Landeshauptstadt: Herr von Preußen, die Akten bitte!
Hohenzollern-Prinz Friedrich Wilhelm macht ein Praktikum im Justizministerium
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Hohenzollern-Prinz Friedrich Wilhelm macht ein Praktikum im Justizministerium Von Michael Mara Standesgemäß untergebracht ist er nicht: Der junge Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen hat ein winziges Büro im Keller des brandenburgischen Justizministeriums. Der Besucher kann es leicht verfehlen – der Flur ist ellenlang und liegt im Halbdunklen. An der Tür kein Name, nur die lapidare Bezeichnung „Abteilung II und III - Referendare“. Dabei ist Friedrich Wilhelm der erste Hohenzollern-Prinz im Dienst des Landes Brandenburg. In gewisser Hinsicht eine geschichtsträchtige Premiere. Den 24-jährigen, der sich im Ministerium „der Einfachheit halber“ mit „Herr von Preußen“ anreden lässt, stört das Kellerbüro nicht. Im Gegenteil: „Ich bin froh, dass ich überhaupt ein eigenes Büro habe.“ Der 1979 in Berlin geborene älteste Sohn von Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen, dem derzeitigen Chef des Hauses Hohenzollern, studiert Jura. Bisher in Bonn, ab Frühjahr in Lausanne. Während der Semesterferien absolviert er ein Praktikum im Justizministerium. Nicht zufällig: „Ich wollte nach Potsdam“, sagt er, „wegen der Geschichte, der Tradition“. In Bremen sei er zwar aufgewachsen, aber nie richtig heimisch geworden. „In Potsdam sind meine Wurzeln.“ Er spüre das, wenn er durch Potsdam gehe. Es existiere eine besondere Nähe, die von seinen Vorfahren geprägte Stadt sei für ihn etwas ganz besonderes. Solange die Mauer stand, war der Preußen-Spross nie in Potsdam. „Ich kannte es nur von Bildern und aus den Erzählungen meines Großvaters. Unser Weg endete in West-Berlin an der Glienicker Brücke.“ Das erste große Erlebnis in der Residenz seiner Vorfahren hatte er als damals 13-Jähriger 1991, als sein Großvater Prinz Louis Ferdinand die sterblichen Überreste Friedrich des Großen von der Hohenzollernburg Hechingen nach Sanssouci überführen ließ. Sie wurden bei einer denkwürdigen nächtlichen Zeremonie zur letzten Ruhe gebettet – so wie es Friedrich II. in seinem Testament bestimmt hatte: „Man bestatte mich in Sanssouci auf der Höhe der Terrassen in einer Gruft “ Nachfahre Friedrich Wilhelm würde nach abgeschlossenem Examen „sehr gern“ nach Brandenburg kommen. Dass seine Familie nach der Wende nicht ein einziges der Grundstücke in der Stadt zurückbekam, die sie neben den Schlössern einst hier besaß, hat er verschmerzt: Ihm sei es leichter gefallen, sich damit abzufinden, als dem Großvater, der in Potsdam gelebt habe, sagt der junge Mann. Er empfinde es als Verpflichtung eine vierhundertjährige Tradition, die 50 Jahre zwangsweise unterbrochen war, fortzusetzen. Doch zunächst einmal muss er im Keller des Justizministeriums, das einst die kaiserliche Kadettenanstalt beherbergte, Akten wälzen. Er bearbeitet Eingaben zu politischen Straftaten. Die Nähe zur Politik findet der Preußen-Prinz „spannend“. Das sei etwas ganz anderes als die Theorie an der Uni. Erstaunt ist er über „die langen Wege“ der Vorgänge, die über viele Schreibtische gehen, von vielen Augen gelesen werden. Was will Friedrich Wilhelm, wenn er mit dem Studium fertig ist, einmal machen? Genau weiß er es nicht, aber er würde gern die Juristerei mit Politik und Geschichte verbinden. „Dafür schlägt mein Herz.“ Besonderes Interesse hat er an Europarecht und Europapolitik. In der Politik selbst, glaubt er, sei sein Name eher hinderlich. Den „Preußens“ werde sehr schnell ein Stempel aufgedrückt. Deshalb zöge er die „zweite Reihe“ vor.
Michael Mara
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