Landeshauptstadt: Hightech-Haus mit Macken
Die Design-Studenten der FH haben einen modernen Neubau. Doch nicht alles klappt dort, wie es sollte
- Jan Kixmüller
- Katharina Wiechers
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Jahrelang war der Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam (FH) in einem der alten Kasernen-Gelände auf dem Campus an der Pappelallee untergebracht – im vergangenen September konnten Dozenten, Studenten und Mitarbeiter endlich in den modernen Neubau umziehen. Der grünlich-graue Glaswürfel zwischen Haupt- und Werkstattgebäude ist ein technisch ausgeklügeltes Energiesparhaus, doch gerade die moderne Technik bringt so einige Fallstricke mit sich.
So sorgt etwa im Hörsaal und einigen Seminarräumen eine CO2-gesteuerte Lüftung für Frischluft – die Fenster können dort deshalb nicht geöffnet werden. Doch von Nutzern gibt es Beschwerden, die darauf hinweisen, dass dieses System offenbar nicht ganz so raffiniert ist wie gedacht: Schon morgens soll es in den Räumen oft schlecht riechen. Probleme soll es unter anderem auch mit der automatischen Heizung geben – teils herrschen in Seminarräumen angeblich nur 16 Grad Celsius, eine manuelle Bedienung der Heizung ist nicht möglich. Außerdem soll an einigen jener Fenster, die man öffnen kann, Quetschgefahr herrschen.
Der FH-Leitung und dem Dekan des Fachbereichs Design sind die Mängel bekannt – beide verweisen aber auf die Komplexität des neuen Gebäudes. Es handele sich um ein hoch technisiertes Gebäude, bei dem momentan alle Funktionen aufeinander abzustimmen seien, sagte der Baubeauftragte der Fachhochschule, Christoph Boden, den PNN. Das Haus sei ein Prototyp, wie ein Auto, das man das erste Mal auf die Straße setze: „Das kann nicht am Anfang gleich funktionieren.“
Auch der Dekan des Fachbereichs Design, Winfried Gerling, spricht von einer sehr komplexen Technik in dem neuen Haus. „Das macht es uns nicht immer ganz leicht, aber der Umzug hat doch eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation mit sich gebracht“, sagt er. Vor allem die Organisation des studentischen Lebens sei nun einfacher, fügte Prodekan Boris Müller hinzu. Alle Mängel seien an die FH-Leitung kommuniziert worden.
Dort räumt man ein, dass einige Parameter noch miteinander in Verbindung gebracht werden müssten. So würden nun der Luftaustausch und die Temperaturregelung eingestellt, damit sei der Technische Dienst der FH aktuell beschäftigt, sagt Boden. Die Seminarräume seien nur für eine bestimmte Nutzeranzahl ausgelegt. „Wenn sich deutlich mehr Menschen als geplant im Raum befinden, schafft das die Lüftung nicht mehr und die Luft wird schlecht.“ Dass die Temperaturen in einzelnen Räumen derzeit zu niedrig sind, könne bei tiefen Außentemperaturen in Einzelfällen zutreffen, räumte Boden ein. Auch daran werde gearbeitet. Er verwies aber auch darauf, dass es sich um ein Erdwärmehaus handelt, das mit Deckenkollektoren ausgestattet ist, die eine gewisse Trägheit haben. Hinzu komme, dass die Temperaturanzeigen teilweise falsche Werte anzeigten. „Gegenwärtig wird ein Mittelwert zwischen Raum- und anliegender Wandtemperatur angezeigt. Auch an diesem Problem wird gearbeitet.“
Auch in jenen Räumen, in denen das Öffnen der Fenster erlaubt ist, hat es laut Nutzern Probleme und in der Folge auch eine Verzögerung des Umzugs gegeben. Denn die Fenster werden nicht mit herkömmlichen Griffen, sondern per Knopfdruck bedient. Beim Schließen könnte sich jemand die Hand oder gar den Kopf einklemmen, ohne dass der Mechanismus zu stoppen wäre, so die Befürchtung. Deshalb wurden nun in den oberen Stockwerken Sensoren an die Innenseiten der Fenster angebracht. „Sobald jemand hier rankommt, stoppt der Schließmechanismus“, sagt Dekan Gerling und deutet auf einen schwarzen Streifen an seinem Bürofenster. „Das ist jetzt idiotensicher.“ Das Problem seien aber noch die Fenster im Erdgeschoss, weil sich dort theoretisch auch von außen jemand einklemmen könnte. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums soll dort eine „zusätzliche Sicherung“ vorgenommen werden – derzeit stehen noch Absperrgitter davor. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind heutzutage eben sehr hoch. Das wird extrem ernst genommen – vielleicht nicht immer zu Recht“, sagt Gerling.
Ein Problem, das auch Gerling und die FH-Leitung sehen, ist der nicht vorhandene Handyempfang im Gebäude. In Neubauten ist dies häufig der Fall, Abhilfe kann nur mit Verstärkern geleistet werden, die beim jeweiligen Netzanbieter genehmigt werden müssen, wie Gerling erklärt. „Da müsste ein fünfstelliger Betrag investiert werden“, meint er. Von der FH-Leitung hieß es dazu, Kanzlerin Gerlinde Reich verhandele über eine nachträgliche Installation mit dem Wissenschaftsministerium. Dort verwies man wiederum auf das WLAN-Netz im Gebäude. „Damit ist die Arbeitsfähigkeit für alle Nutzer gesichert“, hieß es knapp.
Noch knapp zwei Monate bleiben Zeit, um dieses und die anderen Probleme zu lösen. Denn erst am 1. April soll das Gebäude offiziell übergeben werden.
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