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Sport: Herzklopfen vor Hamburg-Spiel

Aferdita Kameraj kickt mit Turbine Potsdam morgen bei ihrem Ex-Verein

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„Einige unserer Spielerinnen müssen erst lernen, auch mit Niederlagen umzugehen“, glaubt Bernd Schröder. Nach dem bitteren 0:3 Turbine Potsdams im UEFA- Cup-Viertelfinale am Mittwoch bei Bröndby IF kann der Cheftrainer des Deutschen Meisters nur hoffen, dass diese Schlappe bis morgen aus den Köpfen seiner Kickerinnen ist. Dann nämlich wartet in der Meisterschaft die nächste Herausforderung auf den Titelverteidiger – der einstige Angstgegner Hamburger SV (14 Uhr, Wolfgang-Meyer-Stadion).

Aferdita Kameraj ist mental robust genug, durch die sportlichen Nackenschläge nicht zu verzagen. Bevor sie im Sommer zu Turbine kam, erlebte sie bereits einige Auf und Ab beim Hamburger SV. Dass sie derzeit dennoch ein bisschen aufgeregt ist, hat einen ganz einfachen Grund: „Ich freue mich schon riesig, am Sonntag wieder in dem Stadion aufzulaufen, in dem ich sieben Jahre lang gespielt habe. Ich freue mich aufs Wiedersehen mit meinen alten Mitspielerinnen und den Fans und vor allem meiner ganzen Familie.“ Mutter Zize, Vater Demush und ihre vier Geschwister, von denen die jüngste Schwester Pajpesa beim Zweitligisten HSV II kickt, wollen sie nun im Potsdamer Trikot erleben. „Ich glaube nicht, dass mich in Hamburg jemand wegen meines Wechsels auspfeifen wird“, meint Kameraj, die 1992 mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Hamburg kam.

HSV-Trainer Achim Feifel sieht das genauso. „Wir sind ja im Guten geschieden. Wenn sich eine Spielerin so entwickelt, dass irgendwann einmal ein Angebot Turbine Potsdams kommt, sollte sie diese Herausforderung annehmen. Und bei Aferdita war es Zeit dafür.“ Dem morgigen Spiel sieht Feifel mit gemischten Gefühlen entgegen. „Turbine muss schon Probleme haben, wenn man sich die bisherigen Ergebnisse ansieht. Aber ich sehe Potsdam gegen uns nicht als verunsichert, sondern als in dieser Situation eher besonders gefährlich an.“ Seine eigene Mannschaft sei wegen eines „kleinen Umbruchs im Sommer“ – bei dem auch Nationalstürmerin Shelley Thompson vom FCR Duisburg in den Norden gelockt wurde – ebenfalls noch dabei, sich erst zu finden. „Über ein 2:2 würde ich mich am Sonntag freuen“, gesteht Hamburgs Coach.

Sein einstiger Schützling will an einstiger Wirkungsstätte mehr. „Am Sonntag müssen drei Punkte her, egal, wie wir das schaffen“, fordert Kameraj und hat auch ein Rezept gegen ihren Ex-Verein: „Tanja Vreden und Shelley Thompson werden lange Bälle nach vorn bekommen, dann gilt es besonders aufzupassen. Wir selbst müssen versuchen, den HSV mit aggressivem Vor-Checking und Pässen von außen unter Druck zu setzen.“ Kameraj wird erneut für Potsdam stürmen, obwohl sie in der Vergangenheit ihre Stärken vor allem aus dem Mittelfeld heraus entfalten konnte. „Bisher habe ich noch nicht ganz gebracht, was ich wirklich kann“, sagt die 22-Jährige, die nach zwölf U21-Länderspielen hofft, irgendwann auch von Bundestrainerin Silvia Neid eine Einladung zum A-Nationalteam zu bekommen. „Erstmal muss ich bei Turbine richtig Gas geben, dann wird das vielleicht auch klappen.“ Zunächst hofft sie auf ihr erstes Bundesliga-Tor für den FFC: „Wenn das beim Ex-Verein gelänge, wäre das wohl das Größte.“ Michael Meyer

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