Landeshauptstadt: Helden aus Drewitz und Tennessee

Morris hat heute Geburtstag. Neun Jahre alt ist er geworden, erzählt er stolz. Ob ihn das bereits für den „Held des Tages“ in der Arche qualifizieren wird, bleibt bis zur täglichen Stunde der „Kids-Party“ am Nachmittag ungewiss. Dann werden im Nachmittagsprogramm außerdem spannende Geschichten aus der Bibel gelesen und nachgespielt, „auf die Gegenwart zugeschnitten“, in einer Wortwahl, mit der Kinder was anfangen können, sagt Oliver Valdorf, pädagogischer Leiter der Einrichtung in der Drewitzer Oskar-Meßter-Straße 2.

Die biblische Königin Esther wurde so eben mal zum „Guts Girl“, das sei doch wesentlich cooler und spreche die Kinder an, ist die Erfahrung von Valdorf und Pastor Christoph Funk von der Kirche für Potsdam, die die Arbeit der Arche unterstützt. Eltern hätten mit dieser Art vorsichtiger christlicher Mission kaum Probleme, im Gegenteil: „Wir vermitteln doch hauptsächlich anerkannte soziale Werte wie Mut oder Fairness“, das brauchen alle Kinder.

Heldentaten kann man am sechs Meter hohen Kletterturm vollbringen – oder beim Unospielen. Auch wer sich im Umgang miteinander besonders hervorgetan hat, bekommt das „Gütesiegel“ der Woche verliehen. Spaß haben sollen aber alle Kinder, und das verhältnismäßig kleine Außenareal ist dafür liebevoll zu einer Sommeroase umgestaltet worden, in der sich die Kinder sichtlich wohlfühlen.

Täglich bis zu 60 und mehr Kinder aus Drewitz und Kirchsteigfeld stehen schon vor zehn Uhr an der Pforte. Bezahlen muss hier niemand etwas, selbst für das Essen nicht. Eine große Hüpfburg-Rutsche, Trampolin, der Kletterturm, den es nur angeseilt zu bezwingen gilt, die Strandbar mit Palmengarten und Liegestühlen locken im Freien. Drinnen Toberaum, Spielzimmer und viele Rückzugsmöglichkeiten, zum Beispiel der neue Teenie-Raum im Keller, den die Jugendlichen selbst gestaltet haben, mit Sofas und Graffiti. Nachmittags öffnet das Elterncafé mit einem leckeren Angebot, das Starbucks gesponsert hat. Erstaunlich viele Eltern schauen hier vorbei, manche mit den jüngeren Geschwistern der Großen im Schlepptau. „Ich find das gut“, sagt Valdorf, „man kommt ins Gespräch und sieht, wo der Schuh drückt. Das ist doch viel besser, als gleich auf offizielle Beratungsangebote hinzuweisen.“ Um mehr Zeit füreinander zu haben, entschied man sich in diesem Jahr, auf Ausflüge während dieser Woche zu verzichten. Umso intensiver die Begegnung mit weitgereisten Gästen, denn wie bereits im letzten Jahr sind 16 Mitglieder der Partnergemeinde „Fellowship Bible Church“ aus Nashville in Tennessee angereist.

Die Kinder sind von den Amerikanern begeistert und schnappen hier und da englische Wörter und Sätze auf, wenn Hände und Füße zur Kommunikation nicht reichen. Um den Kindern auf dem Schulhof der angrenzenden Priesterweggrundschule die Grundregeln von American Football zu erklären oder den Mädels eine Cheerleading Choreografie vorzutanzen und die Pompoms zu schwingen, langt es allemal.

Wenn die Gäste wieder abgereist sind, geht der Betrieb in der Arche natürlich weiter, es gibt keine Ferien. Jede Woche ist ein Ausflug geplant, und im Juli geht’s für eine ganze Woche in das Neuruppiner Jugenddorf, der Aufenthalt ist bereits ausgebucht. Für das Baseballcamp vom 1. bis 5. August, jeweils 9 bis 18 Uhr werden noch Mitstreiter gesucht. Am heutigen Samstag aber wird von 13 bis 17 Uhr zum Sommerfest geladen – mit Kaffee und Kuchen, Waffeln, Deftigem vom Grill und Musik von einem Berliner Gospelchor.