
© Manfred Thomas
Von Jana Haase: „Highway“ für Frösche
Ein 140 000 Euro teures Tunnelsystem soll Kröten am Bornstedter Friedhof vor Verkehrstod bewahren
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Bornstedt – Die Kreuzung war eine regelrechte „Krötenfalle“. Daran konnten auch die Zäune nichts ändern, die ehrenamtliche Naturschützer hier seit fast 20 Jahren aufstellten und regelmäßig absammelten. Bis zu 800 Tieren pro Jahr halfen sie so über die Katharinenholzstraße und die Eichenallee – darunter viele „Klassiker“ wie Erdkröten und Teichfrösche, aber auch seltenere Arten wie Moorfrösche, Teichmolche oder Knoblauchfrösche, die ihren Namen dem Geruch verdanken, wie Claudia Walter von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt erklärt. Trotz der ehrenamtlichen Einsätze seien am Bornstedter Friedhof „massenhaft“ Tiere unter die Räder vorbeifahrender Autos geraten, berichtet Claudia Walter: Anwohner hätten sich deshalb immer wieder an die Stadt gewandt.
Seit gestern haben die Kröten nun Vorfahrt in Bornstedt. Denn dort gibt es jetzt einen „Highway“ für die Lurche, wie Glenn Jankowiak, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, bei der Übergabe scherzte: Ein System von sechs Tunneln und insgesamt 600 Metern Leiteinrichtungen zu beiden Seiten der Straßen soll die Tiere künftig vor dem Verkehrstod bewahren. Die „stationäre Amphibienschutzanlage“ war vom Immobilienunternehmen Semmelhaack als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme für das Bornstedter „Semmelhaack-Viertel“, in dem gut 100 Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern neu entstehen, gebaut worden. 140 000 Euro hat die Kröten-Anlage gekostet, wie Semmelhaack- Mitarbeiter André Greschkowiak gestern erklärte.
Verbaut wurde dabei der superglatte „Polymerbeton“: Eine Mischung aus Basalt, Granit und Harz, wie Walter erläutert. Das Naturmaterial soll es den Tieren erleichtern, den Weg zu den Tunneln zu finden. Es sei die zweite derartige Anlage in der Landeshauptstadt. Am Werderschen Damm, früher ein Unfallschwerpunkt für Kröten, werde ein ähnliches System bereits seit 2002 erfolgreich genutzt. Eine dritte Untertunnelung wünscht sich die Untere Naturschutzbehörde am Gutspark in Groß Glienicke.
Auch Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) begrüßte die neue Anlage gestern bei der Übergabe: Der Krötenschutz werde so „um ein Vielfaches professioneller“ gewährleistet, sagte die Sozialbeigeordnete, die sich auch bei den bisherigen ehrenamtlichen Helfern bedankte.
Dreimal pro Jahr sind die Kröten in Bornstedt unterwegs, erklärte Claudia Walter: In den Frühjahrsmonaten wandern sie aus ihren Winterquartieren auf dem Bornstedter Friedhof und dem Park Sanssouci nördlich zu ihrem Laichplatz, einem Teich auf Privatgelände.
Auch die neue Schutzanlage ist zum Teil auf Privatgrundstücken entstanden: Dafür habe die Stadt nach Gesprächen mit den betroffenen Anwohnern Vereinbarungen abgeschlossen, erklärt Glenn Jankowiak. Die Anwohner hätten sich unter anderem bereit erklärt, die „Frosch-Highways“ auf ihren Grundstücken in Schuss zu halten. Denn mindestens einmal jährlich müssten die Frosch-Tunnel von Laub und Schlamm befreit werden, sagt Jankowiak.
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