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Landeshauptstadt: Heimtiere statt Autos

Messe Potsdam GmbH will mit neuem Konzept und Kooperationspartnern Besucherzahlen steigern

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Trotz des drastischen Einbruchs der Besucherzahlen bei der Messe „Salon Sanssouci“, als sich im November statt der erwarteten 4000 nur 2000 Besucher für Genuss, Lebensart und Ambiente interessierten, wird es weiterhin große Messen in Potsdam geben. Allerdings mit einem veränderten Konzept, sagte Michael Schulze, Geschäftsführer der Messe Potsdam GmbH, in einem Gespräch den PNN.

Schulze blickt demnächst auf zehn Jahre Firmengeschichte zurück: 2003 wurde die Messegesellschaft gegründet, in den ersten Jahren fanden die großen Events im Lustgarten statt. Schulze mietete Leichtbauhallen an, eine kostenaufwendige und witterungsanfällige Variante. Seit 2009 ist Schulze einer der Hauptnutzer der Metropolishalle des Filmpark Babelsberg.

Nun scheint die Nachwendeeuphorie, in denen Bau- und Reisemessen von Tausenden Besuchern auf Informations- und Häppchenjagd regelrecht überschwemmt wurden, vorbei. Das bekommt auch Michael Schulze zu spüren.

„Ein Messewochenende lohnt sich für den Aussteller ab 4000 Besucher, 5000 bis 6000 wären ideal, da wollen wir wieder hin.“ Neun Messeveranstaltungen hat er für das kommende Jahr geplant – die für Februar 2013 angesetzte P-mobil für Auto, Reisen und Outdoor ist allerdings abgesagt. Bisher fand diese Automesse jährlich statt, nun wird über einen Zweijahresrhythmus nachgedacht. „Autohersteller vertragen keine jährlichen Rhythmen, die Bereitschaft der Hersteller, die Händler vor Ort zu unterstützen, hält sich dann in Grenzen“, erklärt Schulze. Auch die Automessen in Frankfurt / M. und Leipzig finden nur alle zwei Jahre statt. Man muss sich untereinander abstimmen, sagt er, denn ohne genügend Aussteller – bei der letzten P-mobil war die Zahl auf zehn geschrumpft – lohne es sich nicht. Dann ist auch die Metropolishalle zu groß.

Schulze überzeugt, dass die Voraussetzungen in Potsdam stimmen: ein idealer Messestandort mit zahlungskräftiger Klientel, es müsste nur besser kommuniziert werden, auch in Berlin und im Umland. Das sei aber Aufgabe der Stadt, „wir können das nicht leisten“. Dass das Internet den Messen Konkurrenz bieten könnte, befürchtet er nicht: Es könne eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für eine Fachmesse sein, wo man Hersteller und Berater persönlich trifft.

Allerdings will er sein Konzept überarbeiten. „Wir wollen in Zukunft verstärkt auf Partner setzen“, sagt der Messe-Veranstalter. Konkret soll die P-mobil 2014 neu aufgelegt werden – Schulze ist bereits mit einem potenziellen Partner im Gespräch, der die großen Firmen nach Potsdam holen soll. In Kooperation mit der Zukunftsagentur Brandenburg und dem Brandenburgischen Verband Bildender Künstler könnte er sich auch eine Messe für Kreativwirtschaft vorstellen. „Die Designtage waren eine tolle Idee, absolut zeitgemäß, schade, dass wir nicht selbst darauf gekommen sind“, bedauert er. Auch „Salon Sanssouci“ funktioniert womöglich nur im Doppelpack mit der Art Brandenburg, mit der sie 2013 wieder gemeinsam veranstaltet wird. Und vielleicht müsse man auch über neue Standorte nachdenken. „Wir sind nicht an die große Metropolishalle gebunden, das weiß auch Friedhelm Schatz“, so Schulz über den Filmpark-Chef. Als Alternativen kämen das Kongresshotel am Templiner See infrage, ebenso die Schiffbauergasse mit Schinkelhalle oder Waschhaus Arena. „Die Stadt hat großes Interesse an deren Vermietung“, so Schulze.

Doch auch ohne neue inhaltliche Ausrichtung wird es nicht gehen. Bisher sind die Messen vor allem publikumsorientiert, die Messe „Hochzeit, Baby und Kind“ laufe sehr gut, auch wenn die Konkurrenzveranstaltung auf Schloss Diedersdorf stets zum selben Termin stattfindet – Schulze glaubt hier nicht mehr an einen Zufall.

Künftig sollen mehr Fachmessen, sogenannte „B to B-Messen“, von Unternehmen für Unternehmen stattfinden, die Wirtschaftsförderung unterstütze das sehr und erhoffe sich einen größeren nachhaltigen Effekt für die Stadt, sagt Schulze. Besonders im Bereich Wissenschaft und Forschung habe Potsdam Potenzial, „da sehen wir Chancen. Es kann aber nur mit den richtigen Partnern funktionieren“, meint er. Gern würde er im August des kommenden Jahres noch etwas Neues ausprobieren, falls er einen Kooperationspartner findet, der mit der Branche Erfahrung hat: Dann könnte es im Sommer die erste Heimtiermesse geben. Die Entscheidung soll im Dezember fallen. Steffi Pyanoe

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