Von Kay Grimmer: Hexe trifft auf Fratz
Exotischer Set-Besuch: Im Studio entsteht gerade der neue „Hexe Lilli“-Film, bei dem die kleine Zauberin ins Königreich Mandolan reist
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Babelsberg – Achtmal fällt die Klappe für Szene 107, dann ist Großwesir Guliman endlich neuer Herrscher über Mandolan. Rot-blaue Fähnchen werden eher lustlos von den Untertanen gewedelt – verständlich, denn Guliman hat sich selbst zum neuen Herrscher ernannt. Während Wachen in türkisfarbenen Uniformen die Untertanen zum Jubel „motivieren“, spiegeln sich rote Lichtschlangen in den goldenen Leuchtern, verstecken Frauen ihr Gesicht hinter tiefblauen Schleiern. Exotik pur wird versprüht in den Babelsberger Filmateliers, in dem aktuell der neue „Hexe Lilli“-Film „Die Reise nach Mandolan“ gedreht wird. Der Kinderfilm ist ein Fest der Farben, nicht zuletzt dank der perfekten Kulissen, die vom Babelsberger Art Department gebaut wurden.
1,2 Millionen Zuschauer gingen in den Überraschungserfolg „Hexe Lilli - der Drachen und das magische Buch“ – für einen Kinderfilm sind das beeindruckende Besucherzahlen, sagt auch Sonja Zimmer vom Studio Babelsberg, das nach dem ersten auch den zweiten „Hexe Lilli“-Film koproduziert. Der neue Film, in dem Hexe Lilli ins Königreich Mandolan reist, sei schnell ausgemachte Sache gewesen, so Zimmer. Allerdings unter neuer Spielführung: Regisseur ist nicht mehr wie im ersten Teil der Österreicher Stefan Ruzowitzky, sondern sein Landsmann Harald Sicheritz. Wieder mit dabei ist Alina Freund, die Lilli spielt. Die Potsdamer Schauspielerin Anja Kling wird wieder Lillis Mutter mimen. Kinostart der vom Medienboard Berlin-Brandenburg geförderten Produktion soll am 27. Januar 2011 sein.
Die Geschichte ist, wie bei Teil eins, eine bislang unveröffentlichte, die Hexe Lilli-Erfinder „Knister“ gemeinsam mit dem neuen Drehbuch-Team Bettine und Achim von Borries geschrieben hat. „Der neue Film wird von der Historie anders als Teil eins“, sagte Knister, der im bürgerlichen Leben Ludger Jochmann heißt, gestern in Babelsberg. „Im ersten Teil habe ich viele offene Fragen beantwortet, die die Kinder beim Lesen der ,Hexe Lilli’-Bücher hatten. Zum Beispiel, woher Lilli überhaupt das Zauberbuch hat oder wo der Vater der Familie abgeblieben ist.“ Nun orientierte sich Knister am Muster seiner Bücher. „Es beginnt mit einer alltäglichen Situation zu Hause bei Lilli. Sie und ihr kleiner Bruder streiten sich. Um aus der Situation herauszukommen, zaubert sich Lilli weg und kommt so nach Mandolan. Nach dem Abenteuer kehrt sie aber zum Schluss wieder nach Hause zurück, der Kreis der Geschichte schließt sich.“ In Mandolan trifft sie auf Großwesir Guliman, der sie um Hilfe bittet, den Fluch des Throns aufzuheben. Der nämlich wirft ihn immer wieder ab. Lilli erfährt allerdings, dass der rechtmäßige Herrscher ein ganz anderer ist. So versucht sie, den Schwindel geradezurücken.
Die zwölfjährige Hauptdarstellerin Alina Freund gesteht, dass sie für die Dreharbeiten die Schule etwas vernachlässigen müsse. Nach dem Dreh in Babelsberg wird die Münchenerin noch einmal eine Woche zum Lernen nach Bayern fahren, ehe sie gemeinsam mit dem Drehtross nach Indien aufbricht, wo die Mandolan-Außenaufnahmen entstehen. „Ich nehme meine Schulsachen mit“, sagt Alina Freund. Nicht beim Dreh in Indien dabei ist die Wilhelmshorsterin Anja Kling. Die Schauspielerin, die schon im ersten Teil Lillis Mutter spielt, bedauert, „dass ich wohl die normalste Rolle von allen in dem phantasievollen Film habe“.
Und es stimmt: Neben Anja Kling wirkt Schauspielkollege Jürgen Tarrach, der den Usurpator Guliman spielt, wie ein bunter Geck. „Ich konnte mir in dieser Rolle nur ihn wirklich gut vorstellen“, sagt auch Regisseur Sicheritz. Und Tarrach hat sichtlich Spaß an dem egozentrischen Guliman. Geradezu unverschämt glitzert sein Kostüm. „Und ich habe noch sechs andere Kleider dieser Art“, freut er sich. Ein wenig dürfe man auch als Erwachsener bei einem Kinderfilm noch Kind sein, beschreibt er seinen Spaß am Dreh. Allerdings sei er „ein böses, verwöhntes Kind“, sagt er nicht ohne ein wenig diebische Freude in der Stimme. „Eben ein richtig widerlicher Fratz.“
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