zum Hauptinhalt
Dreidimensional und mobil. Die Medienrezeption ist stetig im Wandel, wie man auf der IFA in Berlin erleben konnte.

© dapd

Homepage: Heute Morgen machen

Die Universität hat auf der Internationalen Funkausstellung IFA neue mediale Ideen vorgestellt

Stand:

„Wir machen Morgen möglich“, hat ein Chip-Hersteller in großen Buchstaben auf ein Werbebanner am Haupteingang zur Internationalen Funkausstellung IFA drucken lassen. Ob die Zukunft tatsächlich heute bereits „gemacht“ wird, dürfte eher eine philosophische Frage sein. Doch dass die Industrie die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen durch ihre neuen Produkte eigentlich erst weckt, zeigt der Rückblick auf den technologischen Fortschritt. So gesehen ist das diesjährige IFA-Motto, dass nun auch die Fernseher „smart“ werden, durchaus auch ein Blick in die Zukunft.

Der Stand der Universität Potsdam ist nicht leicht zu finden. Durch ganze elf randvoll mit Multimeda gepackte Messehallen muss man sich vom Südeingang des Berliner Messegeländes durchkämpfen, bis die Innovationshalle „TechWatch“ erreicht ist. Wo man auch hinsieht, lächeln nette Messehostessen, stecken einem Schokoriegel und Kugelschreiber zu oder zeigen neueste Entwicklungen. Am Mittwoch, dem letzten Messetag herrscht noch reges Treiben in den Hallen. Ein Messebesucher sitzt wie zur Salzsäule erstarrt vor einem Großbildfernseher. „Nicht den Kopf bewegen“, sagt eine junge Frau auf Englisch zu ihm. Und dann geschieht Wundersames: Der Mann steuert den Fernseher mit seinen Blicken, lauter, leiser, zurück zum Kanal eins und so weiter. Auch mit Gesten ist das mittlerweile möglich, ohne den Bildschirm zu berühren. Was sich noch steigern lässt: Mit einem kleinen Headset auf dem Kopf kann man über die Gehirnströme einen Ball auf einem Bildschirm nach oben bewegen. Das können in Zukunft sicher auch die Handys: Wischen war gestern!

In Halle elf dann ist erst einmal alles dreidimensional. Jeder kann sich eine 3D-Brille nehmen und dann tanzen Samba-Girls aus den Bildschirmen, aus anderen springen einem Raubtiere entgegen. Auch das ein Blick in die Zukunft. Auch am Brandenburg-Stand ist 3D ein Thema. Eine multiperspektivische 3D-Vollansicht von Gegenständen ermöglicht eine neuartige Software des Spin-Offs „Be3De“, einer Ausgründung der Universität Potsdam. „Das besondere ist ein neuer Algorithmus, der den Prozess automatisiert“, erklärt Michele Adduci vom Projektteam. Das Vorhaben wurde über das Exist-Gründerprogramm der Potsdamer Uni ermöglicht. Die neuartige Software kann automatisch Bilddaten aus wechselnden Blickwinkeln zu einer lückenlosen und navigierbaren 3D-Ansicht zusammenfügen, sei es eine Buddha Statue, die man vom Urlaubsfoto abgescannt hat oder ein Haus, dessen Baupläne durch den Scanner gegangen sind. Interesse an einer solchen Software dürften vor allem Architekten und Bauingenieure haben, aber auch private Anwendungen sind in Zukunft denkbar.

Private Bedürfnisse will auch das Potsdamer Projekt „Xoya“ bedienen. „Xoya“ ist ein Videoeditor, er ermöglicht es, mit drei vier Klicks aus vorhandenen, einzelnen Filmdateien einen trendigen Video-Clip zusammenzuschneiden – mit passender Musik, Zwischentiteln, Ein- und Ausblendungen. Wer beispielsweise aus dem Urlaub kommt, kann verschiedene Filmschnipsel und Fotos aus Handy und Kamera mit dem Editor kinderleicht zu einem Kurzfilm zusammenpuzzeln. Angeboten werden die vorgegebenen Filmschablonen für verschiedenste Anlässe und Stimmungen, von romantischen Liebesgrüßen zum Valentinstag, über die Hochzeit, die Geburt der Kinder bis hin zu fetzigen Sportvideos oder Reisereportagen. „Wir haben über hundert verschieden Templates geplant, für jeden Tag, für jede Lebenssituation“, erklärt der Geschäftsführer der Potsdamer Uni-Ausgründung „Moojaa“. Das Prinzip funktioniere so einfach wie eine Backmischung, man brauche nur Bild- und Videomaterial als Zutaten.

Der Nutzer des Film-Editors muss keine kostenpflichtige Software herunterladen oder den Umgang mit ihr erlernen. Spielerisch kann er mit wenigen Klicks sein Video- und Bildmaterial in die Filmvorlagen einbetten und sie durch professionelle Effekte und Filmtechniken aufwerten. Der Editor-Client, die Vorschau und 30 Sekunden Film sind kostenlos. Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist, kann man den fertigen Film dann kaufen – die Preise liegen zwischen drei und 15 Euro. Xoya wurde ebenfalls mit dem Potsdamer Exist-Programm ermöglicht, nun ist man so weit, dass man bereits händeringend nach Mitarbeitern und bezahlten Praktikanten sucht.

Der Weg aus Halle 11 führt an einer wandhohen Videoleinwand vorbei. Hier gibt es „Augmented Reality“, was so viel wie computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung meint. Auf der Leinwand ist wie ein großes Spiegelbild die Messehalle zu sehen, ein paar fantastische Computerfiguren tanzen durch das Bild. Per Fingerzeig auf das Videobild kann man ein Foto auslösen. Das macht den zahlreichen Schülergruppen viel Spaß. Wie gesagt, hier wird heute schon Morgen gemacht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })