Kolumne: Etwas HELLA: Hilfe, wässert mich ein bisschen
Potsdam ist eine Stadt mit viel Wasser drumherum. Mittendurch ist es schon etwas weniger.
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Potsdam ist eine Stadt mit viel Wasser drumherum. Mittendurch ist es schon etwas weniger. Der Stadtkanal grünt noch immer vorwiegend wasserlos vor sich hin oder ist zugeschippt. Ein Brunnen plätschert in der City mal gerade auf dem Luisenplatz. Aber kann man denn alles haben? Zum Beispiel Havel und Seen, Alte und Neue Fahrt und zweieinhalb Freibäder – das halbe ist das geduldete am Heiligen See, die ganzen die am Templiner See und im Babelsberger Park. Und dann wollen wir auch noch kühlende oder springende Brunnen mitten in der Stadt oder Wasserspender an zentralen Punkten, auf denen zu allem Überfluss auch noch das freundliche Wort „Trinkwasser“ steht. Sehr anspruchsvoll!
So ein kühlender Schluck nebenher oder auch nur eine Handvoll Abkühlung für Hände und Schläfen würden sicher die Gastronomen rechts und links nicht in den Ruin treiben und durch die Stadt eilende Potsdamer wie Touristen hätten die Chance, selbst bei den derzeitigen Temperaturen nicht sofort zu Dörrobst zu mutieren. Aber so etwas kostet natürlich Geld.
Dass es auch in der Stadt etwas wässriger zugeht, daran arbeiten die Verantwortlichen jedoch mit Hochdruck. Zum Beispiel im neuen Ortsteil Krampnitz, wo nicht nur das Ufer des Krampnitzsees besser zugänglich gemacht, sondern auch noch eine Fontäne mit nettem Geplätscher den Straßenlärm übertönen soll. Verständlicherweise will da gut Ding noch Weile haben. Das Bächlein im Kirchsteigfeld dümpelt derweil schon lange tapfer vor sich hin und trocknet immer mal wieder aus. Natürlich kam der Klimawandel für uns in Potsdam völlig überraschend und ein heißer Sommer besagt noch gar nichts. Doch die Hitzerekorde haben die Stadtväter und -mütter schon aufgeschreckt und sie ein Klimaanpassungskonzept ersinnen lassen. Sie denken bereits über Wasserspender nach und über neue Brunnen, siehe Krampnitz, ebenfalls. Auch in der alten Stadtmitte wird höchstwahrscheinlich ein Brunnen in die städteplanerische Neugestaltung einbezogen. Die Wasserspiele von Christian Röhl, die es im Staudenhof gab, neu zu installieren, soll aber vor allem ein Friedensangebot des Vereins Mitteschön an alle sein, die möglichst viele DDR-Bauwerke, so die Fachhochschule am Alten Markt, erhalten wollen. Wasserplätschern beruhigt nämlich die Gemüter ungemein, auch die in der Innenstadt.
Und genau deshalb komme ich noch einmal auf den Stadtkanal zurück. Wenn der seitlich am zukünftigen Garnisonkirchturm vorbeifließt, könnte sein Geplätscher doch vielleicht auch die Wiederaufbaugegner beruhigen und alle finden sich an den Kanalufern zu einem Essen ein, nein, nicht in Weiß, sondern wegen der Wellen und Wogen ganz in Blau, und zelebrieren bei Hauptmahlzeit ohne Nachtisch eine völlig potsdamuntypische, aber deshalb um so schönere Eintracht. Für Kirche und Kanal wird anschließend gespendet, was das Zeug hält, beziehungsweise die beiden eingesparten Gänge gekostet hätte. Ich habe es mit den neuen Verabredungsarten zwar nicht so, aber schon jetzt verpflichte ich mich, dazuzulernen und den Blaue-Wellen-Flashmob zu organisieren.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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