Landeshauptstadt: Heye schreibt Toleranzedikt neu
Nach Niederlage bei „Stadt der Wissenschaft“: Prioritätenliste für Projekte / Stadtverwaltung kürzt Etat
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Der ehemalige Regierungssprecher und Potsdamer Uwe-Karsten Heye wird den Entwurf der geplanten Neufassung des historischen Potsdamer Toleranzedikts wesentlich mitgestalten. Dies bestätigte eine Sprecherin seines Berliner Vereins „Gesicht zeigen!“ gestern den PNN. Heye ist Mitglied einer Gruppe von Experten, die den Vorentwurf des Edikts ausarbeitet. In dem von der Stadtverwaltung ausgesuchten Gremium sitzt nach PNN-Informationen außerdem der an der Potsdamer Universität lehrende Professor für politische Theorie, Heinz Kleger.
Die Neufassung des Edikts ist das einzige Projekt der gescheiterten Bewerbung Potsdams für den Titel „Stadt der Wissenschaft“, das vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft eine Extraförderung in bisher unbekannter Höhe erhalten wird. Die Idee dazu entstand kurz nach dem Angriff auf den Potsdamer Ermyas Mulugeta am Ostersonntag 2006. Der Entwurf für das Edikt soll noch dieses Jahr öffentlich diskutiert und 2008 beschlossen werden. Zu den Inhalten des Edikts sollen sich Potsdams öffentliche Einrichtungen freiwillig verpflichten.
Uwe-Karsten Heye und Heinz Kleger als wesentliche Verfasser des Papiers sind berufene Persönlichkeiten: Heye löste vergangenes Jahr eine bundesweite Debatte um so genannte „No Go-Areas“ in Ostdeutschland aus. Im Jahr 2000 gründete er den bundesweit aktiven Anti-Rechtsextremismus-Verein „Gesicht zeigen!“. Seit 2005 lebt er in Babelsberg. Bereits seit 14 Jahren lehrt Kleger an der Potsdamer Uni. Zusammen mit der Stadtverwaltung entwickelt er seit 2005 das Projekt „Bürgerkommune und Bürgerhaushalt“. Vergangenes Jahr erschien sein jüngstes Buch „Toleranz und tolerantes Brandenburg“.
Die Umsetzung vieler anderer Projekte der „Stadt der Wissenschaft“-Bewerbung ist dagegen unklar. Durch Potsdams Niederlage bei dem Wettbewerb gegen Jena waren der Stadt bis zu 250 000 Euro Preisgeld entgangen, dazu mögliche Sponsorengelder durch den Prestige-Titel. Das Geld war für Projekte mit einem Volumen von etwas mehr als einer Million Euro eingeplant, die kommendes Jahr durchgeführt werden sollten. „Wir werden für die Projekte nun aber noch weniger als die bislang von der Stadt geplanten 250 000 Euro geben“, sagte gestern Wolfgang Hadlich, Büroleiter von Oberbürgermeister Jann Jakobs, den PNN. Eine genaue Summe nannte Hadlich nicht.
So wird nun eine Prioritätenliste der Projekte erstellt, die unbedingt durchgeführt werden sollen. Dies sagte den PNN gestern Simone Leinkauf, Sprecherin des Vereins ProWissen e.V., der das „Stadt der Wissenschaft“-Projektpaket für 2008 koordinieren soll. „Wir müssen sehen, was mit unseren finanziellen Mitteln noch machbar ist“, sagte Leinkauf. Über einige der teuren Projekte müsse letztendlich die Stadt entscheiden.
So war ein „WWW-Mobil“ geplant, das Potsdams Wissenschaft in bunter Form in Stadtteilen wie dem Schlaatz vorstellen sollte. „Wir glauben noch an diese Idee, aber nicht in der gedachten Größenordnung“, sagte Dirk Hader vom Stadtjugendring, der die Idee entwickelt hatte. Ebenso unklar ist, ob der„rollende Hörsaal“ der Verkehrbetriebe (ViP) kommt. „Wir werden erst im September wieder an dieser Idee arbeiten“, sagte ViP-Sprecher Stefan Klotz. Sicher sei dagegen, so Simone Leinkauf, dass Potsdam einen Stadtfilmemacher bekommt, den eine Findungskommission auswählen soll. Kandidaten gäbe es dafür allerdings noch nicht.
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