Kunsthalle: „Halle in die Stadt“
Architekturkammer-Präsident über Plattner & Bad
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Die Kunsthalle muss in die Innenstadt, fordern viele Potsdamer. Herr Schuster, sehen Sie das als Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer auch so?
Es wäre schade, wenn sie nicht in die Innenstadt kommt. So etwas baut man nicht an den Stadtrand. Museen und Kunsthallen gehören in einen Bereich, der fußläufig erreichbar ist und die Bürger und Touristen auch mal im Vorbeigehen neugierig macht.
Hat Potsdam ein Problem, seine vielen Angebote richtig unterzubringen?
Manche Städte haben ein Problem mit der Armut, man kann aber auch eines mit dem Reichtum haben und Potsdam hat in diesem Fall ein Wohlstandsproblem. Andere Städte würden einem solchen Geschenk wahrscheinlich mehr Wertschätzung entgegenbringen. So hat Frankfurt (Oder) eine der besten und qualitativ hochwertigsten Sammlungen von Kunst aus den 50er Jahren bis heute im Land Brandenburg und leider keine entsprechende Präsentationsmöglichkeit. Die Frankfurter brauchen eigentlich dringend eine Kunsthalle.
Potsdam versucht gerade, mit solchen Problemen fertig zu werden, die auch bei der Schwimmhalle erst heftig diskutiert werden mussten.
So eine intensive Mitarbeit wie in Potsdam ist bei der Bewältigung von Problemen in Brandenburg eher selten. Ich sehe darin aber eine besondere Chance. Auch wenn es anstrengend ist, bei sehr gegensätzlichen Meinungen zu einem Resultat zu kommen. Ich plädiere immer für den Wettbewerb, bei dem das beste Resultat und der kreativste Architekt zum Zuge kommen sollten. Man darf nicht nur große Namen ins Spiel bringen, wie es mit Oscar Niemeyer beim Bad geschah.
Ein Bad inmitten einer Grünfläche oder umringt von Wohnungen: Was sähen Sie auf dem Brauhausberg lieber?
Das muss ein städtebaulicher Wettbewerb entscheiden helfen, der ja nicht nur als Last verstanden werden sollte, sondern vielmehr als Chance. Hiermit werden Lösungswege entwickelt und präsentiert, ob und wie die bestehenden Gebäude Minsk und alte Schwimmhalle eingebunden werden können und wie das Wechselspiel zwischen Freianlagen und Bebauung sich darstellen könnte.
Hat sich denn bei der Ausschreibungspraxis inzwischen etwas geändert? Die Architektenkammer war ja ziemlich unzufrieden damit, wie die Ausschreibung für das Landtagsschloss gelaufen ist.
Wir haben uns damals über die hohen Hürden für die Beteiligung am Wettbewerb geärgert. Schon im Vorfeld wurde ein bestimmtes Maß an Referenzen, an Jahresumsatz und eine größere Mitarbeiterzahl verlangt. Dadurch wurden kleinere Architektenbüros von vornherein ausgeschlossen, obwohl sie vielleicht faszinierende Ideen gehabt hätten. Inzwischen bahnt sich da aber eine Änderung in der Denkweise an. Die regionale Kompetenz der Architekten wird inzwischen mehr geschätzt, es wird stärker in Betracht gezogen, was Brandenburger Kollegen leisten und welche Architekturpreise sie gewonnen haben.
Trotzdem wird den Potsdamern oft der Vorwurf gemacht, sie reagierten zu rückwärts gewandt. Ist die Stadt nicht bereit, einen großen modernen Architekturentwurf durchzuwinken?
Es ist nicht die Stadt Potsdam allein, die sich gern an der Vergangenheit orientiert und die Identität im Blick rückwärts sucht. Nicht immer aber sind die, die sich am lautstärksten artikulieren, auch die, die ein Gespür für Zukünftiges, Bahnbrechendes haben.
Die Fragen stellte Hella Dittfeld
Bernhard Schuster, geboren in Zittau, ist seit zwölf Jahren Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer. Außerdem ist er Chef eines Architekturbüros in Frankfurt an der Oder.
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