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Landeshauptstadt: Hingucker?

Der Potsdamer Designforscher Rainer Funke hat für die PNN die Wahlplakate der Fraktionschefs im Stadtparlament bewertet

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Eigentlich hat Rainer Funke für typische Wahlwerbung wenig übrig. „Seit Jahren wird man vor Wahlen durch ein Spalier von Gesichtern geschickt“, sagt der Professor für Design-Theorie an der Fachhochschule Potsdam. Die Botschaften seien dabei meist mager, es gehe einzig um das Erzeugen von Sympathie – aus Sicht von Funke eine fragwürdige Methode, um Bürger zur Abgabe ihrer Stimmen zu bewegen. „Bei Kommunalwahlen, bei denen Wähler die Kandidaten oft persönlich kennen, können Plakate der Bewerber allerdings mehr bewirken.“

Die Gestaltung falle dabei sehr unterschiedlich aus, stellt Funke in seiner Analyse der Plakate der Fraktionschefs im Potsdamer Stadtparlament fest (siehe unten): Lob gibt es für die Wahlwerbung von Grünen-Frontfrau Saskia Hüneke, dagegen kommen die Motive von Johannes von der Osten-Sacken (FDP) und Mike Schubert (SPD) bei dem FH-Professor überhaupt nicht gut an. Besonders gelungen findet Funke die – ohne Kandidatenfotos gestaltete – Kampagne der linksalternativen Wählergruppe Die Andere. Über sich sagt der 57-jährige Designforscher, der in Berlin lebt, dass er sich in der Kommunalpolitik Potsdams kaum auskennt.

Übrigens: Ein Plakat aus dem Potsdamer Kommunalwahlkampf hat der Landeshauptstadt bundesweite Aufmerksamkeit beschert: das Motiv von Susanne Prinzessin von Preußen, die für die von Ex-CDUStadtverordneten gegründete Wählergruppe Potsdamer Demokraten am Schlaatz und in der Waldstadt antritt. Auf ihrem Plakat ist die 1964 geborene Adlige mit langen schwarzen Locken zu sehen, auf ihrem Arm sitzen zwei kleine weiße Hunde, in den Hintergrund wurde ein Plattenbau montiert. In dieser Woche erst zog Christian Ehring, der Moderator der Satire-Show „Extra 3“ im Norddeutschen Rundfunk, das Plakat durch den Kakao: „Wenn es für die französische Revolution noch gute Argumente bräuchte, hier hätten wir gleich drei“ Auch im Internet wurde das Plakat auf etlichen Seiten mit viel Spott überzogen.

Für die Prinzessin kommt der Trubel zwar überraschend. Dennoch nimmt sie ihn mit Humor: „Ich habe über einige Kommentare lachen müssen.“ Das Fotomotiv hatte ihr der Freundeskreis empfohlen. Die Begründung: „Das sieht nicht so steif aus.“ Und ihre Kandidatur ist auch ernst gemeint, speziell für ein Tierheim und benachteiligte Kinder will sie sich im Stadtparlament engagieren – wie sie es seit Jahren schon außerhalb der Politik getan hat.

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