Landeshauptstadt: Hartes Wasser schmeckt besser Wichtiges und Kurioses rund ums Thema
am Tag der offenen Tür im Wasserwerk
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Das war der blanke Horror: Am 29. März schießt in der Trebbiner Straße Wasser aus der Erde. Sie bricht ein und ein Auto verschwindet in einem Krater. Das Dilemma verursacht ein Wasserrohrbruch. „Wir hatten gerade ein Stück davor die Wasserrohre erneuert, waren aber nicht bis zur Hausnummer 70 gekommen“, sagte Karsten Zühlke.
Zühlke ist für das Wassermanagement bei der Energie und Wasser Potsdam (EWP) zuständig und sollte am Samstag, dem Tag der offenen Tür im Wasserwerk, eigentlich den Besuchern Rede und Antwort stehen. Doch bei Hundekälte und Regen hatten sich nur die ganz Wetterfesten herausgewagt und sich auf den Weg in die Leipziger Straße gemacht.
An der Erneuerung des Potsdamer Wasserrohrnetzes werde seit der Wende intensiv gearbeitet, sagte Zühlke den PNN. Seit den 1990er Jahren seien bei Straßenbauarbeiten immer wieder auch alte Rohrleitungen ausgetauscht worden. Doch Zühlke ist beim Thema böse Überraschungen nicht sicher, dass es keine mehr geben wird. Denn noch liegen Rohrleitungen aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts in der Erde. Als besonders wichtiges Gebiet für Erneuerung nannte er die Friedrich-Ebert-Straße und Babelsberg. Bei der Rekonstruktion des Leitungssystems stimme sich die EWP regelmäßig mit der Stadtverwaltung ab. „Wir würden manchmal gern ein bestimmtes Gebiet in Angriff nehmen, müssen aber auf die Straßenerneuerungsarbeiten und Schienenneuverlegungen warten, begründet er das Vorgehen. Wie viel Prozent des Leitungsnetzes noch erneuert werden müssen, darauf musste Zühlke allerdings die Antwort schuldig bleiben.
Die durch Mäuse und einen Maulwurfkadaver ins Wasser geratenen Colibakterien, die im vergangenen Jahr Babelsberg in Angst versetzten, seien allerdings eine Ausnahme gewesen. Und man habe die Verunreinigung bei Kontrollen schließlich auch selbst entdeckt. Die zweite Kammer des Hochbehälters auf dem Brauhausberg, in den die Tiere bei Bauarbeiten hineingeraten waren, soll im April in Betrieb gehen, sagte Zühlke. Davor werde sie jedoch gespült und getestet. Erst wenn alle Prüfungen einwandfrei seien, gehe die Kammer ans Netz. Grundsätzlich hält er eine epidemiologische Verunreinigung des Potsdamer Wassers, wie sie bei der Fernsehsendung „Monitor“ angesprochen worden war, für nicht möglich. In Potsdam werde nur Grundwasser verwendet und bis dorthin würden von Mensch zu Mensch übertragbare Krankheitskeime gar nicht gelangen. Die Routinetests seien ausreichend, wenn das Gesundheitsamt jedoch Gefahren sehe, würden weitere Analysen gemacht.
Das Interesse an Analysen hatte übrigens die meisten der Besucher trotz des schlechten Wetters in die Leipziger Straße eilen lassen. Am Testlabor bildete sich immer wieder eine Schlange. Doch es war nicht das Potsdamer Leitungswasser, sondern meist Brunnenwasser, dass da in den mitgebrachten Behältern vor sich hinschwappte und dessen Qualität geprüft werden sollte. Eine bis anderthalb Stunden dauerte der Labortest. Man konnte sich das Resultat zuschicken lassen oder abholen. Udo Popp, der seinen Garten in Wilhelmshorst hat, wollte warten und vertrieb sich die Zeit bei einer Führung durch die Werkstatträume und mit Wassertrinken. Das konnte man an der Wasserbar pur oder mit Kohlensäure versetzt bekommen. Potsdams Wasser hat einen hohen Härtegrad, was für Waschmaschinen und andere Geräte von Nachteil ist, doch dadurch schmecke es besser, sagte Zühlke. Die höchsten Härtegrade werden im Norden Potsdams gemessen, wo sie mitunter über 20 Grad steigen. Bei mehr als 21 Grad könne man über eine Enthärtung nachdenken, meinte der Wassermanager. Doch die sei kostenintensiv und schlage mit etwa 50 Cent pro Kubikmeter zu Buche. Wenn man eine Enthärtung wolle, müsse man sich darüber im Klaren sein.
Durch die fünf Wasserwerke in Potsdam und Umgebung und die 80 Brunnen ist die Versorgung der Stadt und der umliegenden Orte wie Ferch, Caputh und Michendorf gesichert. Auch für die neuen Wohnviertel kann genug Wasser erzeugt werden. Wo es bald neue Wasserverbraucher geben wird, hätte man sich gleich nebenan anschauen können, wo die Bauarbeiten für die Speicherstadt begonnen haben. Doch das Wetter animierte nicht gerade dazu, den Spaziergang auszudehnen. Eine Erhöhung der Gebühren für Frischwasser wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Mit 2,25 Euro pro Kubikmeter liegt Potsdam allerdings auch in der Spitzengruppe bei den Wasserpreisen.
Kein Wunder also, dass die Potsdamer immer sparsamer beim Wasserverbrauch werden. Er lag 2011 bei 113 Liter pro Kopf täglich. Doch wegen des Bevölkerungszuwachses steigt er wieder an. Er habe in den letzten Jahren um etwa ein Prozent zugenommen, sagte Zühlke.
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