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Landeshauptstadt: Handgreiflichkeiten und Proteste

300 Menschen demonstrierten gegen Ufersperren Bürgerinitiative „Freies Ufer am Groß Glienicker See“ mit viel Zulauf

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Groß Glienicke - Der Streit um den Uferweg am Groß Glienicker Sees spitzt sich zu. Die Stimmung im Potsdamer Ortsteil ist sichtlich aufgeheizt. Die gestrige Demonstration am Uferzugang an der Seepromenade drohte aus den Fugen zu geraten. „Wir wollen durch“ und „Aufmachen, Aufmachen!“ skandierten die Sprechchöre. Etwa dreihundert Demonstranten drängten zur Sperre des Grundstücks Seepromenade 65, als gegen 18.20 Uhr der angeheuerte Sicherheitsdienst offenbar die Nerven verlor. Es kam zu Handgreiflichkeiten, eine alte Frau fiel in die Dornenpflanzen und fünf Polizeibeamte eilten herbei, um sich zwischen Demonstranten und Sicherheitsdienst zu postieren. Der Grünen-Stadtverordnete Andreas Menzel, Initiator der Demonstration, versuchte die erregte Menschenmenge, die anschließend zu anderen Sperranlagen weiter zog, zu beschwichtigen. Ein Teilnehmer in der ersten Reihe erstattete Anzeige gegen einen Security-Mann, weil dieser ihn tätlich angegriffen habe.

Der Konflikt um den freien Seezugang war im vergangenen Sommer offen ausgebrochen, nachdem mehrere Anlieger den Weg am Südufer gesperrt hatten. Die Stadt ging dagegen bislang erfolglos vor, setzte aber zugleich auf Gespräche. Am Dienstag voriger Woche hatten Anwohner der Seepromenade den südlichen Teil des Westufers und am Mittwoch Anrainer an der Seepromenade sowie der Dorfstraße den Nordteil an insgesamt vier Stellen gesperrt.

Nach Meinung des Architekten Alfons Wening bestehen gute Chancen, den freien Uferweg durchzusetzen, weil ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan bestehe. „Langfristig haben wir gute Karten“, so Wening. Viel hänge davon ab, wie die Gerichte über die Sperrung entscheiden. Nach den Absperrungen in der vergangenen Woche, zu denen die Anlieger auch Wachschutzleute mit Hunden angeheuert hatten, verschickte die Stadtverwaltung so genannte Beseitigungsbescheide und drohte Ordnungsgelder an. Laut dieser Bescheide haben die Anrainer bis zum heutigen Dienstag die Sperren zu beseitigen. Dem Vernehmen nach legten sie sofort Widerspruch ein.

Auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg beurteilt die Situation am Groß Glienicker See für ein freies Ufer wegen des gültigen Bebauungsplanes günstiger als am Griebnitzsee. „Und dann bleibt als letztes Mittel immer noch die Enteignung.“ Scharfenberg wie auch der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Peter Schüler (Die Grünen) hatten an der Demonstration teilgenommen.

Einer der sperrenden Seeanrainer, Peter Daniel, stellte sich einigen Demonstranten zur Diskussion und warf der Stadtverwaltung vor, diese habe seit 1999 nichts unternommen, um den Bebauungsplan umzusetzen. Die Verhandlungen mit den Eigentümern seien gescheitert, weil Verhandlungsführer Bürgermeister Burkhard Exner (SPD), unannehmbare Forderungen zum Wegerecht gestellt habe. Zuletzt hatte Exner öffentlich angekündigt, den Sperrern am Groß Glienicker See nach Ostern formale Kaufangebote für ihre Uferstreifen zu machen.

Die Demonstration war gleichzeitig Gründungsveranstaltung der Bürgerinitiative „Freies Ufer am Groß Glienicker See“, bei der bis gestern Abend nach Angaben von Andreas Menzel 89 Mitglieder unterschrieben.Günter Schenke

Günter Schenke

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