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Dem Körper vertrauen. Im Kurs „Hypno-Birthing“ erklärt Caterina Bülow, was bei einer Geburt passiert. Dann werden Massagen oder Entspannungstechniken geübt, um bei der Geburt auf einige medizinische Eingriffe verzichten zu können.

© Johanna Bergmann

„Hypno-Birthing“ in Potsdam: Hausaufgaben gegen die Angst

„Hypno-Birthing“ heißt eine Methode zur Geburtsvorbereitung aus den USA, bei dem Eltern durch Hypnose gelassener werden sollen. Kurse gibt es jetzt auch in Potsdam

Gegen die Fußkälte haben sie sich bunte Stricksocken mitgebracht, mit Kissen und Decken auf den Yogamatten gemütlich eingerichtet. Jetzt schauen vier Paare erwartungsvoll zu Caterina Bülow. „Macht es euch bequem“, sagt die Kursleiterin, „wir üben jetzt die Wellenatmung.“ Die Frauen drehen sich auf die Seite, die Männer, besser Geburtsgefährten, wie es hier heißt, legen ihre Hände auf die Babybäuche. Dann wird es ruhig.

Es ist Sonntagnachmittag, zum zweiten Mal sind die Paare, die alle ein Kind erwarten, zum Geburtsvorbereitungskurs „Hypno-Birthing“ in den „FrauRaum Potsdam“ in der Gutenbergstraße gekommen. Vier Termine sind es insgesamt, zwischendurch gibt es Hausaufgaben. Die Frauen sollen die Entspannungstechniken üben. Damit sie gut gerüstet für die Geburt sind. Entspannung ist gut gegen den Schmerz, erklärt Caterina Bülow. Techniken wie Hypnose können helfen, der Geburt angstfrei und gelassen entgegenzusehen. Daher auch der Kurs-Name. Die Methode aus den USA ist jetzt auch nach Deutschland geschwappt. Caterina Bülow ist zertifizierte „Hypno-Birthing“-Kursleiterin und bietet seit vier Jahren Kurse in Potsdam an – nach dem Original der Mongan- Methode, wie es heißt. „Das ist ein bisschen wie McDonald’s. Überall auf der Welt sind diese Kurse genauso aufgebaut.“

Das ist für die Paare in Potsdam eher unerheblich. „Ich wünsche mir eine natürliche Geburt, ohne Kopfblockade“, sagt eine Frau. Die Geburt ihrer ersten Tochter war nicht gerade traumhaft. Obwohl sie extra in das anthroposophische Krankenhaus Havelhöhe gegangen war.

Das Stichwort Krankenhaus nimmt Caterina Bülow, zweifache Mutter und studierte Betriebswirtin, immer gern auf. Dass es heute so viele unsichere und ängstliche Frauen und Paare gibt, habe mit der Technisierung der Geburt zu tun. Sie nennt Zahlen. Viel zu viele Frauen entbinden per Kaiserschnitt oder bekommen eine PDA, eine Periduralanästhesie, aufgeschwatzt. Ein Prozess, der in der Regel weitere medizinisch-technische Einmischungen nach sich zieht. Bis vielleicht alles entgleist und die Frau den Geburtsvorgang nicht mehr in der Hand hat. Weit weg von Selbstbestimmtheit. „Man kann auch ohne Aufschneiden und Reinspritzen Kinder gebären“, sagt sie. „Der Körper der Frau ist von der Natur zum Gebären gemacht. Das haben wir in den letzten Jahrzehnten vergessen.“ Die Teilnehmer saugen die Worte der Kursleiterin auf. „Ihr schafft das“, ist die Maxime, die sie ihren Frauen mitgeben will. Um sie von der Angst vor der Geburt zu befreien. Angst, die auch von den Geschichten kommt, die man eben so hört, von schlimmen Erfahrungen und noch schlimmeren Geburten.

Gegen die Angst macht Caterina Bülow Musik an und sagt: „Ich entspanne euch jetzt.“ Die Geburtsbegleiter sollen die Rücken der Schwangeren mit den Fingerspitzen leicht massieren, damit Endorphine ausgeschüttet werden. Die entstehen unter der Geburt ohnehin massenhaft, sagt sie, jede Menge körpereigenes Morphium. Eine wunderbare Sache der Natur. Wenn der Körper der Frau in Ruhe gelassen wird, rutscht er dann von ganz allein in einen hypnotischen Zustand.

Damit das auch unter der Aufregung und in der Krankenhausumgebung funktioniert, kann man gewisse Dinge vorher immer wieder trainieren. Um dann mit Freude die Geburt zu erleben, das Kind „leicht und angenehm zu gebären“.

Das kann funktionieren – muss aber nicht, sagt Hebamme Claudia Krönke, die das Geburtshaus Apfelbaum in Babelsberg leitet. Auch im Apfelbaum haben schon Frauen nach einem Kurs „Hypno- Birthing“ geboren. „Entspannung egal welcher Art tut immer gut. Aber wenn die Frau dann unter der Geburt enttäuscht ist, weil es eben doch wehtut, dann ist das kontraproduktiv.“ Natürlich ist es gut, sich umfassend auf eine Geburt vorzubereiten. Aber ohne Druck aufzubauen. Sie rät den Frauen, an einem Kurs bei einer Hebamme, also jemandem mit fundierten Fachkenntnissen und Erfahrungen, teilzunehmen.

In Potsdam wird „Hypno-Birthing“ auch von der Hebamme Peggy Jahnel, die das Geburtshaus am Neuen Garten gründete, angeboten. Bernd Köhler, Chefarzt im Bergmann-Klinikum, hat bei Peggy Jahnel einen Kurs besucht, um die Methode kennenzulernen und die Frauen, die diese Methode im Klinikum anwenden, entsprechend begleiten zu können. Den Kreislauf aus Angst und Schmerzen zu unterbrechen, sei förderlich für den Geburtsverlauf. Aber: „Selbsthypnose wie beim ,Hypno-Birthing’ ist nur eine Methode aus dem großen Angebot an Tiefenentspannungstechniken.“ Man sei im Klinikum grundsätzlich offen für die verschiedenen Wünsche der Frauen.

Die Frauen und deren Partner wünschen sich vor allem eine sichere, entspannte Geburt. Ein Vater im Vorbereitungskurs sagt, ihm sei Aufklärung wichtig über das, was auf sie zukommen wird. Seine Frau genießt eher die Meditationsübungen. „Das ist großartig, beim dritten Satz bin ich meist schon eingeschlafen.“

www.hypnobirthing-potsdam.de

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