zum Hauptinhalt

Von Henri Kramer: Heftige Kritik an Kulturstandort

Schiffbauergasse-Träger fühlen sich allein gelassen

Stand:

Berliner Vorstadt - Wenn es Nacht wird in der Schiffbauergasse und einzelne Besucher aus dem T-Werk kommen, erleben sie oft einen zugigen und leeren Platz, fühlen sich unwohl. Mit diesen Worten schilderte Jens-Uwe Sprengel vom T-Werk das seiner Meinung nach bestehende „Hauptproblem“ des Kulturstandorts Schiffbauergasse. Die wahrgenommene trostlose Gestaltung des Areals war eines der Hauptthemen einer Podiumsdiskussion, zu der am Mittwochabend der gutbürgerliche Salon e.V. in die Villa Kellermann geladen hatte.

Bei der Sanierung des Außenareals seien die Häuser vor Ort vom verantwortlichen Sanierungsträger Potsdam übergangen worden, waren sich die eingeladenen Vertreter von Hans Otto Theater, T-Werk, fabrik und Waschhaus einig. „Ab unserer Türschwelle“ sei Schluss gewesen mit Mitbestimmung, sagte Sven Till von der fabrik. Auch Jens-Uwe Sprengel kritisierte das Vorgehen: „Ich hätte den Schirrhof so nicht saniert.“ Der Leiter des Studiengangs Kulturarbeit der Fachhochschule Potsdam, Hermann Voesgen, verlangte ein deutlich entschiedeneres Handeln der Stadtverwaltung in der Schiffbauergasse. „Die Sanierung war eine bewusste Entscheidung, die Folgen müssen nun von der Stadtspitze getragen werden.“ Es müsse beispielsweise schnell ein Experte gefunden werden, der mit eigenem Finanz-Etat die Schiffbauergasse eigenständig als Standort vermarktet und gemeinsame Aktionen der Kulturhäuser vor Ort koordinieren könne.

Dafür bot sich erneut Heike Neumann an, die von den anderen Kulturträgern als Expertin für die Schiffbauergasse favorisiert wird und derzeit die Öffentlichkeitsarbeit für das Hans Otto Theater leitet. Die Stelle für das gesamte Standortmarketing soll demnächst ausgeschrieben werden. „Es ist aber noch unklar, wo dieser Job dann angegliedert ist“, sagte Neumann. Sie forderte, dass es jeweils eine Stelle für das Standortmarketing und eine Stelle für das Standortmanagement geben müsse, so Neumann.

In diesem Zusammenhang gab es vor allem aus dem Publikum viel Kritik an dem jetzigen Standortbeauftragten Martin Schmidt-Roßleben, der wegen einer Dienstreise nicht anwesend war. „Sein Job ist als Zwitter zwischen den Interessen der Verwaltung und den Trägern vor Ort angelegt – das lässt sich nicht vereinen“, monierte Sprengel. Diese „unklare Funktion“ kritisierte auch Voesgen. Er forderte einen vielfältigeren Mix der Kulturangebote neben den dominierenden drei Theatern, eine regelmäßig aktualisierte Webseite für den Standort sowie eine bessere Ausschilderung des Areals, aber auch mehr Zusammenarbeit der Träger untereinander – und nicht zuletzt mehr Engagement und Geld für die Schiffbauergasse aus dem Stadt-Fachbereich Kultur. Sein Unbehagen darüber fasste Voesgen mit dem Satz zusammen: „Die Stadt sagt nicht, was sie mit dem Standort will.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })