Von Erhart Hohenstein: Harvester im Katharinenholz
Baumfällungen mittels Spezialmaschinen ärgerten Eicher Anwohner / Kompromiss gefunden
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Eiche - Die Abholzungen im Katharinenholz gehen weiter. Von Januar bis April werden im südwestlichen Teil des Waldgebietes, das sich zwischen Bornim und Eiche hinzieht, neue Schneisen und auch Einzelbäume geschlagen. Dafür ist das östliche Ufer des Großen Düsteren Teiches vorgesehen. Dies kündigte Revierförster Werner Eichhoff gegenüber Eiches Ortsvorsteher Ralf Jäkel (Linke) und dem Naturschützer Thomas Grützmann an. Beide hatten das Gespräch mit der Forstverwaltung gesucht, die von Frühjahr bis Herbst umfangreiche Baumfällungen vorgenommen hatte.
Diese waren bei Naturfreunden und Spaziergängern auf Protest gestoßen. Sie betrachteten den Einsatz einer Rodungsmaschine namens Harvester, die Schneisen in den Waldbestand fräst, als Verstoß gegen den Status als Landschaftsschutzgebiet. Sie kritisierten, dass mitten in der Brutperiode Bäume und am Baumhaselring radikal das Strauchwerk gerodet wurden. Wanderwege wurden durch den Holzabfall fast unpassierbar gemacht; am Rand stapeln sich Holzstöße, die bis heute nicht abgefahren worden sind.
Die Baumfällungen waren auch Thema im ehrenamtlichen Naturschutzbeirat der Stadt Potsdam. Das erfuhren die PNN von dessen stellvertretendem Vorsitzenden Rüdiger Knösche, der in Eiche wohnt. Er stellte klar, dass forstwirtschaftliche Arbeiten, so Fällungen zur Gewinnung von Nutzholz, in Landschaftsschutzgebieten zulässig sind. Dafür gibt es Auflagen, so die Erfüllung des „Methusalem“-Programms. Danach sollen Uraltbäume im abgestorbenen Zustand nicht gefällt werden. Sie stellen als „Totholz“ einen wichtigen Lebensraum für Vögel, Amphibien und Insekten dar.
Die mit einer mehrstündigen Ortsbegehung verbundene Intervention von Ortsvorsteher Jäkel und Naturschützer Grützmann hat wesentlich dazu beitragen, dass zwischen der Forst und den Anwohnern ein tragfähiger Kompromiss gefunden wurde. So wurde die Wiedernutzbarmachung von Wanderwegen zugesagt. Ansonsten soll das Astwerk liegen bleiben, da es die natürliche Regeneration des Bodens fördert. Das Methusalem-Programm wurde beachtet, auf Grützmanns Initiative sogar ein weiterer Baum einbezogen. Der Einsatz des Schneisen schlagenden Harvesters sei nicht umweltfeindlich, machte der Förster geltend, da so für die Holzernte weniger Platz benötigt werde und weniger Boden verdichtet werden müsse. Das eingeschlagene Holz sei weitgehend verkauft, die Stapel würden in absehbarer Zeit abtransportiert. Nach Beendigung der Fällungen würde dem Waldbestand dann eine Ruhezeit von etwa sechs Jahren eingeräumt. Förster Eichhoff wies auf eine umzäunte Fläche am Baumhaselring hin und bat, sie nicht zu betreten. Sie ist nämlich für das Setzen von Eichenschösslingen und Sträuchern im Frühjahr vorbereitet worden.
Mit besonderer Genugtuung nahm Thomas Grützmann die Zusicherung des Forstmanns zur Kenntnis, der Baumbestand der als Fußweg zwischen dem Langen Berg und den Düsteren Teichen verlaufenden Allee werde nicht angetastet. Hier stehen uralte Hainbuchen, die noch auf die Gestaltung des Katharinenholzes nach Verschönerungsplänen Peter Joseph Lennés von der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Hofgärtner Erst Emil Sello schuf danach ab 1866 landschaftliche Wege durch das Terrain nahe Schloss Lindstedt. Das 1860 aus einem Gutshaus entstandene Schlösschen sollte Ruhesitz für Friedrich Wilhelm IV. werden, doch dazu kam es wegen des Todes des Königs nicht mehr.
Erhart Hohenstein
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