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Stilvolles Ambiente. Die meisten Firmen im Biotech-Campus sind in historischen Backsteinbauten untergebracht. Der Campus soll jetzt versteigert werden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Hermannswerder unterm Hammer

Der Biotech-Campus auf der Halbinsel wird versteigert. Das Mindestgebot liegt bei 5,3 Millionen Euro

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Hermannswerder - Mehrere Gebäude auf der Halbinsel Hermannswerder in Potsdam sollen an diesem Donnerstag bei einer Auktion in Berlin an einen neuen Investor versteigert werden. Wie das Vorstandsmitglied des Auktionshauses Deutsche Grundstücksauktionen, Gerd Fleischmann, den PNN am gestrigen Mittwoch sagte, kommt der Biotech-Campus unter den Hammer. Die Versteigerung sei öffentlich, das Mindestgebot liege für beide Grundstücke zusammen bei rund 5,3 Millionen Euro.

Es handelt sich dabei um einen modernen Neubau in der Straße Hermannswerder 20 a sowie um die historischen Bauten 14 bis 17, die aus einem denkmalgeschützten Backstein-Ensemble mit vier Häusern bestehen. Der Campus auf der Halbinsel im Templiner See mitten in der Havel war erst in den 1990er-Jahren saniert worden. Das Interesse daran sei sehr groß, hieß es gestern.

Die Versteigerung wurde laut Fleischmann von der Biotech GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), in Auftrag gegeben. Für die Backstein-Gebäude liegt das Mindestgebot bei knapp vier Millionen Euro. Für den erst 2002 errichteten Neubau will die ILB mindestens 1,3 Millionen Euro erhalten. Demnach sind die Mietverträge für die zwölf dort untergebrachten Firmen weiterhin gültig.

Die Grundstücke sind von der Hoffbauer-Stiftung per Erbrecht gepachtet, die Verträge laufen noch bis 2076. Es werde keine Änderung bei der Nutzung geben, sagte die Sprecherin der Stiftung, Heidrun Spengler. Die Stiftung betreibt auf der Halbinsel Hermannswerder außerdem ein Gymnasium, weitere Gebäude, eine Seniorenresidenz und die Kirche. Diese Immobilien seien natürlich nicht von der Versteigerung betroffen, betonte Spengler.

Fleischmann betonte, dass sein Auktionshaus auch im Ausland für die Versteigerung geworben habe. Das Mindestgebot dürfe nicht unterschritten, könnte aber überboten werden. Ob bei der Auktion ein höherer Erlös erzielt werden kann, wollte Fleischmann nicht kommentieren. Die Banken seien bei Gewerbeobjekten eher zurückhaltend. Der Wissensstandort auf Hermannswerder solle aber erhalten bleiben und weiter genutzt werden, fügte er hinzu.

Die „Biotech Campus Potsdam Fördergesellschaft“ ist nach Angaben der ILB ein Teil der Wissenschafts- und Forschungslandschaft in der Region Berlin-Brandenburg. Hier gebe es eine hohe Dichte an Universitäten und Hochschulen sowie staatliche und private Forschungseinrichtungen.

Seit der Gründung der Gesellschaft im Jahr 1994 siedelten sich dort biotechnologische und medizinische Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit rund 250 Mitarbeitern an. Die Firmen entwickeln beispielsweise Diagnoseprodukte, pharmakologische Wirkstoffe auf Basis pflanzlicher Materialien oder Arzneimittel. Einige Firmen sind auch in der Medizintechnik oder ergänzenden Dienstleistungen tätig.

Für die derzeit zwölf eingemieteten Firmen – unter anderem das Deutsche GeoForschungsZentrum und das Internationale Laboratorium für Biotechnologie und Consulting GmbH – stehen rund 11 400 Quadratmeter an Labor-, Büro- und Gewächshausflächen sowie Technik- und Lagerflächen zur Verfügung. Sämtliche Labore haben die Sicherheitsstufe S1. Auf 170 Quadratmetern gibt es außerdem ein besonders geschütztes S3-Labor. Es ist das einzige Labor dieser Art in Brandenburg.

Bei der zweitägigen Auktion in Berlin werden neben der Potsdamer Immobilie bis Freitag rund 90 Gebäude aus neun Bundesländern – das Gros aus Ostdeutschland – für knapp 17 Millionen Euro versteigert. Am Freitag soll außerdem ein rund 11 000 Quadratmeter großes Wald- und Erholungsgebiet am Großen Müggelsee in Berlin für mindestens 75 000 Euro versteigert werden. Als Besonderheiten der 30. Auktion des Anbieters gelten zudem ein Kaiserliches Postamt in Altenburg (Thüringen) sowie Bahnhöfe in Ribnitz-Damgarten und Blankenberg (Mecklenburg-Vorpommern).

Ob die Zukunft des Biotech-Campus langfristig gesichert ist, ist wegen der starken Konkurrenz aus Golm ungewiss. So will die Stadt den Wissenschaftspark und das Gründerzentrum Go:In erweitern. Zunächst sollen 3000 Quadratmeter Geschossfläche entstehen. Derzeit gibt es in Golm drei Max-Planck-Institute, zwei Fraunhofer-Institute und einen Campus der Potsdamer Universität. Über 2500 Menschen sind hier in der Forschung tätig. Hinzu kommen über 6000 Studenten. (mit dpa)

Stefan Engelbrecht

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