Sport: Hilfe von Wortmanns WM-Film erhofft
Turbine Potsdam empfängt am Sonntag mit Crailsheim den nächsten Aufsteiger - und will endlich gewinnen
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Gestern Abend sahen sich Turbines Bundesliga-Kickerinnen gemeinsam mit Babelsbergs Oberliga-Fußballern im Babelsberger „Thalia“-Kino Sönke Wortmanns WM-Film „Deutschland. Ein Sommermärchen“ an. Vielleicht hilft das dem Deutschen Frauenfußball-Meister ja, nach einem durch zwei Niederlagen total verpatzten Saisonstart am kommenden Sonntag gegen den Aufsteiger TSV Crailsheim (11 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) wieder in die Erfolgsspur zu kommen.
„Ich hoffe es, aber das ist eine Frage der Erkenntnis einer jeden einzelnen Spielerin“, erklärte Cheftrainer Bernd Schröder gestern vorm Kino-Besuch. Und Mittelfeldspielerin Jennifer Zietz meinte: „Der Film wird meine Einstellung zum Fußball sicher nicht ändern. Aber bei den paar Ausschnitten, die ich bisher gesehen habe, habe ich schon eine Gänsehaut bekommen.“ Die 23-Jährige, bei Turbines 0:1-Heimniederlage am Dienstag gegen Aufsteiger VfL Wolfsburg noch eine der stärksten Potsdamerinnen, knabbert immer noch an dieser bösen Überraschung. „Das verdaut man nicht von heute auf morgen“, sagte sie, warnte aber gleichzeitig: „Man darf jetzt nicht gleich die ganze Saison in Frage stellen. Es nutzt nichts, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen. Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen und kommen da nur gemeinsam raus.“
Während das 0:1 – dem bereits ein 2:3 bei der SG Essen-Schönebeck vorausging – in der Mannschaft immer noch Gesprächsthema ist, bekennt Schröder: „Ich habe nicht viele Worte verloren. Die Mannschaft weiß, wo die Probleme liegen. Nämlich darin, dass wir unsere vielen Chancen nicht für Tore genutzt haben.“ Man könne eine gewisse Verunsicherung einzelner Spielerinnen nicht wegdrücken, räumte der Trainer ein. „Aber man kann im Fußball nicht alles an der Psychologie aufhängen. Ich kann das Wort Psychologie nicht mehr hören. Das Entscheidende ist nicht der Ton, entscheidend sind die Inhalte. Man kann nach nur zwei Niederlagen auch etwas zerreden. Der Fußball als Mannschaftssport fordert die Unterordnung einzelner Befindlichkeiten unter die gemeinsame Sache.“
Und die soll der erste Saisonsieg am kommenden Sonntag sein. „Kollektives Selbstvertrauen kann man sich nur über Erfolgserlebnisse holen“, sagt Schröder, der glaubt: „Crailsheim wird sicher darauf spekulieren, dass wir angeschlagen sind. Wir dürfen nicht verkrampfen und übermotiviert ins Spiel gehen und müssen versuchen, diesmal schnell zu treffen.“
Gerade das will Günther Wörle vermeiden. „In der momentanen Situation wird Turbine versuchen, uns abzuschießen“, ahnt der 57-Jährige, der nach 20 Jahren im Männer-Fußball in diesem Sommer Trainer des Frauen-Bundesliga-Wiederaufsteigers Crailsheim wurde. „Wenn wir ebenfalls lange genug ein 0:0 halten, könnten wir aber vielleicht auch eine Außenseiterchance haben.“ Da mit Claudia Nußelt die letztjährige TSV-Torjägerin (17 Treffer) letztmals wegen einer Roten Karte in der zurückliegenden Zweitliga-Saison pausieren muss, hofft Wörle erneut auf Anne Bornhoff, die zum Saisonauftakt beim 3:0 beim SC Freiburg zweimal traf. Und auf seine Tochter Tanja Wörle, die es Turbine schon im Trikot Bayern Münchens und des Hamburger SV schwer machte.
„Es wäre falsch zu glauben, das Spiel gegen Crailsheim wäre schon das entscheidende für uns“, meint Schröder, der für die wegen Gelb-Rot gesperrte Peggy Kuznik am Sonntag mit Josephine Schlanke plant und fordert: „Wir müssen das Spiel mit hoher Konzentration angehen.“ Jennifer Zietz will das beherzigen. „Man darf nicht mit dem Gedanken im Kopf auflaufen, wie hoch man gegen den Aufsteiger gewinnt“, erläuterte sie. „Man muss erst einmal ein Tor schießen. Dann klappt vieles leichter.“ Wie bei Turbines letztem 5:1-Heimsieg über Crailsheim Anfang Dezember 2004.
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