Landeshauptstadt: Häuser mit Seele haben ihren Preis
Kirsch & Drechsler sanieren seit über 10 Jahren Altbauten in Babelsberg ohne Fördermittel
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Kirsch & Drechsler sanieren seit über 10 Jahren Altbauten in Babelsberg ohne Fördermittel „Wenn Potsdam, dann Babelsberg“, hatte sich Wolfhard Kirsch kurz nach der Wende auf seine Fahnen geschrieben. 1990 kam der jetzt 42-jährige Kaufmann aus Bayern in die Stadt an der Havel.1992 tat er sich mit dem Bauingenieur Michael Drechsler zusammen und gründete die Kirsch & Drechsler Hausbau GmbH. Seither hat die Firma über 350 Wohn- und Geschäftseinheiten saniert, hat dafür ausschließlich örtliche Firmen beschäftigt und gerade wieder ein Haus an die Wohnungseigentümer übergeben. 1,7 Millionen Euro habe die Grundsanierung der Großbeerenstraße 61 mit 18 Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen gekostet, erklärt Wolfhard Kirsch. Man übernehme den Kauf der Häuser samt Sanierung für Anleger, bleibe aber sehr oft nach dem Verkauf der Objektes auch dessen Verwalter. Den Einsatz von Fördermitteln lehnt Kirsch grundsätzlich ab, denn er ist der Meinung, dass sie für Objekte eingesetzt werden sollten, deren Wiederherstellung „wirtschaftlich nicht darstellbar“ sei, zum Beispiel für die kleinen unter Denkmalschutz stehenden Weberhäuser. Da nur privates Kapital fließt, haben die Wohnungen dann allerdings auch ihren Preis. 7,70 Euro kalt gibt Kirsch als Grundmiete an. Ab 380 Euro Warmmiete könne man bei ihm eine kleine Wohnung bekommen. „Die Leute wollen gut wohnen und lassen sich das auch etwas kosten“, benennt er seine Philosophie. Die scheint aufzugehen, denn von den 380 Objekten in Verwaltung von Kirsch & Drechsler stehen nach Aussage des Firmenchefs derzeit nur neun leer. Man pflege gute Kontakte zu den Mietern und versuche sich zum Beispiel durch Einweihungsfeiern bekannt zu machen. Auch die Wohnungen im kurz vor Weihnachten fertig gewordenen Haus in der Großbeerenstraße 6, das 1907/08 erbaut wurde, sind schon fast gänzlich vergeben. 15 Jahre hätten Vorderhaus und Seitenflügel größtenteils leer gestanden. „Zum Schluss wohnten nur noch die Tauben unterm Dach.“ Die letzten vier Mieter habe man – u.a. mit Hilfe der Gewoba – umsetzen können, so Kirsch. Hinter der alten Stuckfassade sind durch Grundrissveränderungen moderne Wohnungen entstanden, alle Erdgas beheizt und mit großzügigen Räumen, hellen Küchen, natürlich Bädern und Balkonen zur Hofseite. Durch das Versetzen von Wänden bis in den Keller hinab, sei das keine alltägliche Sanierung gewesen, meint Hochbauingenieurin Christine Brennenstuhl, die nun schon seit sechs Jahren für Kirsch & Drechsler arbeitet. Jedes Haus habe seine eigene Seele, findet die Baufachfrau und man müsse sich immer wieder darum bemühen, sie zu erhalten. In der Großbeerenstraße 58 mit einem sehr schönen Hausflur hat sich die Bauleiterin zum Beispiel die Mühe gemacht, die nicht mehr vorhandene Bemalung nachzuempfinden. Als Vorlage diente ein noch gut erhaltenes Haus in der Fultonstraße 9. Wolfhard Kirsch ist sich sicher, dass er bis zu seiner Rente noch genug in Babelsberg zu tun hat. Gerade wurde die Sanierung in der Großbeerenstraße 31 begonnen, die 15 folgt voraussichtlich im Mai. Und auch sonst will sich der Firmenchef dafür einsetzen, dass es mit Potsdam weiter vorangeht. Auch wenn die politische Karriere erst einmal stockt. Das schlechte Abschneiden der SPD bei der Kommunalwahl brachte Wolfhard Kirsch um seinen Sitz im Stadtparlament. In den Ausschüssen wird er vorerst ebenfalls nicht mitarbeiten. „Das schließt aber ein Engagement für die Stadt nicht aus.“ Mit den Vorwürfen der Stadtfraktion „Die Andere“, er nütze Insiderwissen für seine Firma, habe das aber nichts zu tun. „Jedes Parlament braucht seinen Clown und Potsdam hat dafür die Leute von „Die Andere“, meint Kirsch. Und fügt hinzu: „Wir investieren jährlich etwa acht bis zehn Millionen Euro und das mit 16 Leuten in der Firma. Das soll Die Andere erst mal nachmachen.“ Hella Dittfeld
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