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Links und rechts der Langen Brücke: Heikle Debatte

Sabine Schicketanz über den möglichen Umzug der Psychiatrie im „Bergmann“-Klinikum und die Gründe für Sorge und Unruhe

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Es ist ein heikles Thema: Der Umgang mit und die Betreuung von psychisch erkrankten Menschen. Über beides wird derzeit am städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“ diskutiert. Auslöser ist die Klinikleitung: Sie prüft, ob ein Umzug der „Bergmann“-Psychiatrie vom abgelegenen Standort in der Straße An der Aue in Babelsberg an den Klinikum-Hauptstandort in der Charlottenstraße infrage kommt – und erhält heftige Reaktionen.

Ärzte, Pflegepersonal, Betroffene: Viele befürchten, dass ein Umzug in die Innenstadt der Qualität der medizinischen und therapeutischen Arbeit und den Patienten nicht guttut. Dies ist angesichts vielerlei Argumente nachvollziehbar und gleichzeitig kaum anders zu erwarten. Schließlich erscheint der Standort An der Aue geeignet und in gutem Zustand, er ist den Beteiligten vertraut. So wird sich kaum einer für eine neue Lösung begeistern können. Dennoch: Die Klinikleitung hat das Recht, ja die Aufgabe, zu überprüfen, wo das Klinikum bessere Leistungen zu besseren Konditionen erbringen kann. Schließlich muss das Haus, ob städtisch oder nicht, am Markt bestehen. Rote Zahlen würden den Steuerzahler teuer zu stehen kommen, vielleicht zur Privatisierung führen, vielleicht Arbeitsplätze kosten. Dieses Szenario allerdings stellt die Geschäftsführer des „Bergmann“ nicht frei davon, höchst verantwortlich mit den Belangen der medizinischen Versorgung umzugehen. An dieser Selbstverständlichkeit können sich Zweifel ergeben. Dafür sorgt eine Melange von Vorgängen und Rahmenbedingungen: Über vielem steht die stets angespannte finanzielle Lage im Gesundheitsbereich; dazu das städtische Haushaltsloch. So erwartet die Stadt von ihren Tochtergesellschaften einen Beitrag zur Konsolidierung. Da sorgt es natürlich für Unruhe, wenn im Klinikum seit Monaten ohne Ergebnis über einen neuen Tarifvertrag für die Servicegesellschaft verhandelt wird. Beim Thema Psychiatrie schrillen die Alarmglocken erst recht, wenn Protokolle nach außen dringen, die Einsparungen als Ziel eines möglichen Umzugs nennen. Dass in wenigen Wochen der neue Oberbürgermeister gewählt wird, macht die Lage nicht besser: Die Mehrheit der politisch Beteiligten, die per Aufsichtsrat auch Verantwortung für das Klinikum tragen, wird wenig Interesse daran haben, das heikle Thema offensiv und kritisch anzugehen.

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