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Sport: Hartes Programm bis London

Potsdams Kanuten starten am Freitag in Duisburg in die erste Olympia-Qualifikation

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Sebastian Brendel hat auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in London gleich mehrere Hürden vor sich. Der Canadier- Spezialist des Kanu-Clubs Potsdam muss zunächst am Karfreitag und Ostersamstag bei der ersten nationalen Qualifikation in Duisburg im Einer über 500 und 1000 Meter auf Ranglistenplatz eins fahren, dies drei Wochen später an gleicher Stätte bei den Deutschen Einer-Meisterschaften bestätigen, dann am 16. Mai kurz vor dem Weltcup in Posen (Poznan) noch den Olympia-Quotenplatz für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) in dieser Disziplin erkämpfen und beim entscheidenden Weltcup Ende Mai in Duisburg erneut bester Deutscher sein. „Ein hartes Programm“, sagt der 24-Jährige, dem bei den Weltmeisterschaften 2011 in Szeged im 1000-Meter-Vorlauf das Paddel zerbrochen war, so dass der Quotenplatz für London zunächst in die Ferne rückte.

Seit 2009 qualifizierte sich Sebastian Brendel jährlich als stärkster deutscher Einer-Canadier für die Saisonhöhepunkte. „Ich hoffe, dass das jetzt wieder klappt“, erklärt der Bundespolizist, der sich mit der Potsdamer Canadier-Trainingsgruppe um Coach Ralph Welke bis heute auf dem Brandenburger Beetzsee den letzten Schliff für Duisburg holt. „Ich hatte zwar vor einer Woche mit einem Magen-Darm- Infekt zu tun, aber zum Glück keinen großen Trainingsausfall.“ Am Freitag gilt es über die 1000, am Samstag über die 500 Meter. Als härteste Kontrahenten erwartet Brendel dabei Erik Leue aus Magdeburg, Erik Rebstock aus Neubrandenburg und seinen Klubkollegen Ronald Verch.

„Ich fühle mich gut vorbereitet“, meint Ronald Verch, der 2011 den Sprung in die WM-Flotte verpasst hatte und nun erneut angreift. Ebenso wie er streben Kurt Kuschela und Peter Kretschmer vom KC Potsdam den olympischen Canadierzweier über 1000 Meter an, für den momentan die Weltmeister Tomasz Wylenzek (Essen)/Stefan Holtz (Leipzig) Favoriten sind. „Wir sind fit und wollen die schlagen, denn wir möchten nach London“, sagt Kuschela, der sich von einem bakteriellen Infekt in der vergangenen Woche „gut erholt“ hat, wie er erklärt. Auf den 200-Meter-Sprint konzentriert sich Klubkollege Stefan Kiraj, dem – falls es mit dem Olympia-Ticket nicht klappt – in diesem Jahr Starts bei den U23-EM Mitte Juli im portugiesischen Montemor bleiben würden.

Im Kajak-Einer paddelt der Olympiasieger und 13-fache Weltmeister Ronald Rauhe am Freitag über 200 und am Samstag über 500 Meter. Als Mitglied der sogenannten Kernmannschaft des DKV ist er jetzt nicht zum Siegen verdammt, „aber natürlich will ich mich so gut wie möglich zeigen“, sagt der Potsdamer, den nach wie vor Schmerzen im rechten Ellenbogen plagen. „Die resultieren daraus, dass ich dort nur noch 50 Prozent der Sehne habe, die aber für alle körperlichen Tätigkeiten reichen. Und da ich das weiß, kann ich bei den Rennen komplett Gas geben.“ Rauhes stärkste Gegner dürften Jonas Ems (Essen), Tom Liebscher (Dresden) und Florian Jeglinski (Magdeburg) sein.

Tim Wieskötter vom KCP, der 2011 ebenfalls die WM verpasste und nun in den 1000-Meter-Viererkajak will, muss über 500 Meter und die doppelte Strecke weit vorn landen, um seine London- Chance zu wahren. „Mit zwei sechsten Plätzen wäre man schon weg vom Fenster“, glaubt der 33-Jährige. „Ich will über 1000 Meter unter die ersten Drei und auch über 500 Meter so weit wie möglich nach vorn. Wenn ich jetzt in Duisburg abrufen kann, was mir im Training gelingt, ist das auch möglich.“

Bei den Frauen, die wie die Kajak-Männer bereits in Duisburg trainieren, stehen jetzt über 200, 250 und 500 Meter zwei Comebacks im Blickpunkt. Katrin Wagner-Augustin vom KCP will nach der Geburt Klein-Emils im vergangenen August zu ihren vierten Olympischen Spielen. „Dazu muss ich zu den beiden besten Frauen gehören, die nicht zur fünfköpfigen Kernmannschaft zählen“, erklärt die 34-Jährige. „Leider hatte ich in der vergangenen Woche eine Blockade im Rücken. Ich hoffe, dass ich rechtzeitig wieder in Schwung komme.“ Und Birgit Fischer aus Bollmannsruh bei Brandenburg (Havel) strebt kurz nach ihrem 50. (!) Geburtstag gar ihr viertes Comeback nach zuletzt mehr als sechsjähriger Pause an. Dafür hat- te die achtfache Olympiasiegerin und 27-fache Weltmeisterin, die zuletzt 2005 in Zagreb zweimal WM-Bronze gewann, Anfang des Jahres zehn Wochen in Australien trainiert. Nun kündigte sie an, sich wieder dem knallharten Leistungstest zu stellen.

Franziska Weber, die als WM-Zweite 2011 zur Kernmannschaft zählt, steht jetzt nicht gleich unter Erfolgsdruck. „Ich habe aber trotzdem den Anspruch, ganz vorn mitzumischen“, sagt die Potsdamerin. Fischers Starts in Duisburg sieht sie gelassen entgegen: „Mal sehen, ob Birgit wirklich antritt. Sie ist ein Ausnahmetalent. Angst muss man aber nicht haben, denn wir haben uns auch gut vorbereitet.“

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