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&#Ganz zart. Elisabeth Sonneck (2.v.r.) gestaltete das Innere des Schinkelbaus.

© A. Klaer;

Landeshauptstadt: Himmelblau wie draußen

Pomonatempel hat innen neue Farben erhalten

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Nauener Vorstadt – Die Spannung Samstagnachmittag vor dem Pomonatempel steigerte sich von Minute zu Minute. Eine Gruppe Interessierter und Mitglieder des Pfingstberg- Fördervereins wartete, um die neue Farbgestaltung im Inneren des Tempels, dem Erstlingswerk von Karl Friedrich Schinkel aus dem Jahre 1801, zu betrachten.

Zunächst aber gab es Erklärungen vor der verschlossenen Tür. Kunsthistorikerin Sabine Ziegenrücker erläuterte ausführlich das Zustandekommen und die Bedeutung der Farbgestaltung der Berliner Künstlerin Elisabeth Sonneck. Von Harmonie war die Rede, von klassischer Schönheit, gar von einem Zwiegespräch mit Schinkels Bauwerk. Auf vielen Manuskriptseiten hatte Ziegenrücker ihre Analyse zusammengestellt.

Schließlich löste der stellvertretende Vereinsvorsitzende Michael Kossmann durch Öffnen der Pforte die aufgestaute Spannung. Manch einer mag zunächst gestutzt haben, denn von einer „Hommage an das berühmte Nachtblau von Schinkels Bühnenbild für Mozarts Zauberflöte“ war in der Pressemeldung des Pfingstberg e.V. die Rede. Dieses Bühnenbild zeigt ein dunkelblaues Himmelsgewölbe mit unzähligen Sternen. Hier im Pomonatempel aber gibt es überwiegend ein lichtes Himmelblau, das sich an diesem sonnigen Nachmittag vom Original draußen kaum unterscheidet. Spätestens auf den zweiten Blick erschließt sich, wie passend die gewählten Farben sind: zart und zurückhaltend, nicht gemacht für die Königin der Nacht, sondern für die Göttin der Früchte, nach der das kleine Bauwerk benannt ist

Kossmann ist begeistert vom Ergebnis. Er erzählt, dass Mitglieder des Fördervereins zuvor die Entwürfe der Künstlerin in ihrem Berliner Atelier begutachten durften. Die Kunsthistorikerin erklärt, dass das, was der Laie für einen einfachen Wandanstrich hält, in Wirklichkeit aus vier- bis fünfmal übereinander geschichteten Lasuren besteht: Ausmalung in 3D. Es handele sich um Mineralfarben, die mit dem Untergrund „verkieseln“.

Zwei Stellen im Innenraum des Tempels sind unbearbeitet geblieben. Sie zeigen das alte Grau der vermoderten Wände. Wie es heißt, war das eine Auflage der Denkmalpflege. „Ich kapiere das nicht“, sagt Ziegenrücker ablehnend. Andere finden die Erinnerung an den alten Zustand nicht schlecht, war doch der Tempel vor der Wende zur Ruine verkommen, wie Kossmann erzählt. „Das war hier ein Abenteuerspielplatz, weit entfernt von der heutigen Schönheit.“ Von Mai bis Oktober werde der Innenraum wieder für Ausstellungen genutzt. Nach einer Ausschreibung im vergangenen Jahr haben zwei Künstlerinnen aus Bern in der Schweiz ihre Arbeit eingereicht. Unter dem Titel „Gezeichnete Reflektionen aus 200 Jahren preußischer Eitelkeit“ zeigen die Grafikerinnen Anna Röthlisberger und Selina Röseler im Juli zu diesem Thema ihren eigens für diesen Ort gestalteten Fries. Günter Schenke

Die neue Farbfassung des Pomonatempels kann an Samstagen, Sonn- und Feiertagen zwischen 15 und 18 Uhr besichtigt werden. Am Samstag, dem 14. Mai, gibt die Künstlerin Elisabeth Sonneck um 15 Uhr eine Einführung in ihr Werk.

Günter Schenke

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