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Ein Stück für jeden und eine Tasse Kaffee: Jann Jakobs schnitt, assistiert von Centermanagerin Jana Walther, gestern eine Riesentorte an. Ein Euro kosteten Kuchen und Kaffee pro Besucher. Der Erlös geht an die Arche Potsdam.

© A. Klaer

Von Guido Berg: „Hauptbahnhof ist Innenstadt“

Zehn Jahre Bahnhofspassagen: Jakobs will Sortimentsbeschränkungen aufheben

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Innenstadt - Zwar schnitt der Oberbürgermeister zum zehnten Jahrestag der Eröffnung der Bahnhofspassagen auch eine vierstöckige Torte an. Das eigentliche Sahnestück – aus Sicht des Centermanagements – hielt Jann Jakobs (SPD) jedoch in seiner Ansprache bereit: Über die Sortimentsbeschränkungen in den Bahnhofspassagen, auferlegt zum Schutz der Innenstadthändler, „müssen wir neu diskutieren“, sagte der Verwaltungschef. Und weiter: „Das steht auf der Tagesordnung.“

In dem Maße, wie die Innenstadt und der Hauptbahnhof aufeinander zuwachsen, müsse „darüber nachgedacht werden, wie die Sortimentsbeschränkungen aufgehoben werden können“, erklärte Jakobs. Der Bahnhof wachse „in eine städtebauliche Gesamtsituation hinein“, noch in diesem Jahr werde Semmelhaack mit dem Bau von etwa 300 Wohnungen an der Babelsberger Straße beginnen, die Potsdamer Mitte entstehe wieder, auf dem ehemaligen Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes seien über 600 Wohnungen im Bau, die Speicherstadt und der Brauhausberg würden in den nächsten Jahren entwickelt. Jakobs: „Der Bahnhof nähert sich der Stadtmitte.“ Bei seinem Baubeginn 1997 habe er dagegen „noch etwas weggestanden von der Stadt“.

Einer, der als erster begriff, was der Oberbürgermeister da als Jubiläumsgeschenk mitgebracht hat, war Jakobs’ einstiger und wohl auch künftiger Herausforderer Hans-Jürgen Scharfenberg von der Linken. „Sonntagsreden“ habe Jakobs da gehalten; unter dem Eindruck der zahlreichen gutgelaunten Centerbesucher vor der Bühne habe er sich hinreißen lassen, echauffierte sich der städtische Linksfraktionschef und Landtagsabgeordnete. Noch am Mittwoch habe die Rathaus-Kooperation einen Antrag der Linken zur besseren Bindung der Kaufkraft in Potsdam abgelehnt. „Wir werden den Oberbürgermeister beim Wort nehmen“, kündigte Scharfenberg an. Ein Wegfall der Sortimentsbeschränkung für die Bahnhofspassagen, gegebenenfalls auch schrittweise, sei „lange überfällig“.

Ein Zeichen dafür, dass in Sachen Restriktionen für das Bahnhofscenter etwas in der Luft liegt, dürften auch Äußerungen von Harald Kirchfeld sein, die dieser noch vor der Oberbürgermeister- Rede gegenüber den PNN machte. Kirchfeld, Geschäftsführer des Karstadt-Kaufhauses in der Innenstadt und somit Vorteilsnehmer der Beschränkungen, sagte in entspannter Weise: „Handel ist Wandel.“ Auch die Beschränkungen seien „nicht auf Dauer angelegt“; es werde sie „nicht bis zum St. Nimmerleinstag geben“. Potsdam wachse und damit auch die Nachfrage. Und zudem: „Der Hauptbahnhof“, so Kirchfeld, „das ist Innenstadt.“ Mit den Beschränkungen müsse „etwas passieren“. Gründe für seine Gelassenheit deutete der Manager an: Karstadt habe für das Kaufhaus in der Brandenburger Straße einen neuen Mietvertrag erhalten, „mit vernünftiger Laufzeit“. Karstadt Potsdam habe zwar „aufregende Zeiten hinter sich“. Nun könne er jedoch sagen: „Das Haus ist erfolgreich.“

Zwölf Prozent der vermietbaren Fläche im Bahnhof, 4500 Quadratmeter, stehen momentan aufgrund des Verkaufsverbotes für Textilien, Schuhe, Geschenkartikel, Parfümerie- und Schreibwaren leer, so Centermanagerin Jana Walther, die bis zum Dezember in den Mutterschutz geht und die bis dahin von Guido Reuter vertreten wird. 60 000 Menschen betreten täglich den Hauptbahnhof, 35000 davon, um zu reisen. Warum, so fragt Jana Walther, sollen sie ihr Geschenk für die Oma nicht schon am Startbahnhof und nicht erst am Zielbahnhof kaufen dürfen?

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