Von Jan Brunzlow: Hilfsnetz für Chancengleichheit Das Schülerbafög soll als Weiterentwicklung des Schulsozialfonds Ungerechtigkeiten ausgleichen
Kostenloses Mittag, Schulsozialfonds und nun ein spezielles Schülerbafög – in Potsdam und dem Land Brandenburg gibt es immer mehr Hilfe für Schüler, deren Eltern nicht genug Geld für Arbeits- und Lernmaterialien ihrer Kinder haben. Neueste Idee ist das sogenannte Schülerbafög, bei dem die Schüler ab der elften Klasse monatlich pauschal 100 Euro erhalten sollen.
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Kostenloses Mittag, Schulsozialfonds und nun ein spezielles Schülerbafög – in Potsdam und dem Land Brandenburg gibt es immer mehr Hilfe für Schüler, deren Eltern nicht genug Geld für Arbeits- und Lernmaterialien ihrer Kinder haben. Neueste Idee ist das sogenannte Schülerbafög, bei dem die Schüler ab der elften Klasse monatlich pauschal 100 Euro erhalten sollen. Das Geld soll dafür sorgen, sozial begründete Nachteile bei der Bildung auszugleichen, heißt es seitens des Landes. Und auch Schulleiter finden das neue Angebot wichtig. Frank Brandt von der Steuben-Gesamtschule Potsdam sagte, er konnte einst selbst nur mit zusätzlicher finanzieller Hilfe des Staates sein Abitur absolvieren.
Noch immer ist das Vorhaben des Schülerbafögs nur in den Startlöchern, die Prüfung innerhalb der Landesministerien ist noch nicht abgeschlossen. Dabei geht es um zwei wesentliche Punkte: Müssen Eltern die 100 Euro monatlich vom Land auf ihre Sozialleistungen anrechnen und erhalten daher am Ende des Monats nicht mehr? Und zweitens: wie soll die Verwendung des Geldes kontrolliert werden. Bislang ist vorgesehen, die 100 Euro den Berechtigten auf Antrag pauschal und monatlich zu überweisen. Berechtigt sein soll, wer Arbeitslosengeld II und andere Sozialleistungen bezieht. „Die Verwaltungskosten für die Kontrolle sollen aber nicht höher sein als die Zuschüsse“, sagte Stephan Breiding vom brandenburgischen Bildungsministerium. Daher werde derzeit überlegt, wie eine Prüfung erfolgen kann. Denkbar seien stichprobenartige Prüfungen. Ausgegeben werden darf das Geld für verschiedenste Dinge, die für die Bildung und die Allgemeinbildung wichtig sind. Beispielsweise für Theaterbesuche, Notebooks, Lern-Software, Musikschulen, Literatur oder Nachhilfe.
Frank Brandt von der Steuben-Gesamtschule hält solche Zugaben für wichtig. Es habe bereits Anfragen von Schülern gegeben, doch noch gibt es den Fonds nicht. Ziel ist es, zum neuen Schuljahr das Schülerbafög anzubieten. Klara Geywitz, stellvertretende SPD-Vorsitzende sagte, das Geld sei auch als Ausgleich gedacht. Während andere Jugendliche in diesem Alter Geld bei einer Ausbildung verdienen, soll sozial benachteiligten Schülern mit dem Zuschuss das Abitur ermöglicht werden. Ein wichtiger Punkt, findet Frank Brandt. Allein die Kosten für Bücher seien in der Sekundarstufe II deutlich höher als in anderen Jahrgängen. Zumal in diesem Alter der Sozialfonds nicht greift.
Das brandenburgweite Angebot eines Schulsozialfonds gibt es seit 2008. Etwa 2,2 Millionen Euro stehen dabei zur Verfügung, im Land Brandenburg sollen etwa 25 000 Schüler zwischen sechs und 16 Jahren davon profitieren. 90 Euro bekommt jedes Kind statistisch gesehen in diesem Jahr, die Schulleiter entscheiden, welcher Schüler wofür Geld erhält. Finanziert werden eintägige Exkursionen, kostenpflichtige Ganztagsangebote und Unterrichtsmittel. Das Schülerbafög soll weitergehende Dinge finanzieren.
Ein Umdenken auf höchster Ebene hat der Gründer und Leiter des christlichen Kinder- und Jugendwerkes „Die Arche“ Bernd Siggelkow gefordert. Im Kampf gegen Kinderarmut hat er sich für kostenlose Bildungsangebote ausgesprochen. Die Bundesregierung müsse die Rahmenbedingungen in Deutschland so verändern, „dass keine Zweiklassengesellschaft entsteht“, sagte er. Der Kita-Besuch sollte ebenso von der öffentlichen Hand finanziert werden wie Musikunterricht, Museumsbesuche, Nachhilfestunden und Vereinsmitgliedschaften für arme Kinder. Schon heute könnten „Millionen armer Kinder an Freizeit- oder Bildungsangeboten nicht teilnehmen“, sagte der Pastor und sprach sich für ein kostenloses Schulessen aus.
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