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Sport: „Hier kommt Alex“

Motor-Boxer Alexander Philipp will bei der Studenten-WM in der Türkei Gold erkämpfen

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Motor-Boxer Alexander Philipp will bei der Studenten-WM in der Türkei Gold erkämpfen Von Henner Mallwitz Lange Zeit mussten die Box-Fans auf ihn verzichten. Der Tote-Hosen-Song „Hier kommt Alex“ war allenfalls im Radio zu hören – als Einmarschhymne für den Publikumsliebling jedoch nicht. Nun ist Alexander Philipp zurück, in der kommenden Saison wird er seinem alten Verein Motor Babelsberg in der zweiten Bundesliga den Rücken stärken und hat vor dem Start am 4. Dezember vorerst noch eine große Hürde zu nehmen. Am Sonntag reist der 25-Jährige in die Türkei, um im Urlaubsort Antalya erstmals an den Studenten-Weltmeisterschaften teilzunehmen. „Bei den deutschen Studentenmeisterschaften habe ich ja schon mal geboxt“, erzählt er. „Da traf ich auf Leute, die mit dem Studium angefangen hatten und auch schon mal im Ring standen. Doch das dürfte diesmal von der Qualität wohl etwas anderes sein.“ Schwer einzuschätzen sei das Ganze deshalb – auf alle Fälle gehe er topfit und gut vorbereitet in die Wettkämpfe, die am kommenden Dienstag beginnen. Und in der Tat: Die vergangenen Monate haben dem Sportstudenten einiges abverlangt. Denn nachdem Dr. Siegfried Ellwanger, der Kampfsportspezialist an der Potsdamer Uni, ihn auf die Teilnahme an der WM ansprach, gab es ein Problem. „Ich durfte nur im Weltergewicht bis 69 Kilogramm an den Start gehen“, so Alex. „Da ich im Sommer aber voll mit American Football zu tun habe und die Saison im vollen Gange war, hatte ich gerade mein Kampfgewicht von 80 Kilo.“ Also ging er die Sache wie ein Profi an, was heißen soll: Nur nichts überstürzen. Langsame Ernährungsumstellung, viel Obst und Gemüse, viel Wasser und so gut wie kein Fett und Zucker mehr. „Daran gewöhnt man sich schnell“, so der Boxer. „Zum Schluss ist mir schon beim Gedanken an Fett schlecht geworden.“ Von schnellen Diäten hält er nichts – der Körper müsse sich allmählich an die Umstellung gewöhnen können. Philipp schaffte sein Ziel, schon Ende September nahm er die Landesmeisterschaften als Vorbereitung für die WM, startete im Weltergewicht bis 69kg und entschied die Sache für sich. Stand nur noch der nötige Ausscheid für die WM auf dem Programm. Der Kampf gegen den amtierenden Deutschen Studentenmeister war schon organisiert. „Als der jedoch hörte, dass er gegen mich antreten muss, hat er wieder abgesagt“, sagt Alex Philipp, der diesen Schritt mit Recht als ein gutes Omen für seinen Auftritt in der Türkei sehen kann. Aber der Student nutzte auch ohne den angebotenen Kampf die Zeit, trainierte neben dem Fottballspiel viel in Frankfurt (O.), aber auch beim TSC in Berlin. „Dort hatte ich das Glück, auch mal türkische Sparringspartner zu haben“, so der Weltergewichtler. „Ich bin ja eher dieser Schönboxer. Bei den Türken wird jedoch durchgängig geknüppelt.“ Auch in der Türkei selbst ging er in den Fitnessraum: Vor einem Monat verband er seinen Urlaub mit der WM-Vorbereitung. Während er am Sandsack schwitzte, nutzte Freundin Eileen die Zeit zum Shoppen. Nun muss unbedingt eine Medaille her. Dabeisein ist alles? „Ich stehe nicht so sehr auf diesen Teil des olympischen Gedankens“, bekennt Alex. „Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen.“ Ist die Aufgabe in Antalya erledigt, geht er wieder für Motor in den Ring. Nach Monaten, in denen sich der Boxer vor allem seiner Gesundheit widmen musste. Bei einem schweren Unfall beim American Football im Sommer vor einem Jahr zog er sich eine Rückenmarkstauchung mit Verdrehung zu und war sogar für einige Zeit gelähmt. „Ich habe gleich danach gemerkt, dass es überall kribbelt“, erinnert er sich. „Also nicht querschnittsgelähmt.“ Monate mit Reha und Arztbesuchen folgten, doch Alex wollte wieder in den Ring. Motor-Manager Ralph Mantau war es, der ihn zurück nach Babelsberg holte. Da seine angestammte 71er Gewichtsklasse gestrichen wurde, tritt er nun mit 69 Kilogramm geballtem Kampfgewicht an. „Ich bin durch die WM geradezu professionell vorbereitet, also klappt es bestimmt auch mit dieser Saison“, zeigt sich der Fighter optimistisch. Sein Comeback feiert er am 4. Dezember zum Zweitliga-Auftakt beim Boxteam Mecklenburg, und am 18. wird sie wieder im Toyota-Autohaus erklingen. Die Hymne. „Hier kommt Alex“.

Henner Mallwitz

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