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Links und rechts der Langen Brücke: High Noon bei den Sozis

Sabine Schicketanz über das Duell der Potsdamer SPD mit ihrem Stadtverordneten Kirsch – und zwei Verlierer

Stand:

Ein Mann namens Wolfhard Kirsch beherrschte in der zurückliegenden Woche die Schlagzeilen. Ein Sozialdemokrat – noch. Denn seine eigene Fraktion und Partei wollen ihn ausschließen. Ein heikles Vorhaben. Und scheinbar doch ein unausweichliches. Kirsch provozierte seine Parteigenossen mit immer neuen Überraschungen im Zusammenhang mit dem seit Jahren brodelnden Streit um den Uferweg am Griebnitzsee. Letztendlich lief sein Verhalten auf zwei Hauptvorwürfe hinaus: Kirsch hat, so meinen die meisten der Sozialdemokraten, sein Mandat als Stadtverordneter, das er als Nachrücker erst im November 2005 antrat, für private Interessen missbraucht. Und er hat zugelassen, dass sein Anwalt in Schriftstücken das Vorgehen der Stadtverwaltung und der Stadtverordneten mit Methoden aus der Nazizeit vergleicht. Grund genug also, den Babelsberger Haussanierer zum High Noon ins Stadthaus zu bitten – damit er wie gefordert sein Mandat niederlege. Auch wenn es nicht leicht ist nachzuvollziehen, was in Wolfhard Kirsch dieser Tage vorgehen mag – dass er als Verlierer aus dem Duell hervorgeht, war nicht zu erwarten. Das wäre nicht sein Stil. Und selbst wenn nahezu Einigkeit darüber herrschen mag, dass Kirsch überzogen reagiert, lange hätte einlenken müssen – so ist sein Agieren doch ein Spiegelbild für den Zustand der Potsdamer SPD. Denn ein Mann wie Kirsch hätte nicht nur früher in die Schranken gewiesen werden müssen – auch der angenommene Anlass seines Handelns hätte vermieden werden müssen. Denn offenbar will Kirsch demonstrieren, dass er im Uferweg-Streit im Recht ist. Dass die Stadtspitze nicht tun kann, was sie will – auch wenn sie sich für öffentliche Belange, den freien Uferweg, einsetzt. Sozialdemokraten in verantwortlichen Positionen bekommen nun den Spiegel vorgehalten – in maßloser Weise zwar, doch schmerzlich für Fraktion und Partei. Dass es so weit gekommen ist, lässt beide Beteiligte des Konflikts als Verlierer dastehen.

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