
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Helm auf zum Backen
Im Café im Park werden für einen guten Zweck Plätzchen hergestellt – ganz ohne Frauen
Stand:
Sechs Männer stehen in der Küche und backen Weihnachtsplätzchen. Ganz ohne Kinder. Ganz ohne Frauen. Und das auch noch freiwillig. Ein Witz? Nein! Hier gibt's keine Pointe, hier folgt nur ein kleiner Erlebnisbericht aus der Welt des Backens, so wie Mann sie mag.
Wir befinden uns in der Küche des Cafés im Park. Es werden gerade Mandeln enthäutet, bunte Streusel auf Plätzchen gestreut und hübsche kleine Alu-Förmchen in den Teig gerammt. Ja, gerammt! So darf man es wohl ausnahmsweise einmal nennen, dieses Ausstechen des Plätzchenteigs, denn die Männer, die hier versammelt sind, wollen echte Kerle sein: Einige von ihnen tragen weiße Bauarbeiterhelme mit der Aufschrift „Kerlebakken“.
In der Erich-Mendelsohn-Allee lädt das Café, in dessen Küche die Männer an diesem Nachmittag zusammengekommen sind, normalerweile die Besucher des Volksparks in Potsdams Norden zum Verweilen ein. Heute aber steht hier nicht Verschnaufen auf dem Programm. Heute wird rangeklotzt. Café-Betreiber Lutz Lehmann hat ein paar Bekannte um sich geschart, um mit ihnen gemeinsam Plätzchen zu backen. An jedem Adventssamstag ab 17 Uhr wollen sie in diesem Jahr zusammenkommen und mit echter Manneskraft Teig kneten, Mond und Sterne ausstechen und wohl auch ein bisschen in der Sprache des Jäger- äh Bäckerlateins parlieren. Nicht immer dieselben Männer werden es an diesen Adventswochenenden sein, aber der Zweck der Backtage ist immer der gleiche: Lehmann und seine Back-Crew wollen so viele Plätzchen backen, dass sie am Ende aus dem Verkauf der selbstgefertigten Teigwaren 1500 Euro für den Kinderklub „Unser Haus“ im Bisamkiez am Schlaatz spenden können.
Im Café 11-line in der Charlottenstraße sowie im Nomadenland im Volkspark und natürlich am Herstellungsort, dem Café im Park, werden die Plätzchen ab jetzt verkauft. Eine Tüte für 2,50 Euro. Da hat man dann etwa 100 Gramm „Süsset für Jutet“, wie auf der Homepage von Kerlebakken zu lesen ist.
Aus dem „feinen vorweihnachtlichen Gefühlsteppich“ wolle man mit der Backaktion heraustreten, sagt Back-Crew-Mitglied Alexander Wietschel mit leichtem Grinsen. Das sei auch eine der Erklärungen dafür, warum einige hier in der Küche Bauarbeiterhelme tragen. Und was bitteschön bedeutet die Aufschrift Kerlebakken? Das solle natürlich an echte Kerle erinnern und zudem ein bisschen finnisch klingen, sagt Café-Betreiber Lehmann. Aus Skandinavien kämen große Baufirmen. Und das ist freilich was für echte Kerle. Wietschel lobt indes schmunzelnd die „Präzision beim Abwiegen“ der Teigzutaten. „In einem aufwendigen Verfahren“ hochgerechnet habe man die Rezeptur für die marzipanhaltigen Plätzchen. Wie das genau geht? Einfach alles mal zwei nehmen. Ah ja! Also die doppelte Menge vom ursprünglichen Rezept. Irgendwie grandios, dieses Bäckerlatein. Holger Catenhusen
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