
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Hartes Match
450 Bewerber bei Eignungsprüfung für Sportstudium / Ein Drittel fällt durch
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Brandenburger Vorstadt – Die beschwingten Schritte zu Peter Tschaikowskis Ballettmusik fallen dem blonden jungen Mann sichtlich schwer, dazu muss er einen Ball werfen und fangen sowie akrobatisches Geschick und Rhythmusgefühl zeigen. Am Ende schickt Dozentin Ellen Grimmer den Sportler noch einmal zum Radschlagen und Handstand aufs Parkett. Zwar landet der Prüfling dabei unglücklich auf dem Rücken, doch am Ende lautet das Urteil: „bestanden“. „Stilgebundener Tanz“ oder akrobatische Bodenkür sind Bestandteile der Uni-Sporteignungsprüfung, zu der am Samstag fast 450 Bewerber im Sportpark Luftschiffhafen angetreten waren.
„Ein Sportstudium in Potsdam ist sehr begehrt“, sagt Ronald Weßlin aus dem Bereich Sportwissenschaft. Die guten Rahmenbedingungen mit dem Olympiastützpunkt würden zum guten Ruf beitragen. Josephine Schwebel, Studentin für Sportmanagement im vierten Semester erklärt, dass zur Bewerbung für eine der drei Studienrichtungen Sport-Lehramt, Sporttherapie und -prävention sowie Sportmanagement eine bestandene Eignungsprüfung die Voraussetzung sei. „Dazu kommt noch der NC“, Abkürzung für Numerus Clausus. Nur mit einem guten Abiturschnitt, derzeit unter 2,0, gebe es eine Studienchance. 55 Prozent der Teilnehmer geben laut Uni-Mitteilung an, dass sie Sportlehrer werden wollen, für den Bachelorstudiengang Sportmanagement entscheiden sich 25 Prozent und für Sporttherapie / Prävention 20 Prozent.
Leichtathletik, Schwimmen, Gerätturnen, Gymnastik und Tanz sowie eine Ballsportart gehören zum Pensum der Prüflinge. 120 Helfer unterstützen das Ereignis. Einer von ihnen ist der 29-jährige Björn Jockel, Honorarlehrkraft an der Uni. Er stoppt die Zeit, welche die Sportler brauchen, um einen Parcours dribbelnd zu überwinden. Dann spielt ihnen der Helfer einen Ball zu: sicher annehmen und einen Tor-Treffer landen. Stimmt die Zeit nicht, verfehlt der Ball den Fuß oder das Tor, „dann hat er einen Ausfall“, drückt Ronald Weßlin das „Nicht Bestanden“ vorsichtig aus. Bei einem Ausfall kann die Prüfung im nächsten Jahr wiederholt werden, zwei Ausfälle lassen sich nicht ausgleichen.
Ohne Ausfall in vier Sportarten landen die Bewerber am Ende beim Ausdauerlauf. Chef-Organisatorin Heike Zimmermann: „Wir hoffen, dass beim Ausdauerlauf noch viele dabei sind“. Erst wenn diese letzte Hürde erfolgreich genommen sei, gebe es den „Schein“ für die Sporteignung. Dazu müssen die Männer eine 3000-Meter-Strecke in weniger als 13, die Frauen in weniger als 11 Minuten schaffen.
In diesem Jahr sind 59 Prozent der Bewerber männlich und 41 Prozent weiblich. Die weitaus meisten kommen aus Potsdam, Berlin und dem Land Brandenburg. Der jüngste ist 17, der älteste 37 Jahre alt. Von zehn bis 18 Uhr dauert die anstrengende und sichtlich aufregende Prüfung. Laut Zimmermann würden ein Drittel der Teilnehmer die Sporteignungsprüfung nicht bestehen. Auf die Frage, warum ein Sportmanager 3000 Meter unter 13 Minuten laufen müsse, sagt die Sportpädagogin: „Er kann ja Management ohne Sport studieren, dann braucht er diese Leistung nicht zu bringen.“
Günter Schenke
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