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Landeshauptstadt: Haus mit Seele

Im Walhalla laufen die letzten Sanierungsarbeiten: Am 27. Mai ist Eröffnung – mit Konzert und Straßenfest

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Innenstadt – Auch wenn das Varieté Walhalla an der Dortustraße 5 bereits seit mehr als einem Jahr dem Hans Otto Theaters als Spielstätte dient, so ist es tagsüber immer noch eine große Baustelle. Vor dem Eingang ist ein Gerüst aufgebaut, im Innenhof stapeln sich Holz und andere Baumaterialien. Zwischendurch hallt immer wieder lautes Hämmern und Sägen durch die offenen Fenster nach draußen. Acht Wochen vor der offiziellen Eröffnung laufen in dem geschichtsträchtigen Gebäude die letzten Bauarbeiten: Am 27. Mai soll das Walhalla nach fünf Jahren der Sanierung endgültig fertiggestellt sein.

Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun: So steht im Obergeschoss des Hauses der Ausbau und die Einrichtung der zwölf Zimmer des Hotelbereichs an. Varieté- und Gastro-Bereich hingegen sind weitestgehend fertig, zurzeit wird dort lediglich noch die Dekoration mit Spiegeln und Lampen komplettiert. Sie soll mit Hilfe von Zeitzeugenbeschreibungen möglichst originalgetreu gestaltet werden.

Als Glücksfall hat sich dabei die Bekanntschaft mit Sigrid Richter erwiesen, der Enkelin der Varieté-Begründer Hermann und Auguste Rosenberger. Kay Bockhold, Geschäftsführer des mit der Sanierung beauftragten Maulwurf e.V., kam mit der 85- jährigen Frau zufällig ins Gespräch, als sie gedankenverloren vor dem eingerüsteten Gebäude stand. Sie war es, die Bockhold Details über die Innenraumgestaltung zutrug. Oder ihm von Künstlern wie Charlie Chaplin, Enrico Caruso und Trude Hesterberg erzählte, die in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Gast waren in dem kleinen Varieté, das 1910 eröffnet wurde. „Seither haben wir die Verpflichtung gespürt, die sich mit diesem Ort verbindet, der seine eigenen Energien hat“, sagt Bockhold.

Verpflichtet fühlt er sich insbesondere der Geschichte und Tradition des Gebäudes, das 1738 erbaut wurde. „Wir sind bemüht, den Ort so herzurichten, wie er einmal war.“ Eigens dafür besorgt er die benötigten Baumaterialien auf speziellen Antik-Märkten und informiert sich über traditionelle Bautechniken. So stammen beispielsweise die Waschbecken der Besuchertoiletten im Keller aus der Zeit der britischen Militärmission in Kairo von 1910, die Fliesen klebten einst an den Wänden des alten Karstadt-Kaufhauses, bevor dieses abgerissen wurde. „Wenn wir schon keine Originale aus dem Walhalla verwenden können, sollen es wenigsten Zeitoriginale sein“, sagt Bockhold. So solle „die Seele des Hauses berücksichtigt“ werden.

An den Originalen von einst orientiert sich auch das Programm, das von Donnerstag bis Sonnabend geboten wird. Auf dem Plan stehen regelmäßige „Marlene-Abende“, bei denen Lieblingsgerichte von Marlene Dietrich serviert werden und anschließend Double Rita Feldmeier Lieder der Diva singt. Bei der Veranstaltungsreihe „Gestatten – alte Platten“ werden auf einem restaurierten Grammophon ausschließlich alte Schellack-Platten aufgelegt und Lieder wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ oder „Davon geht die Welt nicht unter“ gespielt. Zudem gastiert das Hans Otto Theater monatlich mit drei Veranstaltungen im Walhalla, und seit kurzem gibt es das „Gaumen-Kino“, bei dem Spielfilme über bestimmte Gerichte gezeigt und selbige dann auch serviert werden. „Das alles ist für uns eine Test-Phase um zu sehen, was bei den Besuchern gut ankommt und wie man die internen Abläufe am besten plant“, sagt Cornelia Grasme, die ehrenamtlich die Kulturarbeit des Walhallas koordiniert.

Insgesamt 1,5 Millionen Euro kostet die Sanierung des Gebäudes – gemessen am Umfang der Baumaßnahmen eine vergleichsweise geringe Summe. Das liegt vor allem daran, dass die Arbeiten größtenteils von straffälligen Jugendlichen ausgeführt werden, die vom Projekt Maulwurf e.V. betreut werden. Mit der gerichtlich auferlegten gemeinnützigen Arbeit sollen sie sinnvoll beschäftigt werden.

Dieser Vorsatz soll auch nach dem Ende der Sanierungsarbeiten fortgeführt werden: In den verschiedenen Bereichen des Walhalla sollen insgesamt zehn Ausbildungsplätze entstehen, etwa in den Berufen der Restaurantfachfrau oder des Kochs. Diese so genannte Ausbildungsgastronomie im Zweckbetrieb unterliegt bestimmten gesetzlichen Regelungen, die eine soziale Nutzung fördern sollen.

Zuvor wird es aber eine große Eröffnungsfeier geben. Am 27. Mai gibt Fabrizio Sabarino, ein Schüler des berühmten Filmkomponisten Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“), in der Friedenskirche ein Orgelkonzert. Im Anschluss daran folgt eine Prozession von der Friedenskirche aus über die Hegelallee in der Dortustraße, wo der Tag vor den Türen des Walhalla mit einem bunten Straßenfest seinen Ausklang finden wird.

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