf dem Fahrersitz saß nicht Hauptdarstellerin Halle Berry, sondern eine Stuntfrau, berichtet Florian Gellinger. Der Mitgründer der auf Digitaleffekte spezialisierten Berliner Firma Rise FX gab dem Publikum bei der Digital-Messe „Animago“ am Freitag in Babelsberg einen Einblick in die Arbeit an der Bestsellerverfilmung „Cloud Atlas“ – bei striktem Fotoverbot, weil die Europapremiere der X-Filme-Produktion am 5. November erst noch bevorsteht.
Mit einem gut zwanzigköpfigen Team war Gellinger an dem Film unter Regie von den Wachowski-Geschwistern („Matrix“) und Tom Tykwer („Das Parfum“) beschäftigt: Für die eingangs beschriebene Actionszene musste nicht nur die scheinbare Schwerelosigkeit simuliert werden – sämtliche Objekte, die durch das fallende Auto schweben, wurden per Computer eingefügt. Die komplette Brücken-Szenerie entstand praktisch am Rechner, wie Gellinger erläuterte. Gedreht wurde auf dem ehemaligen Flugfeld in Berlin-Tempelhof, wo die Setdesigner Straßenmarkierungen aufklebten und Straßenlampen bauten. Eine – beinahe – passende Brücke hatten die Filmemacher in Schottland gefunden. „Halle Berry war nie auch nur nahe dieser Brücke“, sagt Gellinger. Mit einer speziellen Technik wurde das Bauwerk vor Ort „eingescannt“, im Rechner zu einem 3-D-Modell verarbeitet, dabei auch verlängert und mit Straßenlampen versehen. Dieses Brücken-Modell war dann aus beliebigen Perspektiven und mit verschiedenen Beleuchtungen einsetzbar.
Expertenvorträge wie der von Florian Gellinger lockten bereits am ersten Animago-Tag rund 1000 Besucher, bilanzierte Jana Freund, die Konferenzorganisatorin. Bei einer Gala am Donnerstagabend wurden die Animago-Preisträger bekannt gegeben (siehe Kasten). Am Freitag kamen erneut bis zu 600 Besucher. Die Veranstaltung, die das in München ansässige Magazin Digital Production seit 2009 in Babelsberg ausrichtet, fand erstmals in der Metropolis-Halle statt.
„Die Bereiche Games und Film wachsen immer mehr zusammen“, meint etwa Referent und Gast Christopher Schmitz vom Computerspielentwickler Ubisoft, der aus Düsseldorf angereist war – wie schon im Vorjahr. Er schätzt an der Konferenz den Austausch mit Fachkollegen.
Durch den neuen Standort am Filmpark – vorher war die Messe im FX-Center zu Hause – gebe es mehr öffentliches Interesse von Medien- und Filminteressierten, sagte Jana Freund. Ob die Animago-Konferenz 2013 wieder in der Metropolis-Halle stattfindet, ist indes noch unklar. Fest steht aber schon der Termin: Am 24. und 25. Oktober ist es soweit.
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