zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Handys unterm Hammer

Die Stadtverwaltung versteigerte gestern Fundsachen wie Mobiltelefone, Fahrräder, Brillen oder Regenschirme / Einnahmen gehen ins Stadtsäckel

Stand:

Die Stadtverwaltung versteigerte gestern Fundsachen wie Mobiltelefone, Fahrräder, Brillen oder Regenschirme / Einnahmen gehen ins Stadtsäckel Von Henri Kramer „Erster zehn, zweiter zehn, erster zwölf, zweiter zwölf und zwölf, zum dritten.“ Rumms, lässt Versteigerer Ulrich Beier seinen Hammer auf den Tisch fallen. Stakkatoartig schwirren die Zahlen durch den Raum, gerade hat ein weiteres Nokia-Handy den Besitzer gewechselt – die Stadtverwaltung versteigert an diesem Nachmittag ihre Fundsachen an die Bürger. Im Seniorenzentrum „Käthe-Kollwitz-Haus“, Zum Kahleberg 23a, sind schon fast zwei Stunden seit dem Beginn der Auktion vergangen, 120 Minuten Zahlenschwall und immer stickigere Luft. Nur gut die Hälfte der Leute vom Beginn ist noch da und bietet weiter tapfer mit. Adel Buni ist schon fertig, der Inhaber des Berliner Ladens für gebrauchte Drahtesel „Radlager“ kann zufrieden sein und hievt gerade 23 Fahrräder in einen gemieteten Kleintransporter. „Bei solchen Auktionen habe ich die Sicherheit, dass kein Fahrrad geklaut ist“, sagt Händler Buni. In seiner Werkstatt wird er die zum Teil beschädigten Räder reparieren und weiter verkaufen. Der Potsdamer Student Martin Meyerhoff hat ebenfalls schon sein Ziel erreicht und freut sich über ein schwarzes Leichtlaufrad für 100 Euro: „Das kostet im Fachhandel zwei- bis dreimal soviel.“ Nicht so glücklich ist dagegen eine junge Frau: „Es ist zum Kotzen!“ Sie hat übersehen, dass zum ersteigerten Preis noch 15 Prozent Aufschlag für Auktionär Beier und 16 Prozent Mehrwertsteuer dazukommen. So kostet ihr Fahrrad nun 93 statt 80 Euro. Einmal im Jahr veranstaltet die Stadtverwaltung Potsdam solch eine Versteigerung. „Alles, was gefunden wird, bleibt ein halbes Jahr bei uns stehen“, erklärt Renate Lötzsch vom Fundbüro. Danach könne der Finder sich die Fundsache gegen eine vom Wert des Stückes abhängige Verwaltungsgebühr von rund 15 Euro wieder abholen. „Wir versteigern jetzt die Sachen, die niemand mehr braucht“, sagt Lötzsch. Das Geld fließt danach in die Stadtkasse. Vergangenes Jahr waren das brutto circa 4000 Euro, jetzt sind es 200 Euro mehr. Das obskurste Fundstück: Ein herrenloses Boot ohne Ruder aus der Havel bei Pirschheide. Die neuen Besitzer heißen Christoph Grüning und André Krüger, 65 Euro war ihnen der Spaß wert. Außerdem haben die beiden jungen Leute zwei Roller für einmal 210 und einmal 150 Euro ersteigert. Dazu noch etliche Mobiltelefone. „Die Handys können wir bei eBay sicher für einen höheren Preis wieder verkaufen“, sagt Grüning. Selbst Sachen wie zwei Kartons voller Brillen gehen über den Tisch, ebenso 16 zusammengebundene Regenschirme. Für Auktionator Beier ist die Aktion nichts besonderes, alle viertel Jahre versteigert er auch Fundsachen für die Berliner Verkehrsbetriebe: „Da sind im Durchschnitt 200 bis 300 Handys dabei.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })