Landeshauptstadt: Hexenlabor im Schuhkarton
Medienpädagogik im Potsdamer Filmmuseum: Wie Grundschüler mit Hexe Lilli lernen, Kinobilder zu zaubern
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In wenigen Tagen ist es soweit, dann flimmern sie endlich über die Leinwand: die kleine Hexe Lilli, der vorwitzige Drache Hektor, der fiese Zauberer Hieronymus mit seinem Mops Serafim und all die anderen guten und bösen Gestalten aus dem in Potsdam gedrehten Film „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“. Der bekannte Kinderbuchautor Knister hatte dazu die Geschichte geschrieben.
Im Potsdamer Filmmuseum geistern seine Figuren bereits seit November herum, in der aktuellen Familienausstellung „Hexe Lilli geht zum Film“. Gleich nach den Dreharbeiten wanderten einige der Original-Sets direkt ins Museum. Seither können kleine und große Besucher im verwunschenen Hexenschiff der liebenswürdigen Surulunda, in Lillis verspieltem Mädchenzimmer oder im Spukgang des Zauberschlosses ihre Vorfreude auf den mit Spannung erwarteten Kinderfilm steigern. Aber nicht nur das.
Mit kreativen Workshops und interaktiven Führungen lädt das Filmmuseum dazu ein, Lilli auf ihrem langen Weg von den Seiten des Buches vor die Kamera und schließlich ins Kino zu begleiten. „Dabei können die Kinder ganz anschaulich lernen, wie ein Film entsteht, von der Idee über die Dreharbeiten bis zum fertigen Produkt“, erklärt Marketingchefin Christine Handke. Gemeinsam mit der Medienpädagogin Beate Rabe betreut sie das Begleitprogramm zur Ausstellung, das sich besonders an Grundschulklassen und Hortgruppen richtet.
Die Jüngsten kommen vor allem wegen Lilli, die sie aus den Büchern oder auch aus der Trickfilmserie des Kinderkanals kennen, weiß Beate Rabe. „Ihnen die Filmillusion zu nehmen, wäre nicht gut. Sie wollen sich ja verzaubern lassen, und so erklären wir ihnen nicht im Detail, was dahinter steckt.“ Stattdessen bastelt Beate Rabe mit den Kindern nach dem Vorbild des Films ein magisches Zauberbuch, in das die Erstklässler mit Glitzerstiften etwas hineinschreiben können. Und ganz nebenbei erfahren sie, was so alles an einem Drehort geschieht. „Das Spannende ist ja, dass die Schüler die Schauplätze im Holländischen Viertel oder im Park Babelsberg wiedererkennen“, erzählt Christine Handke. „Viele Kinder können sich dadurch noch stärker mit der Filmgeschichte identifizieren.“
Die Erfahrung habe gezeigt, dass die älteren Grundschüler meist schon etwas genauer wissen wollen, wie es denn funktioniert, ein ganzes Klassenzimmer unter Wasser zu setzen oder einen Drachen im Kühlschrank Salami mit Schlagsahne schlemmen zu lassen. Für Neugierige ab der dritten Klasse gibt es deshalb den Workshop „Zaubern für Anfänger“, in dem die Kinder mit einfachen Kameratricks überraschende Filmeffekte erzeugen. Das Ergebnis ihrer Experimente können die jungen Trickfilmer anschließend auf einer Fotodatei mit nach Hause nehmen.
Auch in den Filmwerkstätten inmitten der Ausstellung sind Verwandlungskünstler gefragt. Inspiriert vom österreichischen Szenenbildner Isidor Wimmer, der für die Lilli-Filmsets die Modelle schuf, entwerfen Schülergruppen dort Miniaturkulissen. „Kinder, die Knisters Bücher gelesen haben, entwickeln ein ganz eigenes Bild von der Szenerie. Hier im Workshop bauen sie Lillis Welt so, wie sie beim Lesen in ihren Köpfen entstanden ist“, erzählt Christine Handke und deutet auf drei Modelle in Schuhkartonformat, in die mit Pappe, Stoff und Glitzerpapier hexische Requisiten hineingebastelt wurden. „Ein Workshop, der sich wunderbar in den Kunstunterricht integrieren lässt“, sagt die Marketingchefin und empfiehlt zugleich den Besuch der Kostümwerkstatt, in der die Kinder für die Filmhelden das richtige Outfit schneidern können. Dabei lernen sie den Charakter der jeweiligen Figur zu beschreiben, passende Stoffe auszuwählen und typgerechte Kleider zu entwerfen.
Wer sich eher für das Metier der Ton- und Lichttechniker interessiert, ist am Spukgang des Zauberschlosses gut aufgehoben, wo Schreckgeräusche und optische Täuschungen einem den Schauer über den Rücken jagen. Einmal im Monat kommt zudem der Potsdamer Tricktechniker Uwe Fleischer ins Museum, um mit Schülergruppen echte Filmaufnahmen zu machen. Vor und hinter der Kamera drehen sie die Szene, in der mit Hilfe von Lillis Hexenbuch ein gruseliges Monster erscheint. „Wenn die Kinder sehen, mit welchen Tricks und Kniffen Angst einflößende Bilder erzeugt werden, verliert das Ganze seinen Schrecken“, beschreibt Christine Handke einen wichtigen medienpädagogischen Effekt.
Während Lehrer für diesen Workshop etwas mehr Zeit, vielleicht sogar einen Projekttag, einplanen müssen, ist die „Frageralley“ durch die Ausstellung in einer Doppelstunde zu schaffen. Wer hierbei alle Fragen zu Arbeitsabläufen, Berufen und technischen Tricks richtig beantworten kann, erhält einen Filmpass und eine Freikarte für das Kinderkino.
Anmeldungen: Tel. 0331/271 81 12
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