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Voller Saal bei der Beratung des Stadtforums am Donnerstagabend im Alten Rathaus. Architektonische Vielfalt und Nutzungsmischung in der Potsdamer Mitte lautete das Thema.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Havelufer: Die meisten Fragen offen

Stadtforum tagte zu Gestalt und Nutzung der Mitte / Verfahren und zeitlicher Ablauf weitgehend unklar

Stand:

Innenstadt - Architektur und Nutzung der künftigen Neubebauung an der Alten Fahrt am Havelufer sind weitgehend unklar. Das Stadtforum beriet am Donnerstagabend im überfüllten Saal des Alten Rathauses den aktuellen Stand. Danach ist weder das Verfahren noch das Verhältnis historisierender Leitbauten zu moderner Architektur entschieden. Für und Wider gab es zum Bau einer Tiefgarage sowie zur Investoren- und Bauherrenfrage.

„Wir sind ein gutes Stück vorangekommen“ resümierte Oberbürgermeister Jann Jakobs nach dem Workshop vom 26. Juni (PNN berichteten), im Detail warf er jedoch ausschließlich ungelöste Fragen auf: kleinteilige Bebauung im Widerspruch zum EU-Vergaberecht, große oder kleine Parkhäuser, ein Investor oder mehrere, unsichere Vorgaben zu den Leitbauten. Nicht einmal auf eine Zeitschiene will sich Jakobs festlegen, hält sogar das Jahr 2030 nicht für das Ende der Mitte-Entwicklung. Als „gemütliches Vorgehen“ kritisierte der Berliner Stadtplaner Urs Kohlbrenner diese Perspektive. Unter diesen Bedingungen seien kaum Investoren oder Bauwillige zu finden, ganz zu schweigen von den Rechtssicherheit bei der Ausschreibung.

Die Stadt geht davon aus, dass das Areal mit dem Standort des früheren Palastes Barberini im Eigentum der Kommune ist. Jedenfalls gehört es zum Treuhandvermögen des Sanierungsträgers. Anders als beim Landtag habe die Öffentlichkeit mehr Einfluss auf den Gang der Dinge, versprach der Oberbürgermeister. Bekanntlich ist die Bebauung des Stadtschlosses mit dem Landtag nach wie vor nicht entschieden oder gar begonnen. Die Jury des Architekten- und Investoren-Auswahlverfahrens unter Vorsitz des Kölner Architekten Kaspar Kraemer hat im Januar zwei Entwürfe zur weiteren Überarbeitung ausgewählt. Erst nachdem diese erfolgreich bearbeitet sind und der Zuschlag erteilt ist, bekommt die Öffentlichkeit die Pläne zu sehen. Ende August soll laut Baubeigeordneter Elke von Kuick-Frenz wenigstens die neue Tram- und Fußgängerbrücke fertig sein. Sie allerdings ist eine Abweichung vom historischen Stadtgrundriss, beansprucht einen Teil des Baufeldes des früheren Palast-Hotels und verändert die auf den alten Postkarten verewigte Tramführung über den Alten Markt.

Die sogenannten „Leitbauten“ spielen nach dem Stadtverordneten-Beschluss eine zunehmende Rolle und sorgten für zusätzliche Verwirrung. Hierbei handelt es sich um Neubauten, die in möglichst historisch korrekter Qualität und Gestalt an den alten Standorten errichtet werden. Wenn in Kürze von der Galerie der Nikolaikirche aus das Areal für alle Interessierten von oben besichtigt werden kann, dürfte die Schwierigkeit deutlich werden: Potsdam ist sehr dominant durch die DDR-Plattenbau-Architektur geprägt, gegen die sich Leitbauten optisch schwer durchsetzen dürften. Als Kohlbrenner einen Bild-Mix aus historischen und modernen Fassaden zeigte, erntete er großes Gelächter: Die Verbindung und Verträglichkeit von Altem und Neuem ist weitergehend unklar. Zwischen die Mühlen von privatem und öffentlichem Interesse dürfte zudem die Frage des Uferwegs an der Alten Fahrt geraten. Schon wollen einige „Experten“ die Neubauten bis unmittelbar ans Wasser ziehen, wie es auf Vorkriegs-Ansichtskarten zu sehen ist. Der „Uferweg“ führt dann zwangsläufig oben herum.

Bauhistoriker Andreas Kitschke machte auf die schwierige Dokumentenlage aufmerksam. „Wir brauchen zumindest die Bauzeichnungen der historischen Fassaden“, sagte er. Wie ungeklärt die Lage ist, wurde bei einer Frage aus dem Publikum nach den Gebäudehöhen klar: Keiner konnte Auskunft geben. „Nach Aktenlage“, sagte Kuick-Frenz. Doch die „Aktenlage“ besteht aus einem großen Fragezeichen. Günter Schenke

Günter Schenke

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