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Landeshauptstadt: Hänsel und Gretel im russischen Märchenwald

Alice Keiler zeigt mit ihrem „Integrazia“-Theater, wie sich Traditionen mischen und neuen Charme erhalten

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Der Zauber lag vor allem in den Kostümen. Schon beim Empfang der Kinder zum Jolka-Fest im Treffpunkt Freizeit am Sonntag war Alice Keiler in ihrer russischen Tracht eine Augenweide – und daneben Väterchen Frost mit seinem Wallebart eine Respektsperson. Der Augenschmaus steigerte sich dann noch bei den Kostümen für das Theaterstück „Weil es Wunder gibt“ – eine Geschichte mit typisch russischen Märchenfiguren und dem urdeutschen Geschwisterpaar Hänsel und Gretel.

Seit sechs Jahren organisiert Alice Keiler, die in St. Petersburg Regie studiert hat, nun schon mit dem Semljaki e.V. und der Potsdamer Schule der Künste „Integrazia“ das Jolka-Fest. Alice Keiler ist nicht nur die künstlerische Seele der Märchen-Einstudierung – sie hat zum Beispiel alle Kostüme selbst entworfen und mit zwei Ein-Euro-Kräften auch selbst geschneidert – sie versucht für ihre Projekte immer wieder auch Geld aufzutreiben. Nicht nur für das Jolka-Fest braucht sie Unterstützung, auch für die Theaterarbeit werden Helfer gesucht. Beim Märchen, bei dem über zehn Kinder mitwirken, haben nur vier Erwachsene alle Arbeiten gestemmt. Aus der Familie Keiler kommt auch noch die Gretel (Tochter Elisabeth). Den Hänsel spielt Valeria Schatova.

Das Märchen wurde bereits in der Schweiz und in Estland zum Theaterfestival gezeigt. Für Potsdam war es eine Premiere, zu der vor allem russische Aussiedler gekommen waren. Es hätte sich jedoch für alle märchenverliebten Potsdamer ein Besuch gelohnt. Die Verquickung der deutsch-russischen Märchenwelten wurde mit viel Phantasie präsentiert und faszinierte auch die kleineren Kinder. Hatte „Integrazia“ seine ersten Aufführungen noch auf Russisch gezeigt, so wurde nun in deutscher Sprache agiert, denn auch die Kinder der Aussiedler sprechen längst deutsch. Im Gegenteil war sogar eine Familie – er Deutscher, sie gebürtige Weißrussin – gekommen, um ihr Töchterchen ans Russische heranzuführen: Die Dreijährige soll zweisprachig aufwachsen. Am morgigen Dienstag, 10 Uhr, wird das Stück erneut für Schulklassen gezeigt.

Das Jolka-Fest (Jolka heißt übersetzt Tanne) wurde 1699 auf Befehl von Zar Peter I. eingeführt und auf den 1. Januar nach gregorianischem Kalender gelegt. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde das christliche Fest verboten und erst wieder 1937 zugelassen. Hella Dittfeld

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