
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Haus Dietz: Neubau im Gestaltungsrat
Abrisspläne für Bauhaus-Villa in Kurfürstenstraße werden öffentlich präsentiert
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Innenstadt - Die Abrisspläne für das ehemalige Wohnhaus des Potsdamer Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) sind konkreter als bislang angenommen: Bereits am Donnerstag, dem 23. Juni, wird der Potsdamer Gestaltungsrat über ein Neubauprojekt auf dem Grundstück der Villa in der Kurfürstenstraße 24 bis 27 beraten. Auf der Tagesordnung für die öffentliche Sitzung dieses von den Stadtverordneten berufenen Rates renommierter Architekten wird als Bauherr und Projektentwickler die Berliner Firma Natulis und als Architekten das Berliner Büro Kny & Weber genannt. Ein Natulis-Sprecher bestätigte gestern gegenüber den PNN die Neubaupläne für die Kurfürstenstraße ohne weitere Angaben machen zu wollen.
Das 1928 errichtete Haus Dietz gilt als eines der wenigen Zeugnisse Neuen Bauens in Potsdam. Gemeinsam mit der benachbarten ehemaligen Gymnastikschule von Margarete Ulrich von 1927 wird den beiden Gebäuden in Potsdamer Fachkreisen eine herausragende Ensemble-Wirkung zugesprochen. Gegen die Abriss-Pläne regte sich früh Protest in der Stadt: Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums, und Thomas Sander, Vorsitzender des Vereins ArchitraV, sprachen sich vor Journalisten gegen einen Abriss des Bauhaus-Stil-Hauses aus. Auch die in Köln lebende 88-jährige Tochter des Architekten Dietz, Annelene Trapp, die mehrere Jahre im Haus Dietz wohnte, drückte gegenüber den PNN ihre Bestürzung über das Abriss-Szenario aus (PNN berichteten). Dietz gilt als nicht unbedeutend: Er sei ein deutscher Architekt, „dessen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Werke den Wandel der Architekturauffassung von der Moderne der 1920er Jahre zum in den 1930er Jahren vorherrschenden Traditionalismus widerspiegeln“, heißt es beim Online-Lexikon Wikipedia. Selbst die Brandenburgische Architektenkammer würdigt ein 1930 in Caputh errichtetetes Dietz-Haus in ihrer Ausstellung „Aufbruch in die Moderne“ mit einer Abbildung, die noch bis 7. August im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam zu sehen ist. Ausgangspunkt des nun realistisch werdenden Abriss-Szenarios ist eine vom Besitzer des Haus Dietz als störend und überdimensioniert empfundener mehrgeschossiger Neubau auf dem angrenzenden Grundstück gegenüber in der Leiblstraße. Mittlerweile hat der Besitzer das Haus verkauft, nachdem er von der Stadtverwaltung eine positive Bauvoranfrage erhalten hat, die Erlaubnis für Abriss und Neubau von voraussichtlich mehrgeschossigen Wohnhäusern. Noch zu DDR-Zeiten war das Haus Dietz unter Denkmalschutz gestellt worden. Diesen Status erkennen die Fachbehörden dem Haus nicht mehr an, da es in den 1980er Jahren neu aufgebaut wurde – an der Vorderfront originalgetreu, jedoch nicht mit dem Originalmaterial.
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