Landeshauptstadt: Hausversteigerung zum Abschluss
Architekten und Polizisten in der „Stadt der Kinder“ / Geld wieder abgeschafft
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Leoni wollte es ganz genau wissen: „Ist der Architekt manchmal beleidigt, wenn er nicht so bauen kann, wie er will?“, fragte die Siebenjährige. Direkt beleidigt nicht, erklärte ihr Architektin Birgit Kux. Aber „traurig“ sei man manchmal schon, gab sie zu. Zusammen mit zwei Kolleginnen vom Ingenieur- und Planungsbüro Pai-Plan besuchte Kux gestern die „Stadt der Kinder“ im Nuthewäldchen. Die Kinderstadt ist eine Ferien-Aktion, die noch bis heute unter anderem vom Bürgerhaus am Schlaatz, dem Abenteuerspielplatz „Blauer Daumen“ und dem Kinder- und Jugendbüro organisiert wird.
„Wir waren völlig fasziniert, mit welchem Elan die das gemacht haben“, beschreibt Kux ihre Eindrücke von der Holzstadt, die in den vergangenen elf Tagen entstanden ist: „Nur eins habt ihr vergessen“, gab sie den Kindern zu bedenken. Und Leoni wusste sofort, was gemeint war: „Eine Schule!“ Wenn es nach der Zweitklässlerin gegangen wäre, hätte die Kinderstadt eine bekommen. Aber: „Die anderen wollten halt keine Schule haben.“ Deswegen habe sie letztendlich bei der Polizei mitgearbeitet.
Ganz zufrieden war sie damit aber auch nicht: Im Haus gebe es zu wenig Platz, kritisiert sie: „Tische und Stühle stell“ ich mir noch vor.“ Ähnlich genaue Vorstellungen hat die siebenjährige Potsdamerin von ihrer beruflichen Zukunft: „Architektin!“ Kein Wunder also, dass sie die drei Architektinnen bis zuletzt besonders aufmerksam ausfragte.
Da hatten die übrigen Kinder schon ein neues Objekt der Begierde ausgemacht: Denn der Schlaatzer Revierpolizist Thomas Kraft kam mit seiner Kollegin vorbei. Besonders spannend daran fanden die Kinderstadt-Bewohner den Dienstwagen: Innerhalb kürzester Zeit stürmten sie das Auto, das vor den Toren der Stadt geparkt hatte: „Hallo, hier spricht die Polizei“, tönte es daraufhin kichernd aus den Lautsprechern des blauen Wagens.
Die Kinderstadt-eigene Polizei dagegen hatte sich in den vergangenen Tagen als machtlos erwiesen. Immer wieder sei es nach der Einführung der „Kids“-Geldnoten am vergangenen Freitag zu Überfällen auf die Bank gekommen, berichtet Barbara Rehbehn, Chefin des Bürgerhauses Am Schlaatz. Die Probleme gipfelten in einer Prügelei auf der gestrigen Stadtratssitzung, so Rehbehn. Der Stadtrat hätte deshalb das Geld wieder abgeschafft – auf Vorschlag der erwachsenen Betreuer hin. „Seitdem ist es viel ruhiger“, resümiert Rehbehn. Insgesamt sei das Projekt „super“ gelaufen: „Die Kinder sind glücklich.“
Heute sollen die Stadtgründer im Potsdamer Rathaus von der Sozialbeigeordneten Elona Müller das „Stadtrecht“ verliehen bekommen. Ab 15 Uhr wird es im Nuthewäldchen dann ein Abschlussfest geben, bei dem die Häuser versteigert werden. Der Transport der Kinderbauten zu den Käufern sei gesichert, sagte Rehbehn. Jana Haase
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