Landeshauptstadt: Haus-Dietz-Abriss: Kritik an voreiliger Baugenehmigung Landesdenkmalschutz prüfte Moderne-Bau und versagte Schutzstatus erneut: „Kein Denkmal“
Innenstadt - Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) hat die Stadtverordneten und das Landesamt für Denkmalschutz brüskiert: Die Klipp unterstehende Bauaufsicht hat am 3. Mai die Genehmigung für den Bau eines Wohnriegels anstelle des Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße erteilt, ohne eine eigens von den Stadtverordneten verlangte vorherige Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalschutz abzuwarten.
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Innenstadt - Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) hat die Stadtverordneten und das Landesamt für Denkmalschutz brüskiert: Die Klipp unterstehende Bauaufsicht hat am 3. Mai die Genehmigung für den Bau eines Wohnriegels anstelle des Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße erteilt, ohne eine eigens von den Stadtverordneten verlangte vorherige Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalschutz abzuwarten. Diese erreichte die Stadtverwaltung fünf Tage später, am 8. Mai – und enthielt zudem eine Ankündigung, eine Unterschutzstellung des Hauses Dietz würde vom Landesamt geprüft und hätte also auch mit der Feststellung der Schutzwürdigkeit des ehemaligen Wohnhauses des Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) enden können.
„Das ist mehr als ärgerlich“, erklärt der Bauausschuss-Vorsitzende Rolf Kutzmutz (Die Linke) ungehalten gegenüber den PNN. Die Potsdamer Demokraten bezeichnen es als „einen Skandal, wie mit den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung umgegangen wird“, so der Stadtverordnete Peter Schultheiß. Auch Thomas Drachenberg vom Landesamt für Denkmalschutz sagte, er sei irritiert: „Die Baugenehmigung hätte nicht erteilt werden dürfen, bevor unsere Stellungnahme vorliegt – wenn die Stadt ihre Anfrage ernst nimmt.“ Potsdams Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) teilte mit, der Investor – die Berliner Firma Natulis – habe nach einem sechsmonatigen Baugenehmigungsverfahren ein Recht auf Erteilung der Baugenehmigung gehabt.
Das abschließende Votum des Landesamts wird Drachenberg zufolge Anfang kommender Woche verschickt, nachdem das Amt das Haus Dietz in dieser Woche intensiv untersuchte. Das Ergebnis: Ein Denkmalschutzstatus könne nicht erteilt werden, das Amt bleibe bei seiner seit 1990 vertretenen Auffassung. Es handelt sich Drachenberg zufolge „um einen kompletten Neubau“. Das Haus im Stil des Neuen Bauens war zu DDR-Zeiten abgerissen und mit den Mitteln des DDR-Denkmalschutzfonds neu aufgebaut worden. Wie Drachenberg sagte, war das Haus Dietz ursprünglich ein Holzhaus, entstanden sei in den 1980er Jahren ein Steinhaus mit Holzverkleidung und dies nicht in den exakten Maßen des Originals. „Es hat mit dem Original nichts mehr zu tun“, so der Leiter des Dezernats Praktische Denkmalpflege. Drachenberg: „Wir können es nicht unter Denkmalschutz stellen, weil es kein Denkmal ist.“ Es handele sich nicht einmal um eine Kopie. Kritiker des Abrisses wie der Architekt Christian Wendland oder der Vorsitzende des Fördervereins für das Potsdam-Museum, Markus Wicke, argumentieren, die Rekonstruktion eines Hauses der Moderne zu DDR-Zeiten sei einzigartig und schon daher schützenswert.
Drachenberg wehrt sich gegen Versuche, den Denkmalschutz als Mittel zu benutzen, um den Nachfolgebau des Hauses Dietz zu verhindern. Dies wäre der Stadt Potsdam mit ihrem planerischen Instrumentarium durchaus gelungen – „wenn sie es gewollt hätte“.
Irritiert äußerten sich Stadtverordnete wie Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg auch über die Aussage des Oberbürgermeisters am Mittwoch im Bauausschuss, wonach er den Brief der Landesdenkmalschützer zwar kenne, aber nicht gelesen habe. Dazu Stadtsprecher Stefan Schulz: Jann Jakobs sei Montag und Dienstag krank gewesen. Am Mittwoch habe er den Brief wegen einer Reihe von Terminen, darunter die Bekanntgabe der Badentscheidung, bis zum Beginn des Hauptausschusses nicht lesen können.
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